Start Sport Nach Abstieg: Schalke 04 Esports verkauft LEC-Startplatz (Update)

Nach Abstieg: Schalke 04 Esports verkauft LEC-Startplatz (Update)

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Schalke hat den E-Sport-Betrieb in die FC Schalke 04 Esports GmbH ausgelagert (Abbildung: Riot Games / Konami)
Schalke hat den E-Sport-Betrieb in die FC Schalke 04 Esports GmbH ausgelagert (Abbildung: Riot Games / Konami)

Schalke spielt in der neuen Saison in der 2. Liga und muss sparen: Das E-Sport-Geschäft von Schalke 04 Esports steht auf dem Prüfstand.

Update vom 30. Juni 2021: Schalke 04 hat unmittelbar vor dem EM-Spiel England:Deutschland bestätigt, dass die Startlizenz für die League of Legends-Profiliga LEC zum Ende der laufenden Saison (Summer Split 2021) abgegeben wird. Das Schweizer E-Sport-Unternehmen Team BDS kauft die Lizenz für 26,5 Millionen Euro.

Das Management habe in den vergangenen Monaten versucht, den Worst Case abzuwenden – trotz kontinuierlichen Wachstum im E-Sport-Sektor sei eine finanziell alternativlose Situation entstanden, hauptsächlich verursacht durch Pandemie und Zweitliga-Abstieg. Der Gelsenkirchener Klub ächzt unter einem Schuldenberg in dreistelliger Millionen-Höhe.

Mit Blick auf die Zukunft des E-Sport auf Schalke würden derzeit Gespräche geführt. Denkbar ist, dass Schalke zumindest den Betrieb der FIFA-, PES- und League of Legends-Prime League-Teams aufrecht erhält, wenngleich in diesen nationalen Disziplinen ungleich geringere Sponsoring-, Merchandise- und Preisgeld-Erlöse zu erwarten sind als in einer internationalen Spitzenliga wie der LEC.

Update vom 16. Juni 2021: Für den E-Sport-Sektor auf Schalke beginnen die Wochen der Wahrheit: Auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag hat der scheidende Marketing-Vorstand Alexander Jobst die Trennung vom Geschäftsmodell E-Sport wörtlich als „sehr wahrscheinlich“ bezeichnet – wenngleich man sich die Entscheidung schwer gemacht habe. Allerdings müsse sich Schalke 04 als Fußballverein auf das Kerngeschäft fokussieren.

Noch im Juni soll final feststehen, inwieweit Schalke 04 Esports weiterhin E-Sport in der höchsten europäischen League of Legends-Spielklasse (LEC) ausüben kann und darf.

Nach Informationen von Ruhr24 steht weiterhin ein Betrag von 30 Millionen Euro im Raum, den Investoren für den League of Legends-Startplatz zahlen würden. Indes ist der Verkauf noch nicht in trockenen Tüchern – es spricht viel dafür, dass sowohl Riot Games als Lizenzgeber und Betreiber der Liga als auch weitere Franchise-Nehmer eingebunden werden müssen. Laut Ruhr24 soll die soeben begonnene und im November endende Saison in jedem Fall zu Ende gespielt werden.

Sollte die LEC-Lizenz abgegeben werden, könnte Schalke 04 Esports weiterhin in unterklassigen und daher kommerziell weniger attraktiven Amateur-Ligen antreten. Kader und Umfeld dürften in diesem Fall aber vor einem massiven Umbruch stehen. Auch die E-Sport-Disziplinen FIFA (Electronic Arts) und eFootball PES (Konami) könnten vergleichsweise kostengünstig weiter betrieben werden.

Update vom 7. Juni 2021: Nach BILD-Informationen (hinter Paywall) hat sich das Schalke 04-Management entschieden, die „zukunftsreiche Esports-Abteilung zu versilbern“: Demnach soll ein nicht namentlich genannter Investor 30 Millionen Euro für eine Lizenz der League of Legends-Liga LEC auf den Tisch legen – wodurch der enorm verschuldete Verein einen Gewinn von 22 Millionen Euro erzielen würde.

Die Welt zitiert unterdessen eine dpa-Meldung, wonach laut Schalkes Chief Gaming Officer Tim Reichert noch keine endgültige Entscheidung über den Verkauf gefallen ist – dies ist allerdings noch in der ersten Juni-Hälfte zu erwarten.

In der LEC spielen zehn Profi-Organisationen, die sich für kolportierte zehn Millionen Dollar – also umgerechnet rund 8 Millionen Euro – in dieses Franchise-System eingekauft haben. Die europäische Liga wird von G2 Esports, Fnatic und Rogue dominiert.

Update vom 2. Juni 2021: Schon lange vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga stand fest: Spätestens im Juni werde eine Entscheidung fallen, ob – und wenn ja: wie – der Profi-E-Sport beim FC Schalke 04 eine Zukunft hat. Kein anderer Bundesligist hat so massiv in das Geschäftsmodell Gaming investiert wie Königsblau.

Aus Sicht von Christina Rühl-Hamers, im Schalke-Vorstand für Finanzen zuständig, ist „ein Verkauf von Teilen unseres Esports-Geschäftsbereiches“ weiterhin im Bereich des Möglichen.

Offen bleibt, ob Schalke 04 das Herzstück des E-Sport-Betriebs – die 8 Millionen Euro teure Startlizenz für das League of Legions-Ligensystem LEC – tatsächlich mit Gewinn veräußern darf. Schalke-Manager Tim Reichert hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass der Wert des Pakets deutlich gestiegen sei. Auf GamesWirtschaft-Anfrage wollte Lizenzgeber Riot Games zunächst nicht kommentieren, inwieweit ein Weiterverkauf durch den Lizenznehmer (hier: Schalke 04) grundsätzlich überhaupt möglich ist – und unter welchen Bedingungen.

Hintergrund: Der künftige Zweitligist ächzt unter einer Schuldenlast im dreistelligen Millionenbereich – die Lizenz für Liga 2 wurde von der DFL nur unter Auflagen gewährt. Bis Mitte September muss der Verein seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen; ansonsten ist das Projekt „Direkter Wiederaufstieg“ durch einen Sechs-Punkte-Strafabzug von vornherein gefährdet.

Finanz-Chefin Rühl-Hamers bringt die Maßnahmen deshalb auf die Formel: Einnahmen optimieren – Ausgaben reduzieren. So seien Sponsoring-Verträge für die neue Saison bereits vorzeitig verlängert worden.

Die Teilnahme an der League of Legends European Championship (LEC) bildet den Kern des E-Sport-Businessplans von Schalke 04. Trainiert wird nicht auf Schalke, sondern im Berliner „R+V Gaming-House“, benannt nach dem Hauptsponsor. In den Fußball-Disziplinen PES (Konami) und FIFA (Electronic Arts) treten die Gelsenkirchener zwar auch mit eigenen Kadern an, allerdings sind die Reichweiten sowie potenziellen Preisgelder viel geringer – in jedem Fall zu wenig für einen nachhaltig profitablen, international ausgerichteten Geschäftsbetrieb.

Update vom 9. April 2021: Mit Marketing-Vorstand Alexander Jobst verliert Schalke 04 eine der treibenden Kräfte mit Blick auf das vereinseigene E-Sport-Geschäft. Unter seiner Führung haben die Gelsenkirchener einen hohen einstelligen Millionen-Betrag in den E-Sport investiert und die FC Schalke 04 Esports GmbH ausgegliedert.

Jobst wird den Klub im Sommer vorzeitig verlassen – der Aufsichtsrat hat seiner Bitte zugestimmt. Der Schalke-Manager begründete die Entscheidung auch mit „anonymen Anfeindungen bis hin zu Bedrohungen“ gegen ihn und seine Familie: Dadurch sei eine „rote Linie“ überschritten worden.

Da der Schalke-Abstieg aus der 1. Bundesliga für den Tabellenletzten bei sieben verbleibenden Spielen und 15 Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz nur noch durch ein königsblaues Wunder zu verhindern ist, beschäftigt sich der Verein intensiv mit der Zukunft von Aktivitäten außerhalb des Kerngeschäfts Fußball. Mit Blick auf die immense Schuldenlast und niedrigere Erlöse in der 2. Bundesliga wurden zuletzt Investitionen ins Vereinsgelände gestoppt.

Bei der Vorstellung des Konzerngeschäftsberichts in dieser Woche hatte Finanzvorstand Christina Rühl-Hamers bereits klargestellt, dass nun strategische Entscheidungen zu treffen seien, inwieweit der E-Sport eine Zukunft auf Schalke hat.

Gegenüber dem Sportinformationsdienst (SID) hat Schalkes Chief Gaming Officer Tim Reichert durchblicken lassen, dass zwischen Mitte und Ende Juni 2021 eine Entscheidung fallen soll, was mit der erworbenen Lizenz für die League of Legends-Franchise-Liga LEC geschieht. Reichert geht davon aus, dass der Wert dieser Lizenz gegenüber dem Einkaufspreis von 8 Millionen Euro spürbar gestiegen ist.

Meldung vom 1. März 2021: Magere 9 Punkte nach 23 Spieltagen, 16 Niederlagen bei nur einem Sieg, eine Tordifferenz von -45, dazu 9 Punkte Abstand zum Relegationsplatz – und am gestrigen Sonntag wurden nach einer weiteren 5:1-Niederlage gegen Aufsteiger Stuttgart auch noch Trainer, Co-Trainer, Sportvorstand und Team-Manager entlassen: Schalke 04 steht vor einer ungewissen Zukunft, zumal ein Schuldenberg von weit über 200 Millionen Euro drückt und der Vertrag mit Hauptsponsor Gazprom laut Medienberichten nur für die 1. Liga gilt.

Der hochwahrscheinliche Abstieg in die 2. Bundesliga hätte jedoch nicht nur für den Fußballbetrieb massive sportliche und finanzielle Folgen, sondern auch für die Aktivitäten der 100%igen Tochter FC Schalke 04 Esports GmbH. Mehr als 500 Kilometer von der Veltins-Arena entfernt – genauer: in Berlin-Charlottenburg – betreibt die Schalke-Tochter seit 2016 die Disziplinen FIFA, eFootball PES und League of Legends, der weltweit führende E-Sport-Titel von Riot Games. Für einen kolportierten Tarif von 8 Millionen Euro hat Schalke 04 einen Startplatz in der europäischen Profiliga LEC (League of Legends European Championship) erworben. Dort belegt der Kader derzeit den 8. von 10 Plätzen – dort ist zumindest ein Abstieg nicht vorgesehen.

Just dieser Startplatz könnte sich in der existenziellen Krise des Gelsenkirchener Traditionsvereins als wertvolles ‚Asset‘ erweisen. Die Verantwortlichen haben in der Vergangenheit regelmäßig darauf hingewiesen, dass der Wert dieses Rechte-Pakets mittlerweile deutlich gestiegen ist – jetzt ist der Klub möglicherweise dazu gezwungen, sich von der LEC-Lizenz zu trennen.

In einer via Twitter verbreiteten Stellungnahme verweisen Chief Gaming Officer Tim Reichert und Geschäftsführer Claudio Kasper auf die Belastungen durch die Corona-Situation, da den Klubs die Ticket-Einnahmen weggebrochen seien. Weitaus bedrohlicher seien allerdings die finanziellen Folgen einer möglichen Abstiegs. Daher müsse der Klub alle Optionen prüfen, um neue Geldquellen zu erschließen.

Schalke 04 Esports legt Wert darauf, dass man sich nicht freiwillig vom LEC-Startplatz trennen wolle oder dies bereits getan habe, zumal es im Klub weiterhin den Glauben an das „unglaubliche Wachstum“ und die langfristigen Vorteile der LEC gebe. Allerdings müsse man sich auf mögliche Szenarien vorbereiten, die es notwendig machen, das Kernprodukt Fußball zu stärken.

Bis Ende der Bundesliga-Saison – also bis Mai – will sich der Verein entscheiden, wie mit der League of Legends-Startlizenz verfahren wird. Klar ist: Ohne League of Legends lässt sich kaum ein seriöses oder gar profitables E-Sport-Business betreiben – im FIFA-Bereich, etwa in der Virtual Bundesliga, fallen die Preisgelder erheblich geringer aus.

Schalke 04 ist der einzige Bundesligist, der in substanzieller Größenordnung in den E-Sport investiert hat. Das Geschäftsmodell sieht unter anderem Erlöse durch Merchandise, Medienrechte und Ticketverkäufe vor. Zu den Hauptsponsoren zählen die Versicherungsgruppe R+V, die Krankenkasse AOK, Spielehersteller Konami und die Tönnies-Marke Tillman’s Toasty.