Start Politik EU-Regulierung: Supercell-Boss Paananen schlägt Alarm

EU-Regulierung: Supercell-Boss Paananen schlägt Alarm

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Supercell-CEO Ilkka Paananen sorgt sich in einem Offenen Brief um die Perspektiven für Europas Games-Industrie (Fotos: Supercell / GamesWirtschaft)
Supercell-CEO Ilkka Paananen sorgt sich in einem Offenen Brief um die Perspektiven für Europas Games-Industrie (Fotos: Supercell / GamesWirtschaft)

Die geplante EU-Regulierung von In-Game-Käufen gefährdet aus Sicht von Ilkka Paananen die Zukunft der europäischen Games-Industrie.

„Was haben Clash of Clans, Candy Crush, Minecraft und The Witcher gemeinsam? Ja, es sind extrem populäre Videospiele, die von Millionen Menschen überall auf der Welt gespielt werden. Und sie stammen aus Europa.“

So beginnt ein Offener Brief von Ilkka Paananen, Gründer und CEO des finnischen Mobilegames-Studios Supercell mit Sitz in Helsinki. Die Tencent-Tochter entwickelt und vermarktet einige der kommerziell erfolgreichsten Smartphone-Titel, darunter HayDay, Brawl Stars, Clash Royale und Boom Beach. Die Titel sind kostenlos spielbar – die Monetarisierung erfolgt über Mikrotransaktionen, sprich: In-App-Käufe und Spielwährung, die etwa neue Inhalte freischaltet oder Vorgänge abkürzt.

99 Prozent aller Mobilegames-Umsätze entfallen auf das Free2Play-Segment: Allein die Verbraucher in Deutschland haben 2024 über 3 Milliarden Euro für Spiele-Apps ausgegeben – mehr als je zuvor.

EU-Regulierung: Supercell-Boss Paananen schlägt Alarm

Just um die Zukunft des marktführenden Geschäftsmodells sorgt sich Paananen, der den Brüsseler Wettbewerbs-Hütern in seinem dreiseitigen Schreiben vorwirft, durch Regulierung einige der wenigen europäischen Erfolgsstorys im Tech-Bereich zu gefährden – und damit Innovationen und Investitionen abzuwürgen.

Genau dies droht aus Sicht des Games-Unternehmers im Zuge des Digital Fairness Act und neuen Richtlinien des Consumer Protection Cooperation Network. Erste Vorschläge liegen seit dem Frühjahr auf dem Tisch – die zur Folge hätten, dass jeder Einsatz von Spielwährungen (Taler, Goldmünzen, Diamanten etc.) einem Echtgeld-Kauf gleichkommt, samt Kaufvertrag, Dokumentation und Widerspruchsrechten. Eltern müssten den Einkäufen ihrer Kinder individuell zustimmen.

Paananen sieht in der kolportierten EU-Regulierungs-Wut einen „bürokratischen Albtraum“ und ein fundamentales Miss- und Unverständnis, wie modernes, digitales Entertainment funktioniert. Die geplanten Maßnahmen würden die Spieler-Experience verschlechtern und zu massiven wirtschaftlichen Kollateralschäden führen.

Der Supercell-Gründer fordert stattdessen die Weiterentwicklung bestehender Regeln und die Einbeziehung der Games-Industrie. Alle Maßnahmen müssten einer evidenz-basierten Grundlage folgen – nicht hypothetischen Vermutungen. Für den Fall, dass die EU-Vorgaben umgesetzt werden, sei der Wechsel zu anderen Geschäftsmodellen zu erwarten, etwa verstärkte Werbeeinblendungen.

Am Ende gehe es um die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Games-Industrie – und um die Frage, ob die 6.000 Spiele-Studios samt der dort beschäftigten Entwickler überleben.

Der europäische Entwickler-Dachverband springt Paananen bei. EGDF-Präsident Hendrik Lesser: Wenn Unternehmergeist und Innovation auf starken Verbraucherschutz und gesicherte Wettbewerbsfähigkeit in der EU treffen, ist das erfolgreich. Allerdings muss die Regulierung verhältnismäßig sein und auf realen, greifbaren Problemen basieren.“

Verbraucherschützer kritisieren Supercell für ‚Dark Patterns‘

Ganz so trivial, wie es Supercell namens der Games-Branche darstellt, ist die Gemengelage allerdings nicht: Abseits der EU kritisieren internationale Verbraucherverbände, Wissenschaft, Politik und Medien die „manipulativen Methoden“, die gerade bei populären Free2Play-Titeln wie jenen von Supercell zum Einsatz kommen.

Zum Instrumentarium solcher ‚Dark Patterns‘ gehören unaufgeforderte Kaufangebote, Belohnungen für tägliches Spielen, Kaufdruck durch Countdowns und nicht zuletzt die gezielte Verschleierung von Echtgeld-Einsätzen durch virtuelle Währungen aller Art.

Die Verbraucherzentrale geht daher juristisch gegen einzelne Anbieter vorDie Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) sah sich veranlasst, die Alterseinstufung von Roblox und EA Sports FC spürbar anzuheben. 

Zum vollständigen Bild gehört außerdem, dass Panaanens Kronzeugen-Spiel The Witcher zwar in Europa entwickelt wird (nämlich bei CD Projekt Red in Polen), aber kein Free2Play-Titel ist – und damit von den EU-Plänen nicht betroffen wäre.


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