
Deutschlands Esportler können aufatmen: Nach vielen Jahren zähen Ringens macht die Bundesregierung den Weg frei für die Gemeinnützigkeit des E-Sport.
Liminski: „Rückenwind für das Ehrenamt
Update vom 11. September (9 Uhr): Kaum ist die E-Sport-Gemeinnützigkeit auf den Weg gebracht, denkt NRW-Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) schon einen Schritt weiter – und fordert „die Integration von E-Sports in den Katalog der olympischen Sportarten.“
Zweifellos ist die gestrige Entscheidung der Bundesregierung auch ein Erfolg für die Landesregierung: Weil Nordrhein-Westfalen via IEM Cologne, SK Gaming, ESL Faceit und CGN Esports als wichtiger E-Sport-Standort gilt, hat das Land seit Jahren nachdrücklich für die Umsetzung der E-Sport-Gemeinnützigkeit geworben.
„Mit dieser Entscheidung erhält der E-Sport endlich den ‚Level-Up‘, den er verdient: Rechtssicherheit für Vereine, Rückenwind für das Ehrenamt und neue Möglichkeiten für das Miteinander“, so Liminski. „Besonders der Schulterschluss von Landessportbund NRW, Game-Verband und ESBD hat dazu beigetragen, dass nun eine stabile Grundlage geschaffen wurde. Dieses Bündnis hat dafür gesorgt, dass Engagement sichtbar wird und Unterstützung erfährt.“
Von der Gemeinnützigkeit könnten auch Vereinsstrukturen profitieren: „E-Sport-Vereine sind längst mehr als Spielstätten: Sie sind soziale Treffpunkte, Orte der Gemeinschaft und sichere Räume, die helfen können, Einsamkeit zu bekämpfen. Auf unserem Weg, Deutschland und NRW als Gamesstandorte zu stärken, kann die Entscheidung der Bundesregierung ein echter Gamechanger sein.“
Ebmeyer: „Meilenstein für alle engagierten Spielerinnen, Spieler und Vereine“
Update vom 10. September (14:50 Uhr): Das ‚Go‘ aus dem Bundeskabinett war ein erster, wichtiger Schritt – doch die E-Sport-Gemeinnützigkeit muss zunächst den Bundestag passieren. Das parlamentarische Verfahren „tatkräftig begleiten“ will der CDU-Digital-Politiker Joachim Ebmeyer, der den Kreis Herford und Bad Oeynhausen vertritt.
Sein Argument: „E-Sport fördert Teamgeist, Fairness und soziale Kompetenzen – und das unter den gleichen guten Rahmenbedingungen wie der klassische Sport.“ So würden E-Sport-Vereine künftig von denselben steuerlichen Privilegien profitieren. Ebmeyer verspricht sich außerdem positive Auswirkungen auf Suchtprävention und Medienkompetenz.
Mehring: E-Sport-Gemeinnützigkeit schließt „Gerechtigkeitslücke“
Update vom 10. September 2025 (14 Uhr): Auch Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) spricht von einem „historischen Tag für den E-Sport in Deutschland“: Mit der Kabinettsentscheidung werde das ehrenamtliche Engagement vieler Freiwilliger gewürdigt.
„Während Länder wie Dänemark oder Südkorea schon seit Jahren E-Sport strukturell fördern, mussten unsere Vereine mit viel Improvisation und Leidenschaft das stemmen, was andernorts längst Standard ist“, so Mehring. „Die heutige Entscheidung schließt diese Gerechtigkeitslücke. Sie schafft faire Rahmenbedingungen, gibt Planungssicherheit und öffnet die Tür für nachhaltige Förderung.“
E-Sport wird gemeinnützig – Erleichterung in den Lobby-Verbänden
Update vom 10. September 2025 (12:30 Uhr): Die Industrie-Verbände begrüßen die heutige Kabinetts-Entscheidung mit Blick auf den E-Sport – und insbesondere die Last-Minute-Änderungen, die der ursprüngliche Entwurf noch erfahren hat (siehe vorheriges Update). Im nächsten Schritt muss das Papier noch von Bundestag und Bundesrat bestätigt werden.
Bundesregierung macht Weg für E-Sport-Gemeinnützigkeit
Update vom 10. September 2025 (12 Uhr): „E-Sport als gemeinnützig anerkannt“ – unmittelbar nach der heutigen Sitzung des Bundeskabinetts hat die Behörde von Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) auf den Social-Media-Kanälen Vollzug gemeldet. Der Entwurf des Finanzministeriums war am Vormittag Thema im Kanzleramt.
Das Ministerium spricht von einem „Meilenstein für Gaming, Jugendförderung und Vereinsarbeit in Deutschland“ – die Regierung setze damit ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag um. Nächster Halt: Bundestag. Auch der Bundesrat muss noch zustimmen, ehe das Gesetz zum 1. Januar 2026 in Kraft treten kann.
Nach scharfer Kritik aus der Branche wurde der Entwurf an einigen entscheidenden Stellen nachgebessert: So sind nun auch Mobile-Plattformen erwähnt – neben motorischen können auch taktische und/oder strategische Fähigkeiten für den Spielerfolg erforderlich sein.
Interpretationsspielraum lässt der Passus, wonach „Computerspiele mit gewaltverherrlichendem Inhalten“ sowie Titel, „die in anderer Weise die Würde des Menschen verletzen“, nicht mit dem Grundsatz der Förderung der Allgemeinheit vereinbar sind.
Der ‚Lootboxen-Passus‘ mit Blick auf EA Sports FC wurde entschärft: Die bloße Existenz von zufälligen Spielelementen und -funktionen kann trotzdem eine Einstufung als E-Sport rechtfertigen.
Verbände rügen E-Sport-Entwurf aus dem Finanzministerium
Update vom 8. September 2025: Der E-Sport-Bund (ESBD), der Industrie-Verband Game und der Landessportbund NRW haben sich zu einer gemeinsamen Erklärung durchgerungen, die das Papier des Finanzministeriums zwar grundsätzlich begrüßt. Doch an der praktischen Umsetzbarkeit gibt es substanzielle Zweifel: Die Vorgaben würden mehr Probleme schaffen als lösen.
E-Sport-Gemeinnützigkeit: Kritik am Referenten-Entwurf des Finanzministeriums
Meldung vom 5. September 2025: „Ein Witz“ (E-Sport-Bayern-Verbandspräsidentin Sandra Bloy). „Sehr ernüchternd“ (BIG-CEO Daniel Finkler). „Methodisch und inhaltlich absolut untauglich“ / „Umsetzung wäre ein Fiasko“ (Rechtsanwalt und Associate Professor Nepomuk Nothelfer).
So und ähnlich fielen am Morgen die ersten Reaktionen auf den „Entwurf eines Steueränderungsgesetzes 2025“ aus, den das Ministerium von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) am gestrigen Donnerstag veröffentlicht hat.

In dem Dokument (PDF) wird grundsätzlich die ersehnte und seit mehreren Koalitionsverträgen versprochene Gemeinnützigkeit für den ehrenamtlichen E-Sport verankert – und zwar wie erwartet im Wege einer Ergänzung der Abgabenordnung. E-Sport-Vereine und -Abteilungen würden dadurch vom Zugang zu staatlichen Zuschüssen und steuerlichen Vorteilen profitieren – dürften etwa Spendenquittungen ausstellen.
Für branchenübergreifenden Frust sorgt zum wiederholten Mal die eigenwillige Antwort auf die Frage: Was ist eigentlich E-Sport? Die Bundesregierung hat sich für überraschend hohe, in der Praxis vielfach unüberwindbare Hürden entschieden – und lässt den Finanzämtern somit wenig Spielraum.
Hohe formale Hürden für E-Sport-Gemeinnützigkeit
Zu den Voraussetzungen für das Erteilen einer Gemeinnützigkeit gehört unter anderem, dass „das Spielfeld, die zu betrachtenden Regeln sowie das Resultat durch die zu Grunde liegende Software“ definiert würden. Dies würde nach Einschätzung von E-Sport-Experte Nothelfer die Wettbewerbe mit „äußerem Regelwerk“ ausschließen, wie sie bei Turnieren und Ligen zum Einsatz kommen.
Wörtlich heißt es im Entwurf: „Die motorischen Fähigkeiten der spielenden Personen müssen dabei maßgeblichen Einfluss auf den Spielerfolg haben, er darf gerade nicht lediglich vom Zufall abhängen.“ Dadurch wären Disziplinen unzulässig, bei denen es analog zum Schach gar nicht auf Reaktionsschnelligkeit ankommt – etwa rundenbasiert praktizierte Karten- und Strategie-Spiele.
Der Text betont außerdem explizit die „Zusammenarbeit in einem Team“ als maßgeblichen Faktor, was Einsätze von Einzelspielern – wie sie in Fortnite, Tekken, StarCraft 2 oder EA Sports FC üblich sind – per Definition ausschließen würde.
Das marktführende Fußballspiel von Electronic Arts wird im Entwurf sogar explizit erwähnt – nämlich dahingehend, dass Spiele ausgeschlossen sind, bei denen der „Einsatz von Geld über den Erwerb des Spiels hinaus wettbewerbsrelevante Vorteile verschafft“. Verwiesen wird auf den Ultimate Team-Modus, bei dem sich der Weg zum besseren Kader durch die umstrittenen Lootboxen abkürzen lässt.
Dass Spiele ohne USK-Alterskennzeichnung ausgeschlossen sind, dürfte wiederum keine Probleme darstellen. Ungleich anspruchsvoller ist jedoch folgende Passage: „Spiele, bei denen rohe Gewalt, wie beispielsweise auch das Töten von Menschen, realitätsnah simuliert bzw. toleriert wird, sind mit dem Grundsatz der Förderung der Allgemeinheit nicht vereinbar.“
Bei konsequenter Auslegung fällt eine lange Liste an relevanten E-Sport-Titeln von vornherein durchs Raster – angefangen von Counter-Strike 2 über Call of Duty und PUBG: Battlegrounds bis hin zu Rainbow Six: Siege.
Der E-Sport ist nur eines von vielen Themen im 37seitigen Referenten-Entwurf: Unter anderem wird darin auch die angekündigte Senkung der Umsatzsteuer in der Gastronomie und die Anhebung der Kilometer-Pauschale geregelt. In Kraft treten soll das Steueränderungsgesetz zum 1. Januar 2026.
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Hachja, das wirkt nicht wie ein Fortschritt, sondern wie eine Verbotsergänzung.
Generell ist die Herangehensweise „Einführung von E-Sport als neuen gemeinnützigen Zwecke“ im Kontext von Gemeinnützigkeit und Ehrenamt eine totale Verhinderung von allem Neuen… das gilt nicht nur für E-Sport, sondern auch für andere noch nicht anerkannte oder mögliche neue Sportarten/Tätigkeiten/etc.
Und den Part mit dem „Ultimate Team-Modus“ hatte ich leider schon befürchtet. Und das wurde trotz der damit verbundenen Unbequemlichkeit, bereits von Einigen innerhalb der Branche (Außerhalb sowieso), angesprochen/thematisiert. Es ist leider äußerst ungünstig, wenn gerade das Zugpferd des E-Sports in diesem Bereich angreifbar ist.
Aber nun gut… dieser Entwurf in Bezug auf E-Sports enthält ohnehin etliche Unsinnigkeiten und zeigt einen extremen Hang zu überbordenden bürokratischen Formulierungen und Ausuferungen. USK-Alterskennzeichnungen gibts ja auch nicht für andere Sportarten. Motorische Fähigkeiten ja, Geistige nein dann nicht oder wie? Reaktionsfähigkeit und Teamzusammenarbeit stehen im Fokus… daraus interpretiere ich, dass die Annahme besteht, E-Sports sei nur die eine Sportart (ausschließlich E-Fußball).
Absolut unqualifizierter Entwurf… und das gilt leider nicht nur für den E-Sports Teil. Schon allein aus dem Grund, dass überall so massiv mit Zahlen, Budgets, Freigrenzen etc. um sich geworfen wird, dies jedoch in Anbetracht sich in den letzten Jahren stark ändernden Werte/Kosten, äußerst willkürlich anmutet. Viele dieser Punkte in den nächsten Jahren entpsrechenden geänderten Werten/Kosten anzupassen, ist in diesem brüokratischen Wirrwarr kaum vorstellbar.
Hachja, warum können die Dinge nicht einfacher und grundlegender sein um einfach mal zu funktionieren.
Da hatte das Finanzministerium tatsächlich mal einen Lichtblick. Finde ich hervorragend! Bitte weiter so. Esport hat absolut nichts mit Gemeinnützigkeit oder Sport im bekannten Sinne der Bewegung und Gesundheitsfördrung gemeinsam. Es ist ein Multimillionen-Geschäft von Millarden schweren Konzernen, die wiederum einige Spieler hypen, damit sie sich am Bildschirm gegenseitig umlegen….
Liebes Finanzministerium: WEITER SO!!
Bin mir grad nicht sicher, ob das Sarkasmus ist 🤔
Ist dennoch eine gut kritisierbare Ansicht, denn die Gemeinnützigkeit wollen ja die Bürger und nicht die Unternehmen ausüben! Klar gibt es auch Gemeinnützige Tätigkeiten, bspw. Sportarten ohne direkte Abhängigkeiten zu einem einzelnen Unternehmen, doch brauchen viele Tätigkeiten/Sportarten durchaus Equipment und/oder Lizenzen.
Etwas ausüben zu können ist und ggf. dafür Kosten in Kauf zu nehmen ist ja eine Sache, doch diese Möglichkeit von vorn herein zu unterbienden ist halt echt nicht Zeitgemäß für ein/unsere Gesellschaft.
Moin lieber DK.
Ich bin Vorstand eines eSports Verein der genau eine solche Gemeinnützigkeit anstrebt, um mehr Spielraum zu bekommen die gemeinschaftliche Seite des eSports zu fördern. Seit Jahren wird versucht aus dem eSports so viel Geld wie möglich zu pressen.
Ich liebe den eSports und die Menschen, die ich damit zusammen bringe. Menschen, die sich ohne eSports wahrscheinlich nie getroffen hätten.
Aber dass das Image des eSports durch exzessive Kommerzialisierung so geschädigt wird, ist auch mir ein massiver Dorn im Auge.
Wenn du mal Interesse daran hast wie eSports abseits des Hochglanz aussieht, dann sprich gerne einen eSports Verein aus deiner Region an 🙂
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