
Damit Marken in Rennspielen und -Simulationen wie Project Motor Racing stattfinden, betreiben Auto-Hersteller wie Audi großen Aufwand.
Wehe, jemand putzt! Wenig wäre schlimmer, als wenn eine unbedarfte Reinigungskraft mit besten Absichten jene Spuren vom Lack abwienert, die vom Sieg beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans anno 2002 zeugen.
Der 610 PS starke Audi R8 mit der Startnummer 1 und originalgetreuen Abnutzungserscheinungen war einer der Hingucker auf dem Gamescom-Stand von Giants Software in Halle 6: Dort warb der Schweizer Landwirtschafts-Simulator-Hersteller für Project Motor Racing (kurz: PMR). Die Motor-Simulation erscheint am 25. November für PC, Xbox und PlayStation 5 – und enthält selbstverständlich serienmäßig auch den R8.
Dass solche Exponate ihren Weg auf Events dieser Größenordnung finden, liegt im Interesse von Audi Tradition-Manager Kai Mensing. Beim Ingolstädter Autobauer verantwortet er seit über 25 Jahren das Product & Licensing Management – und damit auch die Integration von Serien-Fahrzeugen, Show-Cars und Unikaten in Computer- und Videospielen.

Project Motor Racing: Audi stellt eigene 3D-Daten bereit
Damit die Fahrzeuge mit schraubengenauer Authentizität integriert werden, überlassen Auto-Hersteller schon lange nichts mehr dem Zufall. So stellt Audi neben Ingenieurs-Knowhow proaktiv hochpräzise Daten in allen gewünschten Formaten zur Verfügung, die dann von den Spiele-Entwicklern und Grafikern in 3D-Modelle und Fahrverhalten übersetzt werden. Der Detailgrad reicht bis zu den Nähten in den Lenkrädern, weiß Mensing.
Von der prominenten Platzierung profitieren alle Beteiligten: Publisher und Studios können mit üppigen Fuhrparks von Weltkonzernen werben, die Spieler freuen sich über realistisch dargestellte Automobile und die Kfz-Hersteller können sowohl historische als auch topaktuelle Modelle platzieren. In welchem anderen Medium setzen sich potenzielle Kunden freiwillig und über zig Stunden hinweg mit einer Marke auseinander?
Dieser Win-Win-Win-Effekt sorgt dafür, dass sowohl Konzerne als auch Zubehör-Hersteller oft und gerne mit Studios und Publishern zusammenarbeiten. In Project Motor Racing sind neben Audi und der Konzernschwester Porsche auch Lamborghini, Mercedes, Nissan, Aston Martin, Ford und Toyota vertreten, aber auch exotischere Manufakturen wie Lister und Lola.
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Schadensmodell in Games: Einst umstritten – heute gewollt
Die Zusammenarbeit zwischen Games- und Auto-Industrie hat sich im Lauf der Zeit verändert – und professionalisiert: Einst sorgten sich zum Beispiel Produzenten hochpreisiger Baureihen um die Darstellung verunfallter, fahruntüchtiger oder verschmutzter Autos in Games – das Ausmaß von Schadensmodellen war regelmäßig Gegenstand intensiver Verhandlungen.
Inzwischen ist erkennbar mehr Gelassenheit im Spiel: In den Marketing-Abteilungen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es buchstäblich zur ‚Street Credibility‘ beiträgt, wenn das Fahrzeug nicht mehr aussieht wie im Showroom, sobald es einen Ausflug durchs Gehölz unternommen hat.
Das sei sogar extrem wichtig, findet Kai Mensing: Es müsse einen spürbaren Nachteil haben, wenn das Ingame-Auto beschädigt wird oder gar ganze Teile verliert.
Als echte Herausforderung gilt das Thema Elektromobilität – nicht nur für manchen Auto-Hersteller, sondern auch für Rennspiel-Entwickler: Denn Akku-betriebene Fahrzeuge weisen eine gänzlich andere Fahrphysik auf als Verbrenner. Daher müssen die Algorithmen entsprechend angepasst, oft komplett neu gebaut werden, um etwa die stufenlose 0-auf-100-Katapult-Beschleunigung glaubwürdig zu simulieren.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die meisten Motorsport- und Tuning-Fans weiterhin Benzin im Blut haben und daher traditionell erzeugte Pferdestärken bevorzugen.
Im Falle des tausendfach fotografierten Gamescom-Exponats ist im Übrigen auch diesmal alles gut gegangen: Der Audi R8 hat den Messetrubel schadlos überstanden und ist bereit für neue Einsätze. Wer sich für das Thema interessiert: Noch bis zum 2. November ist im August-Horch-Museum in Zwickau die Sonderausstellung ‚Audi in Le Mans: 24 Stunden am Limit‘ zu besichtigen.
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