Die Skeptiker hatten Recht: The Day Before ist eine leere Hülle – nach nur einer Woche gibt Hersteller Fntastic auf.
Update vom 22. Dezember 2023: Das Kapitel The Day Before ist beendet, wie aus einem X-Posting hervorgeht: Das Entwicklerstudio Fntastic hat den operativen Betrieb eingestellt – am 22. Januar 2024 werden zudem die Server endgültig abgeklemmt.
Publisher Mytona müht sich in Zusammenarbeit mit Steam um eine Rückerstattung des Kaufbetrags – Valve soll proaktiv auf die Kunden zugehen. Das Entwicklerteam bedankt sich bei den Unterstützern entlang der ‚Reise‘ und wünscht „a happy holiday season“.
The Day Before: Studio schließt – Käufer fordern Rückzahlung
Meldung vom 12. Dezember 2023: Wer glaubte, im Games-Business schon alles erlebt zu haben, ist am Tag nach The Day Before schlauer: Knapp 40 € haben die Käufer auf der Plattform Steam in die Early-Access-Version eines der meisterwarteten PC-Action-Spiele investiert – nur um festzustellen, dass das gelieferte Spielerlebnis nicht dem entspricht, was das Studio Fntastic seit Jahren versprochen und beworben hatte. Nämlich ein Zombie-Survival-Open-World-Action-Rollenspiel, das an die Spielwelt von The Last of Us und The Division angelehnt ist – zumindest ließen darauf Trailer (YouTube), Beschreibungen und Vorab-Bilder schließen.
In der Praxis ist davon jedoch wenig bis nichts zu sehen; vielmehr strotzt das Ergebnis vor technischen Problemen, wesentliche Features fehlen komplett. Die meistgenutzte Vokabel in den mehr als 20.000 (!), mehrheitlich „äußerst negativen“ Kunden-Rezensionen und Social-Media-Reaktionen lautet demzufolge: Scam – also Betrug.
Nach einem Sturm der Entrüstung hat das Entwicklerteam am gestrigen Montag angekündigt, dass der Geschäftsbetrieb nach acht Jahren eingestellt wird: The Day Before sei „finanziell gescheitert“ – es gebe keine Rücklagen, um die Entwicklung fortzusetzen. Die Einnahmen würden dazu verwendet, um Verbindlichkeiten bei Partnern abzutragen.
Wörtlich heißt es: „Wir bitten um Entschuldigung, falls wir euren Erwartungen nicht entsprochen haben. Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, aber leider haben wir unsere Fähigkeiten überschätzt. Die Entwicklung von Spielen ist eine unglaubliche Herausforderung.“
Die Kundschaft gibt sich mit damit nicht zufrieden, sondern sieht sich vielmehr getäuscht. Steam hat im ersten Schritt dafür gesorgt, dass The Day Before nicht mehr erworben werden kann – Fntastic wiederum beteuert, an den Spiele-Verkäufen nicht zu partizipieren. Man bemühe sich vielmehr, den Kaufbetrag zu erstatten, unabhängig von der Spielzeit. In der Tat mehren sich Meldungen, wonach ‚Refunds‘ im großen Stil stattfinden.
Skeptiker sehen sich in ihrer Einschätzung bestätigt: Denn entlang der Entwicklung gab es regelmäßig Berichte, die erhebliche Zweifel an Studio und Produkt aufkommen ließen. Das Team hatte sich gegen die Anschuldigungen in Stellungnahmen verwahrt. Mittlerweile hat Fntastic die offiziellen Kanäle (Facebook, Instagram, LinkedIn etc.) sowie bereits veröffentlichte Trailer vom Netz genommen.
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Leiden werden die unabhängigen Entwickler, der Trend wird dazu gehen, eher den großen Studios zu vertrauen, die eine Spieleentwicklung stemmen können. Das scheint ja auch dieses Mal die gewonnene Erkenntnis des Studios zu sein.
Das Spiel hat den Bogen wohl letztendlich überspannt. Auf einer anderen Nachrichtenseite habe ich gelesen, dass die beiden Geschäftsführer von Fntastic wegen Betrugsversuchs angeklagt worden sind.
Leider sieht man diese Art von Täuschung in den letzten Jahren immer häufiger, und als Spieler hat man irgendwann die Geduld verloren. Daher ist es meiner Meinung nach nur gerechtfertigt, wenn die Spieler zurückschlagen.
Das betrifft natürlich nicht nur den aktuellen Fall von „The Day Before“. Davon betroffen sind auch sämtliche Veröffentlichungen in den letzten Jahren, wie zum Beispiel der Release von Gollum, über den auf dieser Seite berichtet wurde.
Wie kann man sich als Spieler bei solchen Veröffentlichungen auch nicht betrogen fühlen? Ich persönlich hoffe, dass die Spieler mit ihrem Portemonnaie zurückschlagen und die Publisher merken, dass es sich finanziell nicht lohnt, defekte Spiele frühzeitig auf den Markt zu bringen. Davon profitieren letztendlich nicht nur die Spieler, sondern auch die Entwickler, die dann wieder stolz auf ihre Arbeit schauen können.
Allerdings verstehe ich auch die Plattformhalter wie Sony, Microsoft und Nintendo nicht mehr. Damals gab es noch sogenannte „Technical Checklist Requirements“, wo ein Spiel ein Mindestmaß an technischer Funktionalität bieten musste. Dies wird heutzutage offensichtlich nicht mehr durchgeführt, sonst würde man wohl keine 60€ für ein Spiel bezahlen, das ständig abstürzt oder durch andere Fehler unspielbar ist.
Ich hoffe, dass dieser Trend bald abnimmt und die Spielebranche zu der Qualität zurückfindet, die man von früher kennt, wo ein Spiel auch zum Release funktioniert hat.
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