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Stop Killing Games: Lobby-Verbände reagieren auf Petition

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Logo der Initiative Stop Killing Games (Abbildung: Ross Scott)
Logo der Initiative Stop Killing Games (Abbildung: Ross Scott)

Lobby-Verbände und Spiele-Hersteller halten die Forderungen der Initiative ‚Stop Killing Games‘ für unrealistisch – und unwirtschaftlich.

Mehr als 1,2 Millionen Bürger haben die EU-Petition Stop Killing Games bislang unterzeichnet – und damit das Mindestziel deutlich übersprungen. Die Kampagne (die noch bis Ende Juli läuft) will erreichen, dass Publisher nicht einfach nach eigenem Ermessen den Support von Computer- und Videospiele beenden können – mit der Folge, dass die Titel nicht mehr nutzbar sind.

Die Kunden – die im Einzelfall viel Geld und noch mehr Zeit investiert haben – sind diesen und anderen Entscheidungen weitgehend schutzlos ausgeliefert. Die Kern-Forderung der Initiatoren an die EU lautet daher: Studios und Publisher sollen gezwungen werden, die Nutzung auch über das ‚Verfallsdatum‘ hinaus zu ermöglichen – etwa durch einen Patch, der den Offline-Betrieb sicherstellt.

Entlang der Einstellung des Ubisoft-Rennspiels The Crew im Dezember 2023 tauchte das Thema auch auf dem Radar der hiesigen Verbraucherzentrale auf.

Stop Killing Games: Lobby-Verbände reagieren auf Petition

Das erkennbare Momentum der Petition hat nun auch die Lobby-Organisation Video Games Europe dazu veranlasst, auf die Petition zu reagieren und ein Positionspapier (PDF) zu veröffentlichen. Der Organisation gehören nationale Branchenverbände (u. a. Game, UKIE, Games Denmark etc.), aber auch Games-Konzerne, Konsolen-Hersteller und Plattformen an – darunter Riot Games, Electronic Arts, Epic Games, Square Enix, Ubisoft, Zenimax, Microsoft, Sony Interactive, Take-Two, Roblox, Nintendo und Embracer Group.

In dem dazugehörigen Statement heißt es, man begrüße die Leidenschaft der Community. Gleichwohl seien die Gründe für die Einstellung von Online-Diensten komplex – die Entscheidung, wann sich der Betrieb des Spiels wirtschaftlich nicht mehr lohnt, müsse den Firmen überlassen bleiben.

Wörtlich heißt es: „Wir verstehen, dass dies für die Spieler enttäuschend sein kann. Allerdings stellt die Branche sicher, dass die Spieler rechtzeitig über bevorstehende Veränderungen informiert werden – im Einklang mit den lokalen Verbraucherschutz-Gesetzen.“

Der Weiterbetrieb über private Server sei meist keine realistische Option: Video Games Europe argumentiert mit der Sicherheit der Nutzerdaten und der möglichen Verbreitung illegaler Inhalte bis hin zu Themen wie Altersfreigabe, urheberrechtlichen Fragen und Lizenzabkommen. Der Spielehersteller trage dafür weiterhin die Verantwortung.

Im Falle reiner Online-Spiele würde die Verpflichtung zum Weiterbetrieb zudem die wirtschaftliche Freiheit des Unternehmens beschneiden – die Entwicklungs-Kosten würden unverhältnismäßig ansteigen. Video Games Europe warnt vor negativen Auswirkungen auf neue Spiele und Jobs – auch auf die Verbraucher kämen höhere Preise zu.

Schon jetzt würden die Mitgliedsunternehmen erhebliche Anstrengungen annehmen, um die Spiele als Kulturgut zu erhalten – etwa durch Sach-Spenden an Museen und Bibliotheken. Einzelne Publisher – etwa Embracer – unterhalten riesige, firmeneigene Spiele-Archive.

Die Unterhändler von Video Games Europe wollen in den kommenden Monaten auf die Initiatoren der Petition zugehen. Die Charme-Offensive kommt nicht von ungefähr: Sollte die Petition bis Ende Juli tatsächlich mehr als 1 Mio. ‚echte‘, verifizierte Unterschriften einsammeln, werden sich EU-Kommission und -Parlament mit dem Thema beschäftigen.

Weitere Informationen zu den Zielen und Forderungen von Stop Killing Games finden Sie in diesem FAQ.

3 Kommentare

  1. Wenn die Spielefirmen die Spiele nicht offline verfügbar machen wollen oder die Nutzung von Privaten Servern, dann sollten sie eine garantierte Mindestlaufzeit von Online Spielen anbieten.
    Ähnlich wie bei Smartphone Updates.

    Ein Online Spiel muss dann zum Beispiel 8 / 10 oder 20 Jahre für den Kunden (garantiert) verfügbar sein.

    Dieses „Spiele als Kulturgut erhalten“ ist doch auch Schwachsinn. Wie kann denn ein Spiel bestehen bleiben wenn es nur online funktioniert und der Spielehersteller keinen Server mehr anbietet? Oder bekommen Museen einen geheimen Onlinezugang?

  2. Die „Lobby-Organisation ‚Video Games Europe'“ wirkt mit ihrem Namen so, als ob sie Europa und seine Games-Studios vertritt, was mit Blick auf ihre 36 Mitglieder aber ganz und gar nicht der Fall ist – mehr noch, dass es fast ausschließlich große Unternehmen sind (und leider nur diese es sich leisten können – Zeit und Personal – Lobbyismus zu betreiben und damit auf Politik und Struktur einzuwirken). Ich höre zum ersten mal von „Video Games Europe“.

    Die Petition selbst finde ich gut und unterstütze sie.

    • De facto ist Video Games Europe eine klassische Interessensvertretung nationaler Lobby-Verbände und internationaler, überwiegend börsennotierter Konzerne – etliche entwickeln entweder gar nicht oder nur begrenzt in Europa.

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