Start Gamescom „Niemand wird Ende August an der Gamescom vorbeikommen.“

„Niemand wird Ende August an der Gamescom vorbeikommen.“

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Verantworten die Gamescom: KoelnMesse-Manager Tim Endres und Christian Baur vom Game-Verband (Fotos: KoelnMesse / Game)
Verantworten die Gamescom: KoelnMesse-Manager Tim Endres und Christian Baur vom Game-Verband (Fotos: KoelnMesse / Game)

Infos aus erster Hand über die Gamescom 2020: Die Gamescom-Manager Tim Endres und Christian Baur im Exklusiv-Interview.

Wo sich sonst tagtäglich fast 100.000 Computerspiele-Fans durch die Hallen schieben, wird in diesem Jahr gespenstische Stille herrschen. Die Corona-Auflagen zwingen die Gamescom-Macher zu einem radikalen Strategiewechsel: Mit einem üppigen Livestream-Programm soll die XXL-Spielemesse samt der Entwicklerkonferenz Devcom zumindest virtuell über die Bühne gehen. Details zum Ablauf und Programm finden Sie in diesem Beitrag.

Seit Wochen beschäftigen sich Verband und KoelnMesse mit den konkreten Vorbereitungen für die erste rein digitale Gamescom, die in knapp drei Monaten (27. bis 30. August) startet. Im GamesWirtschaft-Interview verraten zwei echte Insider, worauf sich Publikum, Studios und Publisher konkret einstellen können.

  • KoelnMesse-Manager Tim Endres ist seit den Anfängen der Gamescom involviert und trägt seit drei Jahren als Director Gamescom die Gesamtverantwortung für eine der größten Messen in Deutschland.
  • Christian Baur leitet seit April 2019 den Bereich Gamescom & Events beim Industrieverband Game, dem die Marken Gamescom und Devcom gehören. Der Game ist auch Mitveranstalter des Deutschen Computerspielpreises.

„Niemand wird Ende August an der Gamescom vorbeikommen.“

GamesWirtschaft: Nach der Absage von E3, Paris Games Week und Tokyo Game Show ist die Gamescom das einzige Videospiel-Großereignis in diesem Jahr – wenn auch ’nur‘ digital. Analog zur Bundesliga wird die ganze Spiele-Welt auf Deutschland blicken. Was macht euch zuversichtlich, dass die virtuelle Gamescom die gleiche, wenn nicht größere Strahlkraft entwickelt wie die analoge Ausgabe?

Christian Baur: Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine sehr erfolgreiche Gamescom 2020 sehen werden. Wir haben bei der Entwicklung des Digital-Konzepts eng mit vielen der Top-Aussteller, großen und kleinen Partnern der Gamescom zusammengearbeitet, um ein überzeugendes Paket zu schnüren.

Die ersten Rückmeldungen von Games-Unternehmen weltweit sind positiv und viele schauen sich bereits genau an, welche der vielfältigen Möglichkeiten, Teil der Gamescom zu werden, für sie passen könnte. Wir werden also viele Ankündigungen, News und Weltpremieren erleben.

Tim Endres: Dass so viele internationale Events in diesem Jahr ausfallen, stellt viele Unternehmen vor Probleme. Denn ausgerechnet in einem Jahr, indem die neuen Konsolen erscheinen, gibt es in der Regel besonders viele Titel anzukündigen. Aktuell fehlen hierfür aber viele der Anlässe.

Mit der Gamescom 2020 bieten wir hingegen viele verschiedene Möglichkeiten, seine Neuheiten der weltweiten Games-Community zu präsentieren. Sowohl in unseren Shows wie Gamescom: Opening Night Live oder Gamescom: Awesome Indies als auch durch Formate der offiziellen Gamescom Partner selbst, die damit ebenfalls offizieller Bestandteil der Gamescom werden.

Daher bin ich fest überzeugt, dass niemand Ende August an der Gamescom vorbeikommen wird.

So sieht das überarbeitete, vorläufige Programm der Gamescom 2020 aus (Stand: 18. Mai 2020)
So sieht das überarbeitete, vorläufige Programm der Gamescom 2020 aus (Stand: 18. Mai 2020)

Das Land NRW will wieder Messen und Kongresse unter Auflagen zulassen. Warum habt ihr euch entschieden, dennoch keine Events vor Ort stattfinden zu lassen?

Endres: Um die Gamescom 2020 wirklich erfolgreich auf die Beine stellen zu können, brauchten wir ein konsequent digitales und fokussiertes Konzept. Das haben wir jetzt.

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Gamescom war schon immer das sehr breite Angebot an Events, das sich an verschiedenste Zielgruppen richtet. Einige dieser Veranstaltungen fallen vermutlich nicht unter die Beschränkungen für Großveranstaltungen bis Ende August.

Dennoch ist es nicht sinnvoll, diese vor Ort in Köln stattfinden zu lassen. Denn die unterschiedlichen Events der Gamescom sind alle miteinander verzahnt. Auch werden Ende August sicherlich noch viele Reisebeschränkungen sowohl seitens der Staaten aber auch seitens der Unternehmen bestehen.

Daher haben wir uns sehr genau angeschaut, welche Events der Gamescom wir sinnvoll digital abbilden können. Hierzu gehören etwa die Devcom oder der Gamescom Congress. Und welche Events in diesem Jahr leider ausfallen müssen – wie das Gamescom City Festival.

Die Gamescom sieht sich als „wichtigste Business-Plattform für Entscheider“ in der Games-Branche, zumindest in Europa. Die bislang angekündigten Komponenten sind vor allem auf Endverbraucher zugeschnitten. Was ist für das Fachpublikum – Entwickler, Publisher, Handel, Dienstleister – geplant?

Baur: Eine unserer vier Säulen der Gamescom 2020 ist die Devcom. Das Devcom-Team hat ein sehr beeindruckendes Konzept entwickelt, dass nicht nur die Devcom vor Ort in diesem Jahr ersetzt, sondern die gesamte Konferenzidee deutlich weiterentwickelt.

Als Devcom 365 wird es künftig ein ganzjähriges Angebot geben, dass unter anderem aus Tutorials, Masterclasses, Live-Streams und Podcasts bestehen wird und die Community der Entwicklerinnen und Entwickler in den Mittelpunkt stellt.

Ganz zentraler Bestandteil von Devcom 365 ist die Devcom Digital Conference vom 17. bis 30. August, die in diesem Jahr unser größtes Angebot für die Fachbesucher darstellt. Hier wird es nicht nur Insights von mehr als 100 Experten der internationalen Games-Branche geben, sondern auch einen starken Fokus auf das Business Development. Das reicht von einem innovativen Matchmaking-Tool bis hin zu einer virtuellen Expo für Indies, Dienstleister, Verbände und so weiter.

Endres: Unabhängig von der Devcom werden wir zudem wie immer akkreditierte Medienvertreter und Content Creator haben, die wir über einen exklusiven Bereich auf Gamescom Now mit den Unternehmen zusammenbringen.

Bühnen-Shows, E-Sport, Cosplay-Turniere, Merchandise, Letsplayer-Autogrammstunden, Indie-Arena: All das gehört eng zur Gamescom und ist ohne Live-Publikum kaum vorstellbar. Abseits von Social Media: Wie sollen die Spiele-Fans eingebunden werden?

Endres: Die Community stand schon immer im Mittelpunkt der Gamescom und so soll es natürlich auch in diesem Jahr sein. Gerade in Zeiten von Corona verbinden Games die Menschen und das empfinden wir auch als Verantwortung der Gamescom.

Konkret bauen wir dafür in diesem Jahr besonders Gamescom Now aus: Hier finden die Fans eine Übersicht zu allen Gamescom-Shows und Veranstaltungen der Partner, sodass sie keine Neuigkeiten verpassen. Auch wird es hier alle wichtigen News im Anschluss an die jeweiligen Streams und Events geben. Damit wird Gamescom now zu dem zentralen Hub für alle Fans.

Ebenfalls werden wir mit vielen Influencern zusammenarbeiten, viele der Partner-Events werden die Community aktiv einbinden und wir werden alle Entwicklungen rund um die Gamescom 2020 intensiv auf den vielen verschiedenen Social-Media-Plattformen begleiten und so mit der Community interagieren.

Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen Verband und Koelnmesse in der Praxis aus?

Baur: Koelnmesse und Game arbeiten schon seit vielen Jahren sehr vertrauensvoll und partnerschaftlich zusammen. Das ist einer der wesentlichen Gründe für den Erfolg der Gamescom.

Dass sich unsere Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren so gut eingespielt hat, hilft uns in dieser besonderen Situation sehr. Wir halten gemeinsam engen Austausch und arbeiten Hand in Hand, um auch in Zeiten der Corona-Pandemie eine Gamescom zu realisieren, auf die sich die internationale Games-Branche und Community zu Recht Ende August freuen kann.

Die Gamescom war und ist eng mit dem Standort Köln verbunden. Woran wird man den kölschen Einschlag in diesem Jahr merken?

Endres: Die Gamescom ist schon lange ein globales Phänomen, an dem in diesem Jahr niemand im Internet vorbeikommen wird. Gleichzeitig ist und bleibt die Gamescom natürlich in Köln zu Hause. Gerade in der aktuellen Situation zeigt sich der kölsche Teamspirit, mit dem wir als Koelnmesse und Game gemeinsam mit unseren Partnern schaffen, an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen.

Die Koelnmesse spricht von einem „wegweisenden Digitalkonzept in der Veranstaltungslandschaft“. Unterstellt, die digitale Gamescom 2020 ist ein Riesen-Erfolg – besteht da nicht das Risiko, dass Aussteller und Besucher bei der Gamescom 2021 auf die Idee kommen könnten, das Social Distancing kurzerhand fortzusetzen?

Endres: Die Gamescom als weltgrößtes Event rund um Computer- und Videospiele war schon immer eher ein Festival: Die Spielerinnen und Spieler kommen hier zu Tausenden hin, weil der Community-Aspekt eine so große Rolle spielt. Hier trifft man sich und tauscht sich aus.

Diese einzigartige Atmosphäre zeichnet die Gamescom aus und wird auch 2021 wieder viele Fans nach Köln bringen.

Gleiches gilt auch für die Fachbesucher: Hier trifft man die wichtigsten Business-Kontakte sowie viele bekannte Gesichter und alte Kolleginnen und Kollegen. Dieser soziale Aspekt spielt auf der Gamescom schon seit jeher eine große Rolle und wird es auch wieder in Zukunft.

Und auch die Unternehmen schätzen die Gamescom vor Ort wie auch digital als eine der besten Möglichkeiten neue Spiele anzukündigen, den Fans zu präsentieren und sich mit der eigenen Community auszutauschen.

Die Gamescom 2020 ist in dieser Form eine Premiere und somit auch weithin unbekanntes Terrain, um nicht zu sagen: Neuland. An welchen Zielgrößen macht ihr am 30. August fest, ob euer Plan aufgegangen ist?

Baur: Das Digital-Konzept der Gamescom 2020 entwickelt konsequent unsere Strategie fort: Wir wollen die Internationalisierung und Digitalisierung weiter vorantreiben. Mit den erfolgreichen Premieren von Gamescom: Opening Night Live und Gamescom Now haben wir bereits im vergangenen Jahr gezeigt, das wir hier auf dem richtigen Weg sind.

Daher sind auch die neuen Shows wie Gamescom: Awesome Indies oder Gamescom: Best Of Show nicht als Ersatz für den Ausfall von Events vor Ort zu sehen, sondern ergänzend und als nächste Schritte unserer Strategie zu verstehen.

Viele der digitalen Neuerungen in diesem Jahr werden wir daher auch in Zukunft bei der Gamescom wiedersehen. Wie erfolgreich unser Digital-Konzept sein wird, entscheiden am Ende die Millionen Fans, die die Gamescom 2020 rund um den Globus verfolgen werden.