
Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern will Minderjährige besser vor Lootboxen schützen – für September ist eine Bundesrats-Initiative geplant.
„Die Übergänge zum Glücksspiel sind fließend, das macht mir große Sorgen“, bekannte Hendrik Streeck (CDU) vor wenigen Tagen gegenüber dem Fachblatt Apotheken-Umschau.
Mit dieser Bewertung von Lootboxen ist der Bundesdrogenbeauftragte nicht allein: In mehreren Bundesländern hat sich die Politik via Wahlprogramm oder Koalitionsvertrag eine stärkere Regulierung jener digitalen Wundertüten vorgenommen, die gerade auf Kinder und Jugendliche eine große Faszination ausüben. Entsprechende Vorstöße gab es unter anderem in Bremen, Schleswig-Holstein, Bayern und Niedersachsen. Auch die EU-Kommission ist wild entschlossen, Spieler besser vor Risiken und Nebenwirkungen zu schützen.
Neu in der Allianz der Willigen ist Mecklenburg-Vorpommern: SPD-Gesundheitsministerin Stefanie Drese nutzte ihren Gamescom-Besuch, um sich mit Wirtschaft und Wissenschaft über Suchtprävention und Jugendschutz auszutauschen – auch mit Blick auf Lootboxen.
Drese: „Die Spielerinnen und Spieler wissen beim Kauf nicht, was sie für ihr Geld erhalten. Besondere Raritäten, begehrte Gegenstände oder das freischalten bestimmter Charaktere sorgen aber dafür, dass die Lootboxen immer wieder zum Einsatz von echtem Geld verleiten. Damit ähnelt das Prinzip stark den Mechanismen des Glücksspiels.“
Aus Jugendschutz-Sicht bestünde die Gefahr, dass junge Menschen in Abhängigkeiten oder finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Lootboxen-Regulierung: Mecklenburg-Vorpommern plant Vorstoß im Bundesrat
Drese sieht daher großen Handlungsbedarf – und will deshalb noch rechtzeitig vor den Landtagswahlen 2026 eine Bundesratsinitiative einbringen, die Hersteller zu einer Offenlegung von Inhalten und Gewinnwahrscheinlichkeiten sowie zu Warnhinweisen verpflichtet, wie sie zum Beispiel in der Werbung für Lotto-Anbieter obligatorisch ist.
Ihr Entwurf, der heute auf der Tagesordnung des Kabinetts von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) steht, regt außerdem eine Ergänzung der Lehrpläne zur Medienbildung an Schule um Lootboxen und Pay2Win-Mechaniken ein.
Vorausgegangen ist ein Antrag der Landtags-Fraktionen von SPD und Linken unter der Überschrift „Suchtgefahr in Spielen eindämmen – Klare Regeln für Lootboxen“. Darin fordert die rot-rote Koalition eine verbindliche Altersfreigabe 18 Jahren für Spiele mit „glücksspielähnlichen Mechanismen“, eine obligatorische Kennzeichnung, Ausgabenbegrenzungen, Werbe-Einschränkungen sowie eine Lizenzpflicht analog zum Glücksspiel-Gewerbe.
Exakt keinen Handlungsbedarf sieht traditionell die Games-Industrie, die stattdessen auf das Wirken der verbandseigenen Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) verweist. Im Mai 2024 wurde eigens eine achtseitige Stellungnahme (PDF) an alle Bundestags-Fraktionen verschickt: Darin wird unter anderem argumentiert, dass der Großteil aller Spielerinnen und Spieler kein Geld für Zusatzangebote ausgibt. Die Erlöse würden obendrein dazu beitragen beitragen, dass die Spiele-Preise „trotz stark gestiegener Produktionskosten“ konstant gehalten werden können.
Dennoch hat die Branche auf die anhaltende Kritik an der Lootbox-Praxis reagiert: So wurden die Altersfreigaben typischer Lootboxen-Games wie EA Sports FC auf USK 12 angehoben – was in der Praxis aber keine Auswirkungen auf Vertrieb und Vermarktungen zur Folge hat.
Die USK-Alterskennzeichen enthalten zudem Hinweise zu „erhöhten Kaufanreizen“, „Druck zum Vielspielen“ sowie „In-Game-Käufe + zufällige Objekte“: Diese Angaben werden auf führenden Plattformen (PlayStation Store, Amazon etc.) nicht ausgewiesen.
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