Nächster vorläufiger Tiefpunkt im Bilanzskandal bei Wirecard: Der Zahlungsdienstleister will einen Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit stellen.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard stellt beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Das hat das Unternehmen am Vormittag via Adhoc-Mitteilung bekannt gegeben. Derzeit wird geprüft, inwieweit Insolvenzanträge auch für die Wirecard-Tochterunternehmen erforderlich werden.
Die Aktie des DAX-Konzerns war am Donnerstagmorgen abermals eingebrochen und notierte kurzzeitig unter 10 Euro – der Handel wurde mittlerweile ausgesetzt. Update von 12 Uhr: Nach Wiederaufnahme des Handels notiert die Aktie bei knapp 3 Euro – vor einer Woche lag der Kurs noch im dreistelligen Bereich.
Hintergrund ist der ungeklärte Verbleib von 1,9 Milliarden Euro, die sich auf einem philippinischen Treuhandkonto hätten befinden sollen. Nach Unternehmensangaben steht mittlerweile fest, dass die Umsätze mit „überwiegender Wahrscheinlichkeit“ nicht existieren. Die Wirtschaftsprüfer hatten daher den Jahresabschluss verweigert.
Gegen den mittlerweile zurückgetretenen Vorstands-Chef und Großaktionär Markus Braun war ein Haftbefehl erlassen worden, der gegen eine Kaution von 5 Mio. ausgesetzt wurde. Der Vorwurf: Marktmanipulation und Bilanzfälschung.
Sein langjähriger Vorstands-Kollege Jan Marcalek wird auf den Philippinen vermutet und soll sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereit erklärt haben, mit den deutschen Behörden zu kooperieren. Marcalek war zuvor vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden worden.
Die Wirecard-Pleite hat auch Auswirkungen auf die deutsche Games-Industrie, die sich mit Notfallplänen für den nun eingetretenen Ernstfall vorbereitet hat. So werden Ingame-Käufe in Apps und Online-Spielen sowie Download-Käufe via Kreditkarte vielfach via Wirecard abgerechnet – einige Anbieter haben sich in Teilbereichen exklusiv an das Unternehmen gebunden.
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