
In einer ausführlichen Stellungnahme positioniert sich der Branchenverband Game mit Blick auf den Digital Fairness Act der EU.
Seit Juli konnten Unternehmen und Lobby-Verbände ihre Positionen mit Blick auf den Digital Fairness Act bei der EU-Kommission hinterlegen, der für mehr Transparenz sorgen und Verbraucher vor unfairen Praktiken auf digitalen Plattformen schützen soll.
Wie sehr gerade die Games-Industrie alarmiert ist, zeigte sich vor kurzem entlang eines Brandbriefs von Supercell-Chef Ilkka Paananen, der vor der Zerstörung einer der wenigen erfolgreichen Tech-Branchen des Kontinents warnte.
Rechtzeitig zum Einsendeschluss hat der deutsche Industrieverband Game eine 27seitige Stellungnahme (PDF) eingereicht und an die Mitglieder des Bundestags sowie an die zuständigen Fachministerien (Justiz, Forschung, Wirtschaft, Digitalisierung) versandt.
Sehr grundsätzlich wird das Streben nach digitaler Fairness und vereinfachten Vorschriften begrüßt. Gleichwohl müssten die „bewährten und gelernten Geschäftsmodelle und akzeptierten Geschäftspraktiken“ seitens des Gesetzgebers verstanden werden, um Überregulierung zu verhindern.
Digital Fairness Act: Game-Verband warnt vor Überregulierung
Erhebliche Vorbehalte gibt es insbesondere mit Blick auf den erweiterten Schutz von Minderjährigen – wo aus Sicht des des Verbands eine Doppelregulierung zum bereits bestehenden Jugendschutz droht, der auf eine „faktische Verdrängung“ der aktuellen Standards hinauslaufen könnte. Der Game verweist auf die Alterseinstufungen der verbandseigenen Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die in ihren Prozessen bereits In-Game-Käufe berücksichtigt.
Breiten Raum nimmt das Thema In-Game-Währung ein: Mit virtuellen Münzen, Talern oder Edelsteinen lassen sich Figuren, Gebäude und anderweitige Elemente kaufen, neue Missionen freischalten oder Vorgänge abkürzen. Das funktioniert auch über langwieriges Erspielen – oft genug werden Kunden aber auch durch mehr oder minder sanften Druck zum Echtgeld-Einsatz motiviert. Diesen psychologischen Tricks – sogenannten ‚Dark Patterns‘ – hat die EU-Kommission den Kampf angesagt, um insbesondere Kinder und Jugendliche vor exzessivem Spielen und hohen Kosten zu schützen. Auch kostenpflichtige Zufalls-Inhalte wie Lootboxen stehen im Fokus.
Ebenso wie die Studios wehrt sich der Verband gegen die angestrebte Offenlegung der jeweiligen Echtgeld-Beträge, weil sich dies in der Praxis oft nicht seriös abbilden lässt – der Preis hängt unter anderem davon ab, auf welchem Wege die In-Game-Münze erworben oder erspielt wurde.
Der Game-Verband argumentiert mit den schon jetzt geltenden Vorgaben und den Schutzmechanismen seitens der Konsolen-Hersteller und Plattform-Betreiber. Die Unternehemen würden sich an alle gesetzlichen Vorschriften halten und hätten ein Eigeninteresse an einem nachhaltigen Geschäftsmodell.
Gleichwohl legen unabhängige Untersuchungen – etwa seitens der Stiftung Warentest oder durch Verbraucherzentralen – regelmäßig auf weiterhin bestehende Missstände hin. In mehreren großen Online-Shops werden die Begründungen der USK nicht offengelegt.
Mit den Risiken und Nebenwirkungen des geplanten Gesetzes beschäftigt sich auch diese GamesWirtschaft-Kolumne.












