Start Politik Bayerische Entwickler enttäuscht von Landesregierung (Update)

Bayerische Entwickler enttäuscht von Landesregierung (Update)

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Hendrik Lesser, Johannes Roth (Vorsitz) und Lars Janssen bilden den neuen Vorstand von Games Bavaria Munich e. V.
Hendrik Lesser, Johannes Roth (Vorsitz) und Lars Janssen bilden den neuen Vorstand von Games Bavaria Munich e. V.

Entgegen der Zusagen von Ministerpräsident Söder tritt die bayerische Games-Förderung auf der Stelle. Scharfe Kritik kommt nun von Games Bavaria Munich.

Update vom 24. Mai 2019: Der bayerische Interessensverband Games Bavaria Munich (GBM) kritisiert das Einfrieren der Entwicklungs-Fördergelder im Landeshaushalt 2019/2020. Bayern gebe damit, entgegen der Ankündigungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), den Anspruch auf, eine Vorreiterrolle „in einem der innovativsten Sektoren der Digitalisierung“ einzunehmen.

Aus Sicht von GBM-Geschäftsführer Hendrik Lesser habe insbesondere die Landtagsdebatte in der vergangenen Woche gezeigt, dass die Games-Branche von Fraktionen und Politikern weiterhin nicht als Speerspitze der Digitalisierung wahrgenommen werde. Lesser ruft zum Dialog auf, um Missverständnisse abzubauen.

Von der Landesregierung hatten sich Bayerns Spiele-Entwickler eine substanzielle Aufstockung erhofft – und damit das deutliche Signal, dass die Koalition aus CSU und Freien Wählern die Bedeutung der Branche ernst nimmt. Gerade mit Blick auf die anstehende Bundesförderung und die Games-Initiativen von Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen sei es wichtig, nicht an Zugkraft und Geschwindigkeit zu verlieren.

Dem GBM gehören insbesondere Games-Entwickler aus dem Großraum München an, darunter Aesir Interactive, Travian Games, Mimimi Productions und die Kalypso-Media-Tochter Realmforge.

Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) will die Länderförderung nach Inkrafttreten der Games-Förderung neu bewerten (Foto: Foto: Joerg Koch/ Bayerisches Staatsministerium für Digitales)
Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) will die Länderförderung nach Inkrafttreten der Games-Förderung neu bewerten (Foto: Foto: Joerg Koch/ Bayerisches Staatsministerium für Digitales)

Update vom 17. Mai 2019: Auf GamesWirtschaft-Anfrage hat Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) die eingefrorenen Planzahlen der Games-Förderung des Freistaats im Jahr 2019 / 2020 kommentiert.

Der am gestrigen Donnerstag im Landtag verabschiedete Doppel-Haushalt sieht für Gerlachs 90köpfiges Ministerium Gesamtausgaben in Höhe von rund 79 Millionen Euro vor. Darin enthalten ist die bayerische Film- und Games-Förderung in Höhe von 35 Millionen Euro – davon fließen fast 95 Prozent in den Kino- und TV-Bereich.

„Die Games-Förderung hat bereits 2018 in Bayern ein neues Level erreicht: mehr Geld, 1,9 Millionen Euro in 2018 und größere Spielräume. Die Förderung erfolgte erstmals auf einer von der EU-Kommission genehmigten Richtlinie – demnach besteht die Möglichkeit, die Produktion von Games mit bis zu 500.000 Euro zu fördern, also ohne De-Minimis-Begrenzung“, so Gerlach. „Wie wir bereits Anfang des Jahres angekündigt haben, werden wir in diesem Jahr den Ansatz für die Games-Förderung in Bayern einmalig um 800.000 Euro auf dann gut 2,5 Millionen Euro aufstocken.“

[no_toc]Im aktuellen Haushalts-Entwurf tauchen besagte 800.000 Euro allerdings nicht auf. Auf Nachfrage bestätigt das Ministerium, dass es sich bei dieser Summe um nicht ausgeschöpfte Restmittel aus dem letzten Doppelhaushalt 2017 / 2018 handelt, der bereits im Dezember 2016 verabschiedet wurde.

Gerlach will den zur Verfügung stehenden Topf dennoch als positives Signal verstanden wissen: „Wir haben in den vergangenen Jahren als erstes Bundesland und noch vor dem Bund unsere Hausaufgaben gemacht. Der Bund startet gerade mit seinem 50-Millionen-Euro-Förderprogramm für die Games-Branche und wird damit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich sicherlich nachhaltig verbessern.“ Allerdings seien die aktuellen Richtlinien noch auf De-Minimis-Basis und die späteren Richtlinien für großvolumige Förderungen noch nicht in Brüssel genehmigt.

Hintergrund: Bislang darf das CSU-geführte Bundesverkehrsministerium förderfähige Games nur bis zu einem Höchstbetrag von 200.000 Euro bezuschussen – höhere Beträge sind frühestens ab Herbst 2019 möglich, sofern die EU grünes Licht gibt.

„Aber was man jetzt schon absehen kann: Die neue Bundesförderung wird das Profil der Länderförderung nachhaltig beeinflussen und wir werden die neue Situation, sobald sie da ist, genau analysieren und dann unsere Schlüsse ziehen“, kündigt Gerlach an. „Eins ist mir aber besonders wichtig: Als Digitalministerin werde ich die Games-Branche auch weiterhin unterstützen und wir werden gemeinsam an den richtigen Rahmenbedingungen arbeiten.“

Games-Förderung in Deutschland: Gleich zwei NRW-Studios platzieren sich in den Top 10 der Games-Projekte mit den höchsten Fördersummen (Stand: 7. Mai 2019)
Games-Förderung in Deutschland: Gleich zwei NRW-Studios platzieren sich in den Top 10 der Games-Projekte mit den höchsten Fördersummen (Stand: 7. Mai 2019)

Games-Förderung in Bayern tritt auf der Stelle (Meldung vom 16. Mai 2019)

Der bayerische Landtag wird am heutigen Donnerstag über den Etat des Digitalministeriums beraten. Die zugesagte Erhöhung der Mittel für Games-Förderung bleibt aus.

Update vom 16. Mai 2019 (16 Uhr): Nach einer rund eineinhalbstünden Aussprache hat der bayerische Landtag dem 79-Millionen-Euro-Haushalt des Digitalministeriums zugestimmt – inklusive der Planzahlen für die Film- und Games-Förderung.

Meldung vom 16. Mai 2019 (12 Uhr): Im Entwurf des Einzelplans 16 sind die Ausgaben des Ressorts von Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) geregelt. Zu diesen Ausgaben zählen auch Investitionen in die bayerische Games-Förderung: Die Vergabe der Darlehen wird vom FilmFernsehFonds Bayern (FFF Bayern) koordiniert. Im Jahr 2018 standen dafür rund 1,9 Millionen Euro zur Verfügung.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) - hier bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises 2018 - will die Games-Fördergelder aufstocken (Foto: DCP / Getty Images für Quinke Networks / Hannes Magerstaedt)
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) – hier bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises 2018 – will die Games-Fördergelder aufstocken (Foto: DCP / Getty Images für Quinke Networks / Hannes Magerstaedt)

Noch im April 2018 hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Rahmen des Deutschen Computerspielpreises eine Aufstockung der Mittel angekündigt: „Ich möchte, dass München und Bayern eines der Zentren bleibt und darum werden wir weitere Fördermittel erhöhen.“ Doch dazu wird es voraussichtlich nicht kommen: Im Haushalts-Entwurf für die Jahre 2019 und 2020 sind demnach weiterhin jeweils 1,95 Millionen Euro vorgesehen. Für die Ausrichtung des Deutschen Computerspielpreis 2020 in München, die Standortinitiative Games Bavaria und weitere „Maßnahmen zur Medienstandortförderung“ sind unveränderte 635.000 Euro eingeplant.

Sofern der Etat vom bayerischen Landtag mit den Stimmen der Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern durchgewunken wird, ist eine Aufstockung der Fördergelder für die bayerischen Spiele-Entwickler vom Tisch.

Damit büßt Bayern die bisherige Führungsposition unter den regionalen Entwicklungs-Förderern ein. Söders Amtskollege Armin Laschet (CDU) hat für Nordrhein-Westfalen ungleich ehrgeizigere Ziele formuliert und nun bereits zum zweiten Mal die regionale Spiele-Wirtschaft zum „Games-Gipfel“ eingeladen. Allein für 2019 hat Laschets Landesregierung die Zuschüsse auf 3 Millionen Euro glatt verdoppelt.

Bayerische FDP beantragt Streichung der Games-Förderung

Wenn es nach der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag gegangen wäre, stünde die Games-Förderung in Bayern sogar komplett vor dem Aus. Mit Drucksache 18/1164 vom 20. März 2019 hat Partei-Chef Martin Hagen einen Änderungsantrag eingebracht, der die ersatzlose Streichung der vorgesehenen Mittel für die Jahre 2019 und 2020 vorsieht.

Zur Begründung verweist die FDP darauf, dass ein bayerisches Programm zur Spieleentwicklung mit Blick auf die Internationalität von Spielekonzernen nicht zielführend sei. Die Förderung von Videospielen gehöre nicht zu den Aufgaben des Staates. Viel wichtiger sei die Bereitstellung der Infrastruktur, also insbesondere die Versorgung mit schnellem Internet. Weiter heißt es: „Nachdem der freie Markt bislang innovative digitale Inhalte und Games auch ohne Staatsförderung sehr gut erreicht hat, jedoch im Bereich des Breitbandausbaus Probleme liegen, sollte sich der Staat auf seine Kernaufgabe konzentrieren und keine Wirtschaftsförderung in einem Bereich tätigen, der privatwirtschaftlich funktioniert.“

Dieser Antrag wurde am 4. April 2019 vom Finanzausschuss abgelehnt.

Die Landtags-Debatte über den Haushalt des Digitalministeriums wird ab 13:30 Uhr via Livestream übertragen.