Zäsur am Embracer-Platz 1 im Tiroler Grenzort Höfen: CFO Reinhard Gratl wird den Spielehersteller und Distributor Plaion nach 28 Jahren verlassen.
Erst vor wenigen Wochen wurde der Abschied von Langzeit-CEO und -Co-Gründer Klemens Kundratitz offiziell. Jetzt folgt mit Reinhard Gratl die nächste Personalie aus dem Top-Management von Plaion: Gratl war fast drei Jahrzehnte für den Spielehersteller tätig und führte als Chief Financial Officer die Geschäfte der Tochtergesellschaften.
Damit bekommt Plaion zwangsläufig eine komplett neue Führungs-Riege – mit CEO Phil Rogers an der Spitze.
Die Meldung kommt zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt: Österreichische Medien berichten übereinstimmend, dass unmittelbar vor dem Wochenende am Standort Höfen in Tirol kurzfristig eine Betriebsversammlung einberufen wurde – nur einen Tag nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen des Mutterkonzerns Embracer Group.
Die Botschaft: Schon in wenigen Tagen werde Gratl das Unternehmen verlassen – nach eigener Darstellung „aus persönlichen Gründen“. Dem Vernehmen nach will sich der promovierte Betriebswirt selbstständig machen.
Die Website MeinBezirk zitiert den Manager mit den Worten, die Unternehmensgruppe stünde „bombig“ da und sei bestens auf all das vorbereitet, was kommt. Gegenüber dem selben Medium räumt Gratl allerdings ein, dass es in einzelnen strategischen Fragen „durchaus unterschiedliche Auffassungen und Einschätzungen“ gegeben habe.
Plaion: Finanz-Chef Gratl kündigt kurzfristigen Rückzug an
Tatsächlich befindet sich Plaion im Umbruch: Denn die schwedische Embracer-Gruppe, die das deutsch-österreichische Games-, Film- und Merchandise-Imperium im Februar 2018 für 120 Mio. € übernommen hatte (damals noch unter dem Namen Koch Media) – kämpft nach wie vor mit den Tiefausläufern einer veritablen Krise, die zu Studioschließungen, Projekt-Stopps, Abspaltungen und massivem Personalabbau geführt hat, der noch in vollem Gange ist.
Die Umstrukturierungen haben zunächst Töchter wie Fishlabs in Hamburg getroffen – und sind zuletzt erneut am Standort Planegg bei München sowie in Höfen angekommen, wo Plaion erst 2022 ein Hightech-Logistikzentrum am Embracer-Platz 1 eröffnet hat. Laut Tiroler Tageszeitung standen dort vor zwei Monaten 20 Jobs der über 200 Jobs zur Disposition.
Nach wie vor gilt Plaion als einer der größten Spielehersteller und -Distributoren in Europa – mit über 2.200 Angestellten und einem Umsatz von knapp 700 Mio. €. Das weitverzweigte Firmen-Geflecht umfasst Studios, Publishing- und Vertriebsstrukturen. Zum Konzern gehören unter anderem renommierte Studios wie Warhorse (Kingdom Come: Deliverance) und Dambuster (Dead Island 2). Plaion vertreibt nicht nur eigene Produkte, sondern übernimmt auch den Vertrieb für Activision, Warner oder Sony Interactive.
Gemeinsam mit der Wiener Schwester-Sparte THQ Nordic wird Plaion bis Jahresende bei Fellowship Entertainment eingemeindet, der größten von drei börsennotierten Einheiten, die aus der Embracer-Group-Aufspaltung hervorgehen.
Eine offizielle Stellungnahme seitens Plaion liegt noch nicht vor (Update folgt).
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