Start Wirtschaft Intellivision: Amico-Hersteller entlässt Personal

Intellivision: Amico-Hersteller entlässt Personal

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Die Intellivision Amico ist in verschiedenen Farben erhältlich - hier das Modell 'Glacier White' (Abbildung: Koch Media)
Die Intellivision Amico ist in verschiedenen Farben erhältlich - hier das Modell 'Glacier White' (Abbildung: Koch Media)

Die Lage beim US-Konsolen-Bauer Intellivision ist offenkundig dramatisch: CEO Phil Adam kündigt einen Strategiewechsel für den Amico-Vertrieb an.

Per E-Mail hat Intellivision-CEO Phil Adam die Vorbesteller und Investoren über den aktuellen Status Quo informiert. Adam hat die Aufgabe erst im Februar 2022 von Tommy Tallarico übernommen, der vom Chefposten zurückgetreten war.

Intellivision entwickelt und vermarktet die Spielkonsole Amico, die sich explizit an Familien richten soll. Die Markteinführung war bereits für Dezember 2020 geplant, musste aber mehrfach verschoben werden. Die Konsole inklusive zweier Controller und sechs vorinstallierter Games ist weiterhin für rund 280 € vorbestellbar, unter anderem bei Amazon*. Im Oktober 2021 hat das Unternehmen bereits Amico-Spiele-Pakete vorverkauft.

Der neue CEO räumt ein, dass er unmittelbar nach Amtsantritt einige harte Entscheidungen habe treffen müssen. So sei die Crowdfunding-Kampagne bei StartEngine bei einem Pegelstand von 58.000 $ gestoppt worden – angestrebt hatte Intellivision einen mittleren Millionenbetrag, um die Konsole fertigstellen und produzieren zu können. Die dazugehörigen Dokumente zeichneten schon zu diesem Zeitpunkt ein alarmierendes Bild von der finanziellen Situation. Die StartEngine-Unterstützer haben ihr Geld zurückbekommen.

Die operativen Kosten seien in der Folge „dramatisch“ gesenkt worden, unter anderem durch eine Reduzierung der Belegschaft. Die verbliebenen Ressourcen würden nun für technische Prozesse und die Qualitätssicherung eingesetzt. Mittlerweile habe es eine „Testproduktion“ gegeben – der Vorgang sei von entscheidender Bedeutung, um bestehenden und künftigen Investoren, Partnern und Kunden zu beweisen, dass man eine funktionierende Plattform bauen könne. Genau daran hatte es zuletzt erhebliche Zweifel gegeben. Die Test-Geräte sollen in den kommenden Wochen fertiggestellt werden.

Parallel kündigt Intellivision eine Strategie-Änderung mit Blick auf den Vertrieb an: Steigende Energiekosten, unterbrochene Lieferketten und die hohe Inflation hätten die Kostenbasis deutlich erhöht. Der Fokus des Unternehmens liege nun auf der Auslieferung der Vorbestellungen und bei der Belieferung zweier großer Distributionspartner. Um welche Unternehmen es sich handelt, geht aus der Ankündigung nicht hervor. Für Europa hat sich Koch Media die Vertriebsrechte gesichert. Davon abgesehen will sich Intellivision auf den Direktvertrieb konzentrieren – der Einzelhandel soll erst in einem zweiten Schritt versorgt werden, wenn dies die Kostenstruktur hinsichtlich der Margen zulässt.

Die Unsicherheit mit Blick auf die Markteinführung von Intellivision Amico habe zu einer Flut an Vorbesteller-Anfragen geführt, die um eine Erstattung ihrer Vorauszahlung gebeten haben. Diese Anfragen würden nun „langsam“ abgeschichtet. Der Personalabbau und die finanzielle Lage würden allerdings zu Verzögerungen führen.

Intellivision arbeitet nach eigener Aussage an Lizenzabkommen, um Intellivision-eigene Spiele für andere Plattformen umzusetzen. Dadurch verspricht sich Adam mehr Aufmerksamkeit für die Marke Amico. Entsprechende Vereinbarungen sollen in Kürze bekannt gegeben werden.

Einen neuen Termin für die Auslieferung der Amico-Konsole nennt Intellivision weiterhin nicht.

Die Vorgänge bei Intellivision werden auch in Deutschland mit großer Aufmerksamkeit verfolgt – erstens, weil gleich mehrere hiesige Studios Spiele für Intellivision Amico entwickelt haben. Zweitens, weil Bund und Länder diese Projekte mit weit über einer halben Million Euro subventioniert haben. Und drittens, weil es seit Sommer 2019 eine eigene Europa-Zentrale in Nürnberg gibt. Auf GamesWirtschaft-Anfrage betont das Unternehmen, dass diese Niederlassung weiterhin Bestand haben soll.