B2B statt B2C, Smartphone statt VR: Der Münchener In-Car-Entertainment-Anbieter Holoride wagt mit verändertem Geschäftsmodell einen neuen Anlauf.
Mit einer Vollbremsung endete die Story der Holoride GmbH im Frühsommer: Fünf Jahre nach Gründung musste das bayerische Startup einen Insolvenzantrag stellen. Im Juli erfolgte zunächst das Insolvenzverfahren, kurz darauf die Liquidation des Unternehmens, das sich vorgenommen hatte, „Autos in rollende Freizeitparks zu verwandeln“.
Trotz millionenschwere Investionen und Vertriebs-Unterstützung durch Anteilseigener Audi fanden sich zu wenige Kunden, die 600 € aufwärts für ein Starter-Kit plus Monats-Abo ausgeben wollten. Die mitgelieferte VR-Brille ermöglichte Spiele und Anwendungen, die mit dem Fahrzeug synchronisiert wurden – inklusive Beschleunigung, Geschwindigkeit, Lenk- und Bremsvorgängen. Das Ziel: langweilige Autofahrten zu überbrücken und unterwegs die übliche ‚Motion Sickness‘ zu verhindern. „Gar nicht übel“, urteilte etwa das Fachmagazin Golem.
Doch so schnell will sich der Holoride-Gründer und ehemalige Audi-Manager Nils Wollny nicht geschlagen geben: Nach intensiver Restrukturierung wagt das Münchener Unternehmen einen Neustart. Alle Holoride-Technologien und -Patente werden in die neugegründete Holoride Technologies Group Ptd. Ltd. In Singapur überführt, wo sich künftig die Firmenzentrale befinden wird. Von dort erhofft sich Holoride einen leichteren Zugang zu den asiatischen Märkten, wo etwa mit Blick auf Elektromobilität die Musik spielt. Geplant ist unter anderem eine Niederlassung in China.
Bei der Münchner Tochter Holoride Technologies Europe GmbH wird eine zunächst 11köpfige Kernmannschaft weiterhin an der Entwicklung der Produkte arbeiten und sowohl den Vertrieb als auch den Support übernehmen. Auch die Holoride AG in Vaduz im Fürstentum Liechtenstein, die bislang die Kryptowährung RIDE verantwortete, wird fortgeführt: Dort sollen künftig Blockchain-Anwendungen für die Mobilitätsbranche entstehen.
Das Geschäftsmodell ändert sich in mehreren entscheidenden Punkten:
- Erstens kippt der VR-Fokus: Stattdessen sollen die Echtzeit-Fahrzeudaten „bewegungs- und ortssynchrone Erlebnisse und Anwendungen“ auf „persönlichen Endgeräten von Passagieren“ ermöglichen. Die für Anfang 2025 geplante Software-Suite wird neben Augmented-, Mixed- und Virtual-Reality-Brillen auch Smartphones, Tablets und Wearables unterstützen. Die Infotainment-Systemen gängiger Hersteller sollen sich nachrüsten lassen.
- Zweitens wird Holoride die hauseigene Technologie nicht mehr direkt an Endverbraucher vertreiben. Stattdessen wird das System an Industriekunden aus den Segmenten Mobilität, Technologie, Entertainment und Tourismus lizenziert. Auf Wunsch baut Holoride auch schlüsselfertige Komplettlösungen.
Zu den Gründern und Gesellschaftern der neuen Gruppe zählen die langjährigen Holoride-Investoren Jing Jing Xu und Tony Chen sowie der Holoride-Gründer Nils Wollny. Das Trio bildet den Verwaltungsrat der neuen Holding-Gesellschaft – Wollny fungiert als CEO.
Holoride-CEO Nils Wollny: „Wir sind stolz, dass wir die Neuausrichtung von holoride in dieser herausfordernden Zeit so schnell umsetzen konnten. Mit unserem neuen Geschäftsmodell für Industriekunden, der Einbindung aller persönlichen Endgeräte und dem Fokus auf asiatische Wachstumsmärkte sind wir zuversichtlich, dass wir mit unserem einzigartigen Technologie-Stack schnell eine Spitzenposition im Infotainment-Markt einnehmen können. Das technologische Fundament dafür existiert bereits.“
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