Start Wirtschaft Goodgame Studios Geschäftszahlen 2015: Hoch gepokert

Goodgame Studios Geschäftszahlen 2015: Hoch gepokert

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Der Umsatz von Goodgame Studios sank 2015 unter die Marke von 200 Mio. Euro.
Der Umsatz von Goodgame Studios sank 2015 unter die Marke von 200 Mio. Euro.

5 Millionen Euro Personalkosten – pro Monat: Die frisch veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2015 dokumentieren Aufstieg und Fall von Goodgame Studios.

„Im Vergleich zu ihren Wettbewerbern konnte sich die Altigi GmbH (die Betreiber von Goodgame Studios, Anm. d. Red.) durch die Fokussierung auf das Geschäftsmodell Free2Play und Mobilegames äußerst erfolgreich positionieren. Auch die nachhaltige Personalstrategie und die auf wissenschaftlichen Analysen beruhende Produkt- und Geschäftsstrategie kennzeichnen die Altigi GmbH und sind maßgebend für den Erfolg.“

So steht’s geschrieben im Jahresabschluss des Jahres 2015, der Anfang März 2017 im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. Wer sich die Zeilen durchliest, mag sich kaum vorstellen, welch dramatischen Verlauf das darauf folgende Geschäftsjahr 2016 für das einst größte Spiele-Unternehmen Deutschlands nehmen sollte. Seit August 2016 ist die Zahl der Goodgame-Mitarbeiter von fast 1.300 auf kolportierte 350 gesunken.

Trotz Umsatzrückgang: Goodgame Studios war auch 2015 hochprofitabel.
Trotz Umsatzrückgang: Goodgame Studios war auch 2015 hochprofitabel.

Goodgame Studios Geschäftszahlen 2015: 100 Millionen Euro Umsatz allein mit Browsergames

Zwar schrumpften die 2015-Umsatzerlöse gegenüber 2014 von 202 Millionen auf 188 Millionen Euro, doch unterm Strich blieb dennoch ein deutlich höheres Ergebnis nach Steuern von mehr als 24,5 Millionen Euro (zuvor: 18,5 Millionen Euro). Die deutlichsten Umsatzrückgänge gab es im Heimatmarkt Deutschland sowie in Frankreich.

Der Umsatzanteil der Browsergames blieb im Vergleich zu 2014 fast unverändert bei 55 Prozent – die Mobilegames steuerten dementsprechend 45 Prozent bei. Übersetzt: Auch 2015 machte Goodgame Studios noch mehr als 100 Millionen Euro allein mit Browsergames – so viel wie ganz InnoGames im selben Jahr.

Wer die Entwicklung von Goodgame Studios verstehen will, muss nur einen einzigen Satz des 2015-Jahresabschlusses verinnerlichen: „Mit den drei wesentlichen Spielen („Goodgame Empire“, „Goodgame Big Farm“ und „Empire: Four Kingdoms“) konnten ca. 98 % (2014: 98 %) der spielerelevanten Umsätze erzielt werden.“

Heißt: Alle anderen Apps und Browsergames im Sortiment haben kaum mehr als 3 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Weiterentwicklung von „Shadow Kings“ wurde im Februar 2015 eingestellt, beim im Januar 2016 gestartete Browsergame „Legend of Honor“ war es im September 2016 soweit.

Der Jahresabschluss zeigt auch, dass das Management nochmals Geld in die Hand genommen hat, um neue Spiele zu entwickeln: Die Investitionen stiegen von 12 Millionen auf fast 19 Millionen Euro. Seit 2015 hat Goodgame Studios ein gutes Dutzend frischer Marken angemeldet, von „Tiny Travelers“ über „Alpha Assault“ bis hin zu „Heroes Realm“. In den Live-Betrieb hat es bislang allerdings keiner der Testballons geschafft.

Weil Goodgame Studios schwerpunktmäßig auf Performance Marketing für bestehende Titel setzt, haben sich im Gegenzug die Ausgaben für Marketing und Provisionen deutlich verringert: Der Posten sank von 140 Millionen auf immer noch gewaltige 100 Millionen Euro.

Durch den Stellenabbau seit Sommer 2016 ist Goodgame Studios nur noch die Nummer 3 in Hamburg.
Durch den Stellenabbau seit Sommer 2016 ist Goodgame Studios nur noch die Nummer 3 in Hamburg.

Goodgame Studios: Belegschaft wuchs um 500 Mitarbeiter in einem Jahr

Die Personalaufwendungen explodierten förmlich von 35 Millionen auf 62 Millionen Euro. Der Grund: Die Belegschaft wuchs von rund 750 auf 1.250 Mitarbeiter – binnen zwölf Monaten hat Goodgame Studios 500 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, pro Kalenderwoche also im Schnitt zehn Personen.

Monat für Monat wurden Gehalts-Schecks in Höhe von mehr als 5 Millionen Euro ausgestellt, in Summe mehr als 62 Millionen Euro – ein Drittel des Umsatzes.

Im Ausblick für das Geschäftsjahr 2016 geht das Management von einem „starken Rückgang des Jahresergebnisses im Vergleich zum Geschäftsjahr 2015“ aus. Begründet wird dies durch einen Umsatzrückgang sowie steigende Marketing-Ausgaben für neue Spiele – die allerdings, wie wir heute wissen, nie erschienen oder über das Stadium der Testphase hinausgekommen sind.

Die Lage des Unternehmens hat sich gegenüber der GamesWirtschaft-Analyse vom Sommer 2016 also kaum verändert: Trotz intensivem Management-Um- und Personal-Abbau gelingt es seit mehreren Jahren nicht, neue Marken und Produkte zu etablieren. Das letzte nachhaltig erfolgreiche GGS-Spiel datiert vom Januar 2013: die Strategiespiel-App „Empire: Four Kingdoms“.

Weitere Informationen rund um Goodgame Studios und den Games-Standort Hamburg finden Sie in diesen Beiträgen: