Start Politik Games-Förderung: Fallen kleine Studios durch den Rost?

Games-Förderung: Fallen kleine Studios durch den Rost?

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Hunderte Indie-Studios präsentieren ihre Neuheiten in der Indie Area der Gamescom 2025 (Foto: Koelnmesse / Oliver Wachenfeld)
Hunderte Indie-Studios präsentieren ihre Neuheiten in der Indie Area der Gamescom 2025 (Foto: Koelnmesse / Oliver Wachenfeld)

Der Bund investiert Hunderte Millionen in Games – hat dabei aber bewusst größere Projekte und Studios im Blick. Wer hilft den Indies?

88 Mio. € im laufenden Jahr – weitere 125 Mio. € für 2026: Weit über 200 Mio. € hat Bundes-Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) in ihren Etats für Games-Projekte eingeplant. Abhängig von der Unternehmensgröße übernimmt der Staat bis zu 50 Prozent der Entwicklungskosten – die Untergrenze liegt bei 300.000 €. Zuvor waren es 100.000 €.

Just an dieser deutlich angehobenen ‚Bagatellgrenze‘ entzündet sich weiterhin Kritik. Auf Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion im Januar verteidigte die Bundesregierung diesen Schritt mit der Rüge des Bundesrechnungshofs, der eine stärkere Abgrenzung zu den Programmen der Bundesländer gefordert hatte.

Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung lasse zudem darauf schließen, dass die festgelegten Ziele mit „sehr kleinen Projekten nicht oder nur schlecht“ erreichbar seien.

Zwangsläufige Folge: Durch die Verdreifachung der Untergrenze können junge Studios, Hochschul-Ausgründungen und Startups nicht mehr auf Bundesmittel zugreifen. Doch just diese Gruppe war es, die in den vergangenen Jahren für eine regelrechte Gründungswelle in der deutschen Games-Branche gesorgt hat, wie ein Blick in die Förder-Datenbank zeigt: Knapp die Hälfte der mehr als 600 geförderten Projekte seit 2019 hat maximal 150.000 € erhalten.

Games-Förderung: Fallen kleine Studios durch den Rost?

Auf GamesWirtschaft-Anfrage verteidigt das Forschungsministerium die höheren Anforderungen: „Bei branchenüblichen Arbeitsplatzkosten wird die Mindestprojektgröße bereits mit drei Mitarbeitenden und zwei Jahren Entwicklungszeit erreicht. Die vorliegenden Anträge zeigen, dass die Förderung auch weiterhin Kleinstunternehmen (unter zehn Mitarbeitende) und junge Unternehmen (unter drei Jahren) anspricht.“

Das Beispiel Nordrhein-Westfalen sei zudem ein Beleg, dass die lokalen Programme entsprechend nachgeschärft werden – weitere Bundesländer würden folgen. Auch Bayern will die Fördertöpfe deutlich aufstocken. Zur Wahrheit gehört allerdings, dass es in großen Flächenländern wie Hessen oder Rheinland-Pfalz weiterhin entweder gar keine oder nur sehr überschaubare Förderprogramme gibt.

Computerspiele-Förderung: Forschungsministerium verzeichnet mehr Anträge

Bleibt die Frage: Wird der Bund das viele Geld eigentlich los? Das öffentlich einsehbare Fördermittel-Radar legt nahe, dass es noch viel Luft nach oben gibt – schließlich sind gerade größere Studios mit der Abschichtung bewilligter Projekte beschäftigt, deren Laufzeit erst 2026 oder 2027 endet.

Im Ministerium blickt man gelassen auf die Entwicklung – schließlich sei der Förderaufruf erst Mitte Juli veröffentlicht worden, die Unternehmen bräuchten Zeit für die Vorbereitung der Unterlagen.

Zum Stichtag 30. September 2025 lagen demnach Förder-Anträge mit einem Volumen von rund 13 Mio. € vor – davon sei die Hälfte erst in den vergangenen 14 Tagen eingegangen. Zusätzlich befinden sich derzeit 54 Anträge mit einem Volumen von 23 Mio. € in der „Entwurfsberatung“.

Die 30 größten Projekte der Bundes-Games-Förderung (Stand: 25. August 2025)
Die 30 größten Projekte der Bundes-Games-Förderung (Stand: 25. August 2025)

Erneute ‚Evaluation‘ soll Games-Förderung durchleuchten

Entlang des Prüfberichts hatte der Bundesrechnungshof leise Zweifel an der Effizienz der Förderung angemeldet und insbesondere fehlende Transparenz und Nachverfolgung kritisiert. In Vorbereitung ist daher eine erneute „begleitende Evaluation“, für die im Haushalt 100.000 € eingeplant sind. Die letzte Untersuchung stammt von 2023 und berücksichtigt nur die Ereignisse bis 2022. Seitdem ist eine Menge passiert.

Immer noch auf der To-Do-Liste steht die Einrichtung eines dedizierten ‚Games-Referats‘, das Bundesministerin Bär anlässlich des Deutschen Computerspielpreises im Mai 2025 angekündigt hat. Damit kassierte Bär eine Entscheidung von Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der die eigenständige Abteilung aufgelöst und in die ‚Kultur- und Kreativwirtschaft‘ eingemeindet hatte.

Bei GamesWirtschaft finden Sie einen laufend aktualisierten Überblick über die größten Projekte der Games-Förderung.


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