Start Wirtschaft Mittelland AD: Wie der Klassiker Die Fugger 2 ‚legalisiert‘ wurde

Mittelland AD: Wie der Klassiker Die Fugger 2 ‚legalisiert‘ wurde

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Mittelland AD ist seit dem 25. Oktober 2025 via Steam und Epic Games Store verfügbar (Abbildung: BKM – Beers / Korinth / Martensen GbR)
Mittelland AD ist seit dem 25. Oktober 2025 via Steam und Epic Games Store verfügbar (Abbildung: BKM – Beers / Korinth / Martensen GbR)

Wahrhaft historisch: Mit Mittelland AD sorgt ein Entwickler-Trio für authentisches 90er-Jahre-Flair – der Titel fußt auf dem verschollenen Klassiker Die Fugger 2.

Gar nicht amused reagierten Nachfahren der Augsburger Kaufmanns-Familie Fugger, als sie erfuhren, dass in der 1996 erschienenen Wirtschaftssimulation Die Fugger 2 der virtuelle Jakob Fugger (‚Der Reiche‘) auftauchte – der im PC-Spiel obendrein mit unlauteren Mitteln, etwa Spionage, operiert.

Es folgte: ein zermürbender Rechtsstreit mit dem hessischen Spiele-Hersteller Sunflowers Interactive Entertainment Software (Anno 1602, Anno 1503, ParaWorld) – und ein juristischer Vergleich, der vorsah, dass nach dem Abverkauf vorhandener Ware der Vertrieb von Die Fugger 2 einzustellen sei (mehr dazu in dieser aktuellen GamesWirtschaft-Kolumne).

Mit dem Ergebnis, dass das Strategiespiel seit dem Jahr 2000 – also seit einem Vierteljahrhundert – nicht mehr offiziell erhältlich ist.

Bis jetzt: Mit Genehmigung durch Mitstreiter Matthias Kriessell und unter tatkräftiger Hilfe der Informatik-Studenten Lennard Beers und Ben Korinth hat Fugger 2-Spieldesigner Lars Martensen den einstigen Verkaufsschlager ‚legalisiert‘, indem alle Bezüge zur Augsburger Dynastie entfernt wurden.

Martensen verantwortete im Übrigen auch die Nachfolger Die Gilde und Die Gilde 2.

Die Mittelland AD-Macher: Lennard Beers, Ben Korinth und Lars Martensen (Fotos: privat)
Die Mittelland AD-Macher: Lennard Beers, Ben Korinth und Lars Martensen (Fotos: privat)

Mittelland AD: Wie der Klassiker Die Fugger 2 ‚legalisiert‘ wurde

Mittelland AD ist seit Ende Oktober als rein digitale Fassung bei Steam und im Epic Games Store veröffentlicht. Der Listenpreis liegt bei 7,99 €. Wer mag, kann die passende Spielepackung ausdrucken.

Wie im Original geht es auch bei der technisch überarbeiteten Fassung darum, Runde für Runde – analog zu einem Brettspiel – Ruhm und Reichtum eines fiktiven Fürstentums im Jahr 1600 zu mehren: durch Handel und Politik, aber eben auch durch Intrigen und kleine Gemeinheiten.

Mit 30 Aufträgen, 40 politischen Ämtern, 10 Städten, 15 handelbaren Waren und allerlei Schicksalsschlägen und Zufallsereignissen sind die Spieler gut ausgelastet.

Dreh- und Angelpunkt des Spiels, heute wie vor 30 Jahren: die Schreibstube (Szene aus Mittelland AD)
Dreh- und Angelpunkt des Spiels, heute wie vor 30 Jahren: die Schreibstube (Szene aus Mittelland AD)

Mittelland AD wird als DOSbox-Spiel mit Hi-Color-Grafik, digitalem Soundtrack und Hotseat-Multiplayer-Modus ausgeliefert. Neben der deutschen Fassung liegt auch eine vollständig lokalisierte englische Version vor – inklusive Texten und Sprachausgabe.

Und was sagt der ursprüngliche Publisher – also Sunflowers – dazu? Den gibt es nicht mehr, ebenso wenig wie den Vertriebspartner Bomico. Sunflowers-Käufer Ubisoft hält dem Vernehmen nach keine Rechte. Kurzum: Die Copyright-Lage ist diffus – nach Ende der juristischen Auseinandersetzung ist das Verwertungs-Interesse offenkundig abgekühlt.

Im nächsten Schritt will die BKM – Beers / Korinth / Martensen GbR den einen oder anderen Patch nachliefern. Abhängig von Feedback und Nachfrage sind Folge-Produktionen mindestens nicht ausgeschlossen.


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