Start Politik Stichwahl am 28. September: Bekommt Köln eine grüne Oberbürgermeisterin?

Stichwahl am 28. September: Bekommt Köln eine grüne Oberbürgermeisterin?

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Bewerben sich bei der Stichwahl am 28. September um den Kölner OB-Sessel: Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) - Fotos: Jennifer Fey / Jörg Hüster
Bewerben sich bei der Stichwahl am 28. September um den Kölner OB-Sessel: Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) - Fotos: Jennifer Fey / Jörg Hüster

Köln soll sich zur „Bundeshauptstadt der Videospielindustrie“ entwickeln – so lautet zumindest der Plan von Berivan Aymaz, die am 28.9. zur Stichwahl antritt.

Union und SPD trotz Einbußen halbwegs stabil, deutliche Verluste für die Grünen, AfD verdreifacht, die Linke über und die FDP unter der 5-Prozent-Marke – so lässt sich das Ergebnis der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen am gestrigen Sonntag zusammenfassen.

Doch eine abschließende Bewertung ist erst Ende September möglich, weil dann auch das Ergebnis der Stichwahlen vorliegt: In mehr als 20 kreisfreien Städten hat kein Kandidat auf Anhieb die absolute Mehrheit erreicht, etwa in Düsseldorf, Mönchengladbach, Dortmund, Aachen, Essen und Münster.

Spannend wird es insbesondere in der Millionen-Metropole Köln, wo die parteilose Henriette Reker nicht mehr angetreten war. Dort liegt gegen den Landestrend eine Grüne vorne, nämlich Berivan Aymaz: Die Kandidatin holte 28,1 Prozent – und geht damit als Favoritin ins Rennen gegen SPD-Mitbewerber Torsten Burmester (21,3 Prozent).

Die Domstadt gehört zu den wenigen grünen Hochburgen an Rhein und Ruhr: Gerade in den innerstädtischen Gebieten holte Aymaz in vielen Stimmbezirken mehr als 40, teils 50 Prozent. Im Stadtrat kommt die Partei auf 25 Prozent.

Entscheidend wird nun sein, dass beide Kandidaten ihre Stammwähler in zwei Wochen erneut mobilisieren können – und wie sich die Anhänger von CDU, Linken AfD und FDP entscheiden.

Stichwahl in Köln: Auswirkungen auf die Gamescom

Die OB-Wahl in Köln hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Gamescom: Denn der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin ist qua Amt der oder die Vorsitzende des Aufsichtsrats der Koelnmesse, an der die Stadt mit 79 Prozent beteiligt ist. Ein weiteres Fünftel hält das Land Nordrhein-Westfalen. Beide Eigner haben ein vitales Interesse daran, dass die Videospiele-Messe mit zuletzt 357.000 Besuchern weiterhin floriert: Die langfristige Vertragsverlängerung wurde mit substanziellen finanziellen Zusagen unterfüttert.

Dieser Umstand erklärt, warum die Relevanz der Stadt als Games-Standort einen größeren Abschnitt in einem ‚Wirtschaftspapier‘ einnimmt, das Ayman am vergangenen Freitag im Wahl-Schlussspurt vorgelegt hat. Unter dem Stichwort „Gaming als Wirtschaftsfaktor ausbauen“ verweisen die Grünen insbesondere auf die Bedeutung der Gamescom für Gastronomie und Hotellerie.

Gleichwohl handele es sich um einen „ganzjährig wichtigen Wirtschaftsfaktor für Köln“, der außerdem einen Mehrwert biete. Argument: Bei der Entwicklung neuer Spiele würden „nicht selten auch aktuelle gesellschaftliche Themen aufgegriffen, verarbeitet und sogar Lösungsansätze aufgezeigt.“ Zudem ziehe die Videospielindustrie „diverse Fachkräfte aus Informatik, Forschung und Kunst“ nach Köln.

Deshalb müsse es jetzt darum gehen, Köln zur „Bundeshauptstadt der Videospielindustrie“ zu entwickeln – gemeinsam mit der der landeseigenen Film- und Medienstiftung (die Spiele-Projekte mit Millionen-Zuschüssen ausstattet) und dem Branchenverband Game.

Entlang dieses Pfads gibt es noch eine Menge zu tun: Denn als Pflaster für die Games-Entwicklung hat der Standort zuletzt kräftig Federn gelassen (Analyse). Die nationale und internationale Relevanz von Köln ergibt sich vielmehr aus der Rolle als Gastgeber großer Branchen-Veranstaltungen: Die IEM Cologne macht die Lanxess Arena alljährlich zur „Counter-Strike-Kathedrale“ – kurz vor Weihnachten wird im Gürzenich der Deutsche Entwicklerpreis verliehen.

Über allem strahlt natürlich die Gamescom samt der Konferenz-Beiboote. Wie auch immer die Wahl am 28. September ausgeht: Im August 2026 wird es dort die Feuertaufe für das neue Kölner Stadtoberhaupt geben.

Ubisoft Düsseldorf ist das mit Abstand größte Games-Unternehmen in Nordrhein-Westfalen (Stand: 12. August 2025)
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