
Atari oder nix: Zum Schnäppchenpreis von 4,5 Mio. € dürfte der Spielehersteller den angeschlagenen Indie-Publisher Thunderful übernehmen.
Über Jahre hinweg war die schwedische Thunderful AB ein gefragter Partner der deutschen Indie-Games-Szene – etwa als Publisher von preisgekrönten Spielen wie Trüberbrook (Bildundtonfabrik / Köln), Lonely Mountains Downhill (Megagon Industries / Berlin) oder Curious Expedition 2 (Maschinen-Mensch / Berlin).
2021 erfolgte der Zukauf des Dürener Indie-Spezialisten Headup – zwei Jahre später wurde das Ludwigsburger Studio Fizbin integriert. Im Mai 2024 hat Headup-Gründer Dieter Schoeller dann seine Anteile zurückgekauft – offenbar gerade noch rechtzeitig. Für das interne Studio Fizbin fand sich keine Lösung: Der Betrieb wurde im Frühjahr 2025 eingestellt.
Thunderful selbst kommt seit Jahren nicht zur Ruhe – eine Hiobsbotschaft folgt auf die nächste. Mehrere Kostensenkungs-Programme und Umstrukturierungen samt Wechsel von Führungskräften und Geschäftsmodellen konnten weder Aktienkurs noch Cashflow stabilisieren.
Thunderful: Atari will Mehrheit übernehmen
Am vergangenen Dienstag dann der vorläufige Schluss-Akkord: Der börsennotierte Spielehersteller mit Sitz in Göteborg publizierte gleich vier Adhoc-Meldungen an einem einzigen Tag. Die wichtigsten Botschaften:
- Die Schulden wachsen, die Liquidität leidet: Thunderful muss mit sofortiger Wirkung noch mehr sparen und weitere Stellen abbauen. Ein Grund: Das zweite Quartal samt Neuheiten wie Lost in Random: The Eternal Die blieb deutlich unter den Erwartungen.
- CEO Martin Walfisz geht: Zwei Jahre nach Amtsantritt wird der Manager seinen Posten abgeben – spätestens zum 31. Dezember.
- Atari tritt als Weißer Ritter in der Not auf: Der Spielehersteller bietet 50 Mio. SEK (ca. 4,5 Mio. €) und bekommt dafür 81,7 Prozent der Aktien und Stimmrechte – vorbehaltlich der Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28. August. Im Kaufpreis enthalten sind mehr als 20 Spiele-Marken, darunter Steamworld, ISLANDERS und Vampire’s Fall.
Atari Interactive ist seinerseits an der Euronext Growth Paris notiert und kontrolliert die Markenrechte von Klassikern wie Asteroids, Pong, Intellivision, Missile Command und Rollercoaster Tycoon. Daneben legt das Unternehmen kultige Spielkonsolen neu auf.
Der Atari-Deal ist offenkundig alternativlos: „Der Aufsichtsrat hält den vorgestellten Vorschlag für die einzige realistische Alternative, um den Betrieb von Thunderful unter den gegenwärtigen Bedingungen fortzusetzen.“ Sollten die Thunderful-Investoren in der Hauptversammlung nicht zustimmen, wäre die Insolvenz unausweichlich. Die beiden größten Aktionäre mit insgesamt knapp 30 Prozent der Stimmrechte haben bereits signalisiert, das Angebot annehmen zu wollen.
Die ohnehin angeschlagene Thunderful-Aktie ist unter dem Eindruck der Übernahmepläne vollends kollabiert: Der Kurs lag am heutigen Montag bei knapp 2 Cent – was einem Börsenwert von nur noch 1,5 Mio. € entspricht.
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Als Atari Aktionär freut mich dieser Zukauf. Da muss ich mir die einzelnen Titel gleich mal anschauen.
Bin gespannt was Ataris nächster Schachzug ist.
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