Start Wirtschaft 25 Jahre Planetlan: „KI-Schwemme erhöht Nachfrage nach Live-Events“

25 Jahre Planetlan: „KI-Schwemme erhöht Nachfrage nach Live-Events“

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Die Geschäftsführer der Planetlan GmbH: Marco Götze, Michael Wegner und Josh Vögeding (Foto: Planetlan)
Die Geschäftsführer der Planetlan GmbH: Marco Götze, Michael Wegner und Josh Vögeding (Foto: Planetlan)

Auf dem Kölner Gamescom-Gelände – und nicht nur dort – gehört Planetlan fast schon zum Inventar. Die Bochumer Event-Experten feiern 25. Geburtstag.

Ob der G7-Gipfel auf Schloss Elmenau, die Bühnen des Esports World Cup in Riad, das DFB ePokal-Finale, die Games for Families-Roadshow oder der Warner Bros.-Auftritt auf der Gamescom: In all diesen und vielen weiteren Fällen ist die Planetlan GmbH mit Sitz in Bochum involviert.

Der Messe- und Event-Spezialist beschäftigt 24 Festangestellte, setzt jährlich rund 5 Mio. € um, bildet regelmäßig Azubis aus – und feiert in diesen Tagen das 25jährige Jubiläum.

25 Jahre Planetlan: Was im Gaming funktioniert, funktioniert fast überall

Der Name deutet es an: Planetlan kommt aus dem Gaming. Mittlerweile ist das Kunden-Portfolio deutlich breiter aufgestellt – schließlich haben sich Branche und Geschäftsmodell spürbar verändert. Das weiß niemand besser als Geschäftsführer Michael Wegner, der das Unternehmen seit einem Vierteljahrhundert leitet.

Das Games-Knowhow hilft auch in anderen Industrien. Wenn man Technik beherrscht, die im E-Sport unter höchsten Anforderungen und stärkster Last funktioniert, dann kann man es nahezu überall, weiß Wegner: „Salopp gesagt am Beispiel der Event-IT: Dem Kabel oder der Firewall ist egal, was für Daten durchfließen.“

Die Kunden würden ruhiger schlafen, wenn sie wissen, dass das Team organisatorisch oder technisch hinter Gaming- beziehungsweise E-Sports-Events steht, bei denen es um Millionen von Preisgeldern geht.

Die IHK gratuliert zum Betriebsjubiläum: Planetlan bildet regelmäßig Azubis aus (Foto: Planetlan GmbH)
Die IHK gratuliert zum Betriebsjubiläum: Planetlan bildet regelmäßig Azubis aus (Foto: Planetlan GmbH)

„Die Branche ist aus dem Gröbsten raus“

Wie die gesamte Veranstaltungs-Industrie musste auch Planetlan durch die stürmische Corona-See segeln – mitsamt ungezählter Event- und Messe-Absagen. Erst 2022 hat sich die Lage entspannt. Ist die Branche aus dem Gröbsten raus?

Ja, sagt Michael Wegner. Die Pandemie sei eine Zäsur gewesen – und zugleich eine Chance: „Rückblickend war sie eine starke Zeit. Einerseits, um Konzepte umzusetzen, die man schon länger im Kopf hatte, aber aus Zeitmangel im Tagesgeschäft in der Schublade lagerte. Und andererseits gab es den schönen Umstand, dass Live-Streaming seit 2004 regelmäßiger Bestandteil unserer Event-Einsätze war, lange bevor es Twitch überhaupt gab – wie zum Beispiel bei den World Cyber Games.“

Der Bereich Live-Streaming musste nach Beginn der Pandemie also nicht erst gestartet werden – stattdessen konnte Planetlan direkt liefern. „Plötzlich haben wir 100 Live-Streams statt 5 im Jahr gemacht. Vor der Pandemie waren es beim Live-Streaming 80 Prozent Gaming-Kunden und die übrigen Branchen lagen bei 20 Prozent, in der Pandemie war es mehr oder weniger genau umgekehrt“, sagt Wegner. 

Aus der Corona-Phase ist ein neuer Geschäftsbereich für Videoproduktionen hervorgegangen: „Drei Jahre nach der Pandemie können wir klar sagen, dass wir unter dem Strich gestärkt aus der Pandemie gegangen sind.“

Was tun gegen die davongaloppierenden Event-Kosten?

Zu den geübten Ritualen im Vor- und Umfeld von Messen wie der Gamescom gehören die Klagen von Ausstellern mit Blick auf die immer höheren Kosten für Quadratmeter, Energie, Personal, Auflagen, Secutiry und anderes mehr. 

Wegner blickt angemessen entspannt auf die Lage: „Taschenrechner wurden auch schon früher fleißig gezückt – aber die Ergebnisse ändern sich tatsächlich immer spürbarer. Für den einen oder anderen ist es wirtschaftlicher geworden, mehrere kleine Messen zu bespielen oder gar ein eigenes Parallel-Event auf die Beine zu stellen, statt großer Aussteller einer Leitmesse zu sein.“

Auch im Jahr 2024 gehörte die Gamescom in Köln wieder zu den besucherstärksten Messen in Deutschland und Europa.
Auch im Jahr 2024 gehörte die Gamescom in Köln wieder zu den besucherstärksten Messen in Deutschland und Europa.

Auf Messen würden Gemeinschaftsstände mit Rund-Um-Sorglos-Paketen attraktiver, um Kostensteigerungen aufzufangen, während neue Aussteller aus zum Beispiel dem asiatischen Raum nachrücken, die frei gewordenen Flächen belegen.

Was dazu führt, dass die gestiegenen Kosten sich nicht zwangsläufig auf die reinen Buchungskennzahlen niederschlagen.

Trotzdem muss und will das Planetlan-Team natürlich das Budget der Kundschaft im Blick behalten: „Um das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei größeren Budgets zu verbessern, erschaffen wir emotionale und immersive Messestände mit Interaktionen, durch die das Produkt und seine Welt auch ohne direkten Hands-on-Kontakt in Erinnerung bleiben. Auf diese Weise lassen sich die gestiegenen Kosten auf deutlich mehr Kontakte umlegen.“

Und wie sieht es in Zeiten steigender Kosten mit Themen wie  Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz aus?

„Für den einen ist es nice-to-have und für den anderen must-have“, erklärt Wegner. „Es gibt viele Lösungen, die Kosten und Klimaschutz unter einen Hut bringen – beispielsweise modulare Rahmensysteme oder wiederverwertbare Holzkonstruktionen. Die Branche ist in Summe schon deutlich nachhaltiger als noch vor 20 Jahren und auf einem guten Weg.“

25 Jahre Planetlan: So blickt der Messebauer auf die kommenden Jahre

Nach den ersten 25 Jahren stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie blickt der Event-Experte auf die kommenden 25 Jahre?

Der Erlebnis-Charakter von Messeständen werde wichtiger: Spätestens durch die Kostensteigerungen der letzten Jahre stehen reine Hands-On-Kontakte in keinem gesunden Verhältnis zum finanziellen Aufwand.

Michael Wegner: „Beim Anstellen wird idealerweise schon die Wartezeit zur Bindung an die Produktwelt genutzt. Wer uns kennt, weiß, dass wir bei Standkonzepten darauf besonders achten – wie zum Beispiel bei Kingdom Come: Deliverance 2 auf der Gamescom 2024 oder bei LEGO Batman: Legacy of the Dark Knight auf der Gamescom 2025.“

Alles fertig: Der Kingdom Come Deliverance 2-Stand am Mittwochmorgen vor Start der Gamescom 2024 (Foto: Crecelius Raumdesign)
Alles fertig: Der Kingdom Come Deliverance 2-Stand am Mittwochmorgen vor Start der Gamescom 2024 (Foto: Crecelius Raumdesign)

Wachstums-Chancen verspricht sich der Unternehmer von Künstlicher Intelligenz – aus einem überraschenden Grund: Das Unterscheiden zwischen echtem und KI-Content werde im digitalen Raum immer schwieriger.

Wegner ist davon überzeugt, dass die „Schwemme an KI-Inhalten“ zu höherer Nachfrage nach Events und Messen führt: „Nur wenn man es selbst erlebt hat, war es echt. Was man mit den eigenen Augen live gesehen hat, ist authentisch.“

Seine Schlussfolgerung: Das eigene Erlebnis werde mehr denn je zählen. „Events werden als Gegenreaktion zu einer Inflation an KI-Contents gefragter und durch die neuen technischen Möglichkeiten zugleich noch spannender. Solange die Arbeitsmarktlage und damit die Kaufkraft der Menschen für Event-Tickets beziehungsweise der in Szene gesetzten Produkte mitspielen, wird es für die Eventbranche in den nächsten Jahren gut laufen.“


Einen Überblick über Messen, Konferenzen und Events im deutschsprachigen Raum finden Sie laufend aktualisiert im GamesWirtschaft Terminkalender für den Rest der Saison 2025 und natürlich für 2026. Falls Sie sich für die größten Games-Events des Landes interessieren – bitte hier entlang.

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