Start Wirtschaft Assemble-Gründer Marcinek: „Wen ich nicht als Kund:in will“

Assemble-Gründer Marcinek: „Wen ich nicht als Kund:in will“

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Stefan Marcinek, Geschäftsführer Assemble Entertainment und Vorstandsvorsitzender Gamearea Hessen
Stefan Marcinek, Geschäftsführer Assemble Entertainment und Vorstandsvorsitzender Gamearea Hessen

Mit einem Offenen Brief positioniert sich Assemble-Gründer Stefan Marcinek gegen Kundschaft aus dem rechten und homophoben Spektrum.

Für Spielehersteller ist es vergleichsweise einfach zu sagen, wen sie als Zielgruppe im Blick haben. Ungleich schwieriger: Wen will man explizit nicht als Kunde haben – und zwar auf gar keinen Fall?

Einen eher ungewöhnlichen Weg beschreitet Stefan Marcinek, Gründer und Geschäftsführer von Assemble Entertainment mit Sitz in Wiesbaden. In einem heute veröffentlichten Offenen Brief grenzt er sich nicht nur scharf gegen Ausländer- und Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie ab, sondern auch gegen Wähler, Funktionsträger und Sympathisanten der AfD.

Marcinek beschäftigt mittlerweile 24 Mitarbeiter und vermarktet Spiele wie Lacuna, Leisure Suit Larry, Highrisers oder Pizza Connection. Bislang erfolgreichster Titel: das PC-Strategiespiel Endzone: A World Apart, das sich mehr als 300.000 Mal verkauft hat. Im Nebenberuf ist Marcinek Vorstandsmitglied im Industrieverband Game, Vorstandsvorsitzender der Standortinitiative GameArea Hessen und Veranstalter der Frankfurter Entwicklerkonferenz German Dev Days.

Wir dokumentieren die Stellungnahme im Wortlaut:

„Hallo,

mein Name ist Stefan Marcinek. 

Ich habe Kalypso Media mitbegründet, bin dort vor ein paar Jahren ausgestiegen und habe 2016 Assemble Entertainment gegründet. Wir sind ein unabhängiger Publisher und Entwickler von Computer- und Videospielen und Veranstalter der GDD – GermanDevDays, einer deutschsprachigen Entwicklerkonferenz. 

Ich bin am 01. April 1977 geboren – als Aprilscherz war das eine uuuunfassbar lustige Kindheit – und ich bin seit den späten 1990er Jahren in der Spielebranche tätig. Ich darf in einer Branche arbeiten, die weltoffen ist. Die jeden und jede akzeptiert, so wie er oder sie ist. Die, wie ich finde, die absolut richtigen Werte vertritt – nach außen und nach innen – und die das Herz am richtigen Fleck hat.

Ich bin seit dem Jahr 2000 in einer festen Beziehung und seit Mai 2019 glücklich (der eine sagt so, der andere so ^^) verheiratet (mein Ehemann ist zwei Jahre älter als ich).
 
Ich mag – wenn ich auch nur noch selten selbst zum Spielen komme – Computer- und Videospiele. Ich mag, wozu ich leider noch viel seltener Gelegenheit habe, Geocaching. Ich mag Formel 1 und Haustiere. Ein Hund wäre irgendwann toll, aber es wurde damals einstimmig beschlossen, dass wir uns eine Katze zulegen. Talis ist nun 17 Jahre alt. 
 
Was ich nicht mag, sind Idiot:innen oder um es noch deutlicher zu sagen unappetitliche Körperöffnungen!
 
Wenn du eine Person bist, die andere nicht akzeptieren kann, weil sie nicht deinem Weltbild entsprechen, sie schwul, lesbisch, bi, trans* oder queer sind, die Menschen mit einer anderen Hautfarbe, Religion oder Abstammung als der eigenen als fremd oder unnormal betrachtet, sie nicht leiden kann oder sie sogar beleidigt, egal in welcher Art und Weise, die Frauen nicht respektieren kann und gewalttätig bist; die „Parteien“ wählt, die widerlich und menschenverachtend sind, diese unterstützt, mit ihnen sympathisiert oder als Politiker:in für sie tätig ist (Ja, ich meine damit insbesondere in Deutschland die AfD), dann möchte ich dir hiermit sehr deutlich sagen: 
 
Ich will dich nicht als Kund:in! 
Ich will dich nicht auf unseren Veranstaltungen bzw. Konferenzen sehen – weder als Besucher:in noch als Speaker:in!
Ich will mit dir nichts zu tun haben!
 
Wenn du so eine Person bist und kurz davor bist, eines unserer Spiele zu kaufen: Lass es! Wenn du eines unserer Spiele gekauft hast und es noch zurückgeben kannst: Mach es!
 
Und falls du eine:r dieser Expert:innen bist, die meinen „Dann verkauft ihr weniger Spiele“, dann lass mich dir sagen: Du bist nicht der Mittelpunkt dieses Universums oder unseres Kontostandes. Es gibt mehr als sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt und damit genug Kund:innen, die das Herz am richtigen Fleck haben und eben keine unappetitlichen Körperöffnungen sind!

Mir ist durchaus bewusst, wie hart dieses Statement möglicherweise von einigen aufgenommen wird und dass sich einige angegriffen fühlen könnten, obwohl es sie vielleicht gar nicht direkt betrifft. Ich möchte mit diesem Statement jedoch klarmachen, wie wichtig mir moralische und ethische Werte bei der Führung meiner Firma sind –  und wie diese auch nach außen hin kommuniziert werden sollen. Nämlich offen und transparent – aber natürlich auch mit dem Bewusstsein, dass nicht alle das gut finden. Ich möchte mich bei allen Unterstützer:innen, Fans und Käufer:innen bedanken, die unsere Spiele kaufen, spielen und – wenn vielleicht auch nicht immer – toll finden. 

Danke für eure Unterstützung!

Stefan Marcinek“

10 Kommentare

  1. Stefans Brief ist integrativ und richtet sich nur gegen Extremisten. Wer das missverstehen will, sagt damit mehr über sich selbst. Ich bedanke mich sehr herzlich dafür, dass ihr das mit Gameswirtschaft aufgreift.

  2. Weshalb das Ausgrenzen von strukturell intolerantem Verhalten wichtig ist, um Toleranz generell zu erhalten ist gut beschrieben im Toleranz-Paradoxon von Popper:
    „Das Toleranz-Paradoxon wird wirksam, wenn eine tolerante Macht aufgrund ihrer Toleranz intoleranten Kräften erlaubt oder ermöglicht, die eigene Toleranz einzuschränken oder abzuschaffen“
    So sieht es aus. Insofern schon plausibel mit der Toleranz im Wappen gegen Intoleranz intolerant zu sein. #brainmeltdown

  3. Intolerante Menschen sehen sich oft in der Opferrolle: „Du akzeptierst ja meine rechte Einstellung nicht, also bist du genau so intolerant!“ Das ist völliger Schwachsin! Intoleranz sollte nie akzeptiert werden.

    • Moin!
      1. Dieses Geschreibe in allen Geschlechtsformen, weitab davon wie es die deutsche Grammatik vorsieht, ist (egal in welchem Artikel oder Brief) verarschend dem gegenüber der die Sprache spricht!
      2. Bin ich auch gegen Intoleranz und Hass egal in welcher Form!
      3. Wer ist der Kerl?
      4. Also meine 10 jährige Tochter würde so etwas sagen. Hört sich ja fast wie ein Kleinkind (2-3 j) an der Kasse an, welches sich wild schreiend auf den Biden wirft um so doch noch an eine Süßigkeit aus dem Kassenträger zu kommen!
      Fazit: Der Brief (schon irgendwie verrückt das den so einer abgedruckt hat) ist intolerant gegenüber Menschen die die deutsche Sprache sprechen und noch viel bekloppter für die, die die Sprache gerade lernen (die müssen ja denken wir haben sie nicht alle!). Stellt Menschen ins Abseits mit denen man reden, statt sie in die Ecke stellen sollten! Grenzt Menschen aus die anders sind als er….
      Ist er damit besser als andere??
      Meiner Meinung nach sind, egal ob Rechts- oder Linksextrem, diese Menschen irgendwo bei einer Reise verloren gegangen! Wo sind ihre Führer? Genau: laaaange schon unter der Erde, im Briefumschlag oder in einer Glaskiste (ausgestellt wie ein ausgestopftes Huhn)..
      Kopf einschalten würde so manchen gut tun!
      Von den Spielen habe ich noch nix gehört und auch meine Kinder (5 Stück) kennen keins davon…. Marketing für die eigene Sache und Kontostand?

      • Fürs Protokoll: Bei Zitaten, die wir im Wortlaut wiedergeben, belassen wir die Formulierungen im Original – so, wie sich der Verfasser das gedacht hat.

        Ansonsten ‚gendern‘ wir in redaktionellen Texten nicht – einfach aus Gründen der Lesbarkeit und weil es im geschriebenen Text auch bei ungleich größeren Publikationen (SPIEGEL, SZ usw.) unüblich ist. Dort, wo es der Anstand gebietet (etwa in Anreden), verwenden wir beide Varianten – „Leserinnen und Leser“, „Kundinnen und Kunden“ usw. Aber keine Sternchen und keine Unterstriche und keine Binnenmajuskel.

  4. Kund:in ?????????? Was soll das denn bitte für ein Wesen sein. Ich bin KUNDE und fühle mich bei sowas verarscht. Könnt ihr nicht schreiben? Und dann nicht mal konsistent: „Wen will man explizit nicht als Kunde haben“.

  5. Wollte gerade sagen, tut ganz tolerant, grenzt gleichzeitig aber aus … egal ob AFD Wähler oder nicht, um mal das explizite Beispiel aufzugreifen. Das nennt man Demokratie und muss man aushalten können.

    Eher peinlich so ein Schreiben …

  6. „Wenn du eine Person bist, die andere nicht akzeptieren kann, weil sie nicht deinem Weltbild entsprechen“ – und er macht genau das selbe…

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