In Deutschland beschäftigen Ubisoft und die Tochter Blue Byte über 370 Mitarbeiter.
In Deutschland beschäftigen Ubisoft und die Tochter Blue Byte über 370 Mitarbeiter.

In exakt zwei Wochen kommt es zum Showdown auf der Ubisoft-Hauptversammlung. Gegen die befürchtete Vivendi-Übernahme wehren sich inzwischen auch Tausende Mitarbeiter.

[no_toc]Donnerstag, 29. September 2016: Ab 14.30 Uhr entscheidet sich im Novotel Paris Est die Zukunft eines der weltweit größten und wichtigsten Spielehersteller. Bei der Hauptversammlung im Konferenzsaal des Hotels – nur einen knappen Kilometer Luftlinie vom Ubisoft-Hauptquartier entfernt – treffen sich die Aktionäre von Ubisoft. Die Tagesordnung ist lang. Unter anderem enden die Director-Verträge von Firmengründer und CEO Yves Guillemot und Gérard Guillemot, beide stellen sich zur Wiederwahl bis ins Jahr 2020.

Unter den geladenen Aktionären werden auch Vertreter des französischen Mischkonzerns Vivendi sitzen, die satte 20 Prozent der Stimmrechte im Gepäck haben. Die Ausgangssituation ist einfach: Vivendi will die Ubisoft-Mehrheit, Ubisoft selbst wehrt sich.

Vivendi betont die vielfältigen Synergien, die sich mit dem hauseigenen Internet-, Film-, Mobilfunk- und Musikgeschäft ergäben. Die Ubisoft-Gründerfamilie Guillemot will um jeden Preis die Unabhängigkeit aufrecht erhalten und und wirbt seit Monaten unermüdlich um Vertrauen und Stimmrechte. Zuletzt wurden auf Konferenzen die einflussreichsten Anteilseigner und Investoren auf Linie gebracht.

Millionenschweres Wettrüsten um die Macht bei Ubisoft

Yves Guillemot hat Ubisoft vor 30 Jahren gegründet. Nachvollziehbarerweise lässt er nichts unversucht, um die Macht beim Spieleriesen – 1,4 Milliarden Euro Umsatz, 32 Studios in aller Welt, über 10.000 Mitarbeiter – nicht zu verlieren. Erst Anfang September haben er und seine Brüder weitere 3,5 Prozent der Ubi-Aktien hinzugekauft – insgesamt 4 Millionen Stück. Wert des Pakets: fast 150 Millionen Euro. Insgesamt verfügen die Guillemots nun über rund 15 Prozent der Stimmrechte. Zuvor hatten sie den Kampf um Gameloft verloren und waren gezwungen, ihre Anteile am Mobilegames-Spezialisten abzugeben.

Das soll sich bei Ubisoft nicht wiederholen. Indes: Vivendi ist um ein Vielfaches größer und finanzkräftiger als Ubisoft. Erst Anfang des Jahres hat sich Vivendi aller Anteile an Activision Blizzard entledigt und sitzt nun auf hinreichend Cash, um nach Gameloft auch die Kontrolle über Ubisoft zu übernehmen.

Beide Parteien liefern sich also ein millionenschweres Wettrüsten – es geht um nicht weniger als die Frage, wer künftig das Sagen hat bei Ubisoft: die Gründerfamilie Guillemot oder eben Vivendi.

Und die Übernahmeschlacht wird für beide immer teurer: Seit den ersten Vivendi-Zukäufen im Herbst 2015 hat sich der Ubisoft-Aktienkurs mehr als verdoppelt.

Mitarbeiter und Management werben für Unabhängigkeit

Abseits des Börsenparketts trommeln Management und Mitarbeiter für die „liberté“ des Unternehmens. Auf eigens eingerichteten Websites wie www.weloveubisoft.com zeigen sie Flagge und Gesicht: „We stand together. We are Ubisoft“. In Videos betonen sie den Wert der Unabhängigkeit.

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Ihr Hauptargument: Ubisoft habe mit Spielen wie Watch Dogs oder The Division zuletzt wiederholt bewiesen, erfolgreiche neue Marken etablieren zu können – auch abseits von Serien wie Far Cry oder Assassin’s Creed. Mit dieser Strategie soll Ubisoft kräftig wachsen: Laut eigener Prognosen steigt der Umsatz in den kommenden Jahren auf 1,7 Milliarden und bis 2019 auf 2,2 Milliarden Euro.

Erreicht werden soll dies, so steht es in den Präsentationen, zum einen durch den Ausbau der bestehenden Marken. Konkret soll sich die Zahl der Far-Cry-Spieler verdreifachen, die von Rainbow Six verdoppeln. Zum anderen liegt der Fokus klar auf Multiplayer-Spielen – in diesem Segment seien die Spieldauer länger und die Margen höher, weil hier die Einnahmen hauptsächlich aus dem lukrativen Digitalgeschäft kämen.

Auf Websites wie weloveubisoft.com bekunden Mitarbeiter und Fans ihre Zuneigung zum Publisher.
Auf Websites wie weloveubisoft.com bekunden Mitarbeiter und Fans ihre Zuneigung zum Publisher.

Ubisoft Deutschland: 370 Mitarbeiter, über 100 Millionen Euro Umsatz

Vom Ausgang der Hauptversammlung wird nicht nur abhängen, wie die Gremien bei Ubisoft künftig besetzt sind. Zur Abstimmung steht auch die Strategie des Publishers und nicht zuletzt die Zukunft von Studios, Marken und Mitarbeitern in aller Welt.

Mit einer gewissen Anspannung dürften daher auch die Ubisoft-Angestellten in den deutschen Niederlassungen nach Paris blicken. In der Düsseldorfer Adlerstraße sind 70 Mitarbeiter beschäftigt, hinzu kommen 300 Entwickler beim Ubisoft-Studio Blue Byte in Düsseldorf und Mainz. Die deutsche Dependance hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von über 100 Millionen Euro erwirtschaftet und zählt damit neben Großbritannien zu den wichtigsten Ubisoft-Märkten in Europa.