Mit Kampfpreisen diktieren MMOGA, G2A & Co. die Spielregeln im Digitalvertrieb. Gamesrocket.de gibt auf und wirft Publishern eine Mitschuld an der Marktverzerrung vor.
Im Impressum der Aschaffenburger Gamesrocket GmbH prangt seit kurzem der Zusatz „i. L.“ – in Liquidierung. Der bekannte Onlineshop schließt, der Shop bleibt nur bis zum 31. Januar 2017 geöffnet. Bis dahin haben die Kunden die Gelegenheit, im Shop einzukaufen, im Lauf des Februars wird man noch auf Downloads zugreifen können.
Gamesrocket gehört zu den Versendern, die frühzeitig auf den digitalen Vertrieb von Download-Codes und Gamecards gesetzt haben. Dies wurde dem Unternehmen dem Vernehmen nach zum Verhängnis: „Die bittere Wahrheit ist, dass entscheidende Annahmen zur Entwicklung der Marktteilnehmer und Rahmenbedingungen aus 2010 (dem Gründungsjahr, Anm. d. Red.) nicht eingetreten sind“, so steht es in der Pressemitteilung.
Gamesrocket: Publisher schützen „preisaggressive Mitbewerber“
Als offizieller digitaler Händler hätte Gamesrocket deutlich schlechtere Konditionen erhalten als im klassischen Handel mit physischen PC- und Konsolenspielen. An dieser Situation habe sich auch in den vergangenen Jahren nur wenig geändert.
Die internationale Konkurrenz bekäme ihre Codes aus „nachträglich digitalisierten Lizenzcodes aus dem PC-Großhandel“. Diese „preisaggressiven Mitbewerber“ hätten zudem ihren Sitz im EU-Ausland und profitierten davon, keine Mehrwertsteuer einzupreisen. Von Seiten der relevanten PC-Spiele-Publisher gäbe es laut Gamesrocket nur wenig Unterstützung, an dieser Lage etwas zu ändern – eine Situation, unter der in einem globalisierten und durchdigitalisierten Geschäft alle Händler mit Sitz in Europa leiden.
MMOGA, G2A & Co. suchen Schulterschluss mit Influencern
Einschlägige Anbieter wie MMOGA oder G2A haben ihren Sitz in Hongkong, sind aber im deutschsprachigen Raum ausgesprochen aktiv und unterbieten regelmäßig die Tarife der traditionellen Händler. Die Unternehmen arbeiten intensiv mit eSport-Clans, Youtubern, Twitch-Streamern und anderen Influencern zusammen, um Keys für Steam, PSN, Origin, GOG sowie Free2play-Guthaben, WoW-Gold und FIFA 17-Points zu vermarkten.
Weil sich an diesem Zustand auch mittelfristig nichts geändert hätte, hat Gamesrocket-Geschäftsführer Martin Wortmann nun aus strategischen Gründen die Einstellung des Betriebs beschlossen – eine „freie unternehmerische Entscheidung“, wie es im Blogbeitrag formuliert ist.