Start Marketing & PR Webedia-Format FYNG: „Nicht schlecht für eine ehemalige Notlösung.“

Webedia-Format FYNG: „Nicht schlecht für eine ehemalige Notlösung.“

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Michael Graf (Head of Video Publishing) und GameStar-Chefredakteur Heiko Klinge verantworten Find Your Next Game (FYNG) bei Webedia.
Michael Graf (Head of Video Publishing) und GameStar-Chefredakteur Heiko Klinge verantworten Find Your Next Game (FYNG) bei Webedia.

FYNG – das steht nicht nur Find Your Next Game, sondern zunehmend auch für Next Geschäftsmodell. Michael Graf und Heiko Klinge von Webedia erklären, wie es funktioniert.

„Ein fantastischer Job unserer Webedia-Teams vor Ort auf der Caggtus Leipzig sowie in München und Berlin – ihr alle könnt stolz auf euch sein!“

Head of Video Publishing Michael Graf war nicht der einzige Webedia-Beschäftigte, der geradezu euphorisch das vergangene Wochenende auf dem Leipziger Messegelände bilanzierte. Dort hatten die Gaming-Websites GameStar, GamePro und MeinMMO ein zweistündiges Show-Programm unter dem Motto Find Your Next Game, kurz: FYNG, arrangiert – moderiert von Maurice Weber und Ann-Kathrin Kuhls.

Kleine, große und sehr große Studios und Publisher nutzten das Scheinwerferlicht, um entlang von Ankündigungen, Gameplay-Material und Interviews auf 25 kommende Neuheiten hinzuweisen – in der Hoffnung, dass die Zuschauer auf diesem Weg explizit ihr nächstes Game finden.

Laut Webedia verfolgten mehr als 10.000 Zuschauer gleichzeitig die Show (Aufzeichnung) auf YouTube und Twitch – in Summe verzeichnete das Format mehr als 1,5 Mio. Views. Eine eigens für das Event eingerichtete Steam-Integration sorgte für eine Million zusätzlicher Impressions.

Grandioses Bühnenbild: Auf der Caggtus Leipzig 2025 präsentiert Webedia eine neue Ausgabe von FYNG (Abbildung: Webedia)
Grandioses Bühnenbild: Auf der Caggtus Leipzig 2025 präsentiert Webedia eine neue Ausgabe von FYNG (Abbildung: Webedia)

Webedia-Format FYNG: „Ehrlich gesagt war das anfangs nur eine fixe Schnapsidee“

Die Abruf-Zahlen sprechen für sich. Doch wie sieht das Geschäftsmodell von FYNG aus? Und wie soll sich das Format weiterentwickeln? Die Fragen beantworten Michael Graf und GameStar-Chefredakteur Heiko Klinge.

GamesWirtschaft: Was hat in Leipzig gut geklappt – wo gibt es Luft nach oben?

Graf: Wir haben Find Your Next Game 2020 eingeführt, um den pandemie-bedingten Ausfall der E3 zu überbrücken – eine Notlösung. Unser eigenes Event, weil es keine Messen mehr gab, über die wir berichten konnten.

Ich bin wahnsinnig stolz darauf, wie sich FYNG seither entwickelt und gewachsen ist. Aus der einstigen Notlösung ist das Herzstück unseres Eventprogramms geworden – inklusive unseres Tech-Ablegers Find Your Next Tech (FYNT).

Sowohl bei der Caggtus als auch im Dezember bei FYNG 2025 haben wir bewiesen, dass wir immer besser darin werden, bestehende Events nicht nur zu begleiten, sondern zu ergänzen und zu erweitern. FYNG soll ein Event nicht nur “nacherzählen”, sondern einen Mehrwert liefern mit eigenen redaktionellen Themen, eigenen Schwerpunkten und eigenen Geschichten, die wir dann auf unseren Video-, Website- und Social-Kanälen weiterspinnen.

Diese vernetzte, team- und standortübergreifende Zusammenarbeit ist sehr komplex, gelingt uns aber immer besser, auch mit den Teams von Filmstarts und Moviepilot aus Berlin. Und da geht noch viel mehr!


Ihr betreibt für FYNG enormen logistischen und personellen Aufwand – vor und hinter der Kamera. Dieser Aufwand muss sich ja refinanzieren. Wie sieht das Geschäftsmodell aus? 

Graf: Ein Kraftakt wie FYNG Caggtus wäre unmöglich ohne die Unterstützung der Leipziger Messe sowie unserer Partner, allen voran unseres Hauptsponsors Samsung sowie von MSI, Steelseries, Holy und Bethesda.

Unser Vorteil besteht darin, dass wir Showprogramm und Standbau aus einer Hand anbieten: Einerseits werden unsere Partner und ihre Produkte in den Livestream eingebunden, andererseits bekommen sie – wenn sie es wünschen – einen maßgeschneiderten Auftritt an unserem Messestand.

Auf der Caggtus zum Beispiel konnten Besucherinnen und Besucher neue Samsung-Hardware im Livestream sehen und direkt vor Ort ausprobieren. Diese Kombination aus digitaler und physischer Präsenz wollen wir künftig weiter ausbauen, einerseits mit kreativen Live-Formaten, andererseits mit Hands-on-Möglichkeiten, Turnieren etc. vor Ort.

FYNG: „Wären wir eine reine Werbe-Show, könnte man sich einfach einen Slot kaufen.“

Analog zu Gamescom: Opening Night Live & Co. legt auch ihr großen Wert darauf, dass es sich um eine redaktionell kuratierte Spiele-Auswahl handelt – und nicht um eine „Werbe-Schau“. Gleichzeitig nutzen die Unternehmen das Format gezielt für Ankündigungen und Updates – zudem gibt es mit eingebundenen Publishern und Studios auch unterjährige Marketing-Kooperationen. Ist es am Ende nicht genau das: eine Win-Win-Werbe-Schau?

Klinge: Wären wir eine reine Werbe-Show, könnte man sich einfach einen Slot kaufen. Was nicht geht, abseits von eindeutig als Werbung markierten Integrationen. Letzten Endes stellen wir als Redaktion die Show genauso zusammen wie unsere Websites und Print-Magazine.

Wir fragen Themen an und nehmen Themenvorschläge entgegen. Und wir bemühen uns, aus dem, was möglich ist, das bestmögliche Showprogramm zusammenzustellen.

Wir entscheiden, welche Spiele gezeigt werden, wie sie gezeigt werden und wann sie gezeigt werden. Dass wir mit der Show gleichzeitig eine attraktive PR-Plattform für die Hersteller darstellen, lässt sich natürlich nicht von der Hand weisen. Wir haben aber schon den Anspruch, deutlich mehr Infos zu den Spielen zu vermitteln als rein werbliche Showcases.

Deshalb zeigen wir nicht nur Trailer, sondern auch und vor allem echtes Gameplay. Wir holen die Entwickler auf die Bühne und stellen ihnen redaktionelle Fragen. Oder wir lassen uns die Spiele im Vorfeld zeigen und kommentieren sie dann selbst live auf der Bühne. Und wer uns kennt, weiß, dass dabei alles passieren kann.

Außerdem zeigen wir eben auch Spiele, die sich einen bezahlten Showcase niemals leisten könnten oder würden, wie etwa die Skyrim-Mod Skyblivion.

Letztlich geht es uns darum, mit unseren redaktionellen Mitteln den bestmöglichen Showcase auf die Beine stellen. Daraus ergibt sich im Idealfall natürlich auch eine spannende Möglichkeit für die Hersteller, Neues zu ihren Spielen zu zeigen. Aber eben nichts, das man kaufen kann.

FYNG auf Steam: „Ein enormer Relevanz-Ritterschlag“

Zur Caggtus Leipzig gab es erstmals eine prominente Startseiten-Platzierung auf Steam. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande und inwieweit hat FYNG samt der beteiligten Entwickler davon profitiert?

Klinge: Ehrlich gesagt war das anfangs nur eine fixe Schnapsidee. Ich habe beim Spielen auf Steam ein Banner zum Tokyo Indie Summit gesehen und mir gedacht: “Wenn die das bekommen, müsste das doch eigentlich auch für FYNG möglich sein.” Bei allem Respekt vor dem Tokyo Indie Summit.

Also habe ich einfach mal Valve angeschrieben und gefragt. Mit über 138.000 Followern sind wir Deutschlands größter Steam-Kurator – Valve weiß also bis heute, wer wir sind und was wir so treiben.

Es kam deshalb auch sehr schnell eine Antwort, was für ein Steam-Feature benötigt wird. Und das ist nicht wenig, wie ich beim erschrockenen Blick in den Admin-Bereich sehr schnell feststellte.

Also verschob ich das Thema auf “vielleicht zur Gamescom”. In einem Planungs-Call mit Headup zur FYNG Show stellte sich aber zufällig heraus, dass deren Channel Specialist Tim Ahlert bereits jede Menge Erfahrung mit dem Erstellen von Steam-Seiten hat und uns helfen kann. Und das hat dann auch großartig geklappt!

Bei der Reichweite hat die Steam-Integration über eine Million Impressionen on top geliefert. Vor allem ist eine Startseiten-Integration von FYNG auf Steam für drei Tage natürlich ein enormer Relevanz-Ritterschlag für unsere Veranstaltung.

Wie es sich konkret auf die Wishlist-Zahlen der beteiligten Spiele ausgewirkt hat, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß, wie groß die Freude der Studios war, als ich Valves Zusage kommunizieren konnte. Und wir bekommen schon jetzt die ersten Bewerbungen für die FYNG Show zur Gamescom. Nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Insofern hat das Steam Feature definitiv Spuren hinterlassen.

FYNG-Zukunft: „Stehen wir erst am Anfang dessen, was möglich ist.“

Ihr befindet euch in den konkreten Vorbereitungen für die Gamescom. Was habt ihr in Köln vor? Wohin soll (und kann) sich FYNG noch entwickeln?

Graf: Wir hören erst auf, wenn wir eine komplette Gamescom-Halle nur mit FYNG gefüllt haben!

Scherz beiseite: Wir wollen natürlich weiter wachsen und unsere Präsenz vergrößern, und ich hoffe, dass uns das auch auf der Gamescom 2025 gelingt. Den Auftritt in Köln wollen wir auch wieder als Schaufenster nutzen für unsere gesamte Webedia-Familie – Games, Movies, Websites, Talents, YouTube-Kanäle und so weiter.

Zugleich treiben wir die Internationalisierung des Formats voran und exportieren FYNG innerhalb der Webedia-Gruppe als gemeinsame Dachmarke für redaktionelle Live-Events in andere Länder.

Hier stehen wir erst am Anfang dessen, was möglich ist. Nicht schlecht für eine ehemalige Notlösung.


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