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League of Legends Premier Tour 2018: „Der Preispool ist nicht der entscheidene Faktor“

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Organisiert die League of Legends Premier Tour 2018: Hans Christian Dürr ist seit Mai 2018 der neue Head of eSports bei Riot Games in Berlin (Foto: Riot Games)
Organisiert die League of Legends Premier Tour 2018: Hans Christian Dürr ist seit Mai 2018 der neue Head of eSports bei Riot Games in Berlin (Foto: Riot Games)

Seit Anfang Mai ist Hans Christian Dürr für alle eSport-Aktivitäten bei Riot Games im deutschsprachigen Raum verantwortlich. Im GamesWirtschaft-Gespräch erklärt der einstige Schalke-Manager, wie er mit der „League of Legends Premier Tour“ sowohl Profis als auch Amateure ansprechen will. 

Am 18. Mai hat Riot Games eine eigene eSport-Turnierserie in Deutschland, Österreich und der Schweiz angekündigt. Die „League of Legends Premier Tour 2018“ startet im Juni 2018 und wird acht Stationen in drei Ländern umfassen.

Damit will der Hersteller von „League of Legends“ abseits der Großturniere und -Ligen auch ambitionierten Hobby-Spielern die Chance geben, um Titel und Preisgeld mitzuspielen. Welche weiteren Pläne der neue Head of eSports Hans Christian Dürr mit der Regional-Liga verfolgt, erklärt er im Interview mit GamesWirtschaft.

League of Legends Premier Tour 2018: „Wir hätten in der Vergangenheit sicherlich mehr tun können.“

GamesWirtschaft: FIFA, Overwatch, NBA 2K 2018 – derzeit bauen viele namhafte Spielehersteller ein eigenes eSport-Ökosystem auf, um die komplette Wertschöpfungskette aus einer Hand zu bedienen. Trifft dies auch auf Riot Games zu? Und welche grundsätzlichen strategischen Ziele verfolgt Riot Games mit der Premier Tour?

Dürr: Wir fangen gerade an, das „League of Legends“-Ökosystem im deutschsprachigen Raum aufzubauen, die Premier Tour ist die erste von vielen Maßnahmen, die wir in naher Zukunft planen. Wir verfolgen mit der Premier Tour eine Reihe von Zielen:

Zunächst einmal möchten wir ein möglichst offenes Turnier schaffen, an dem auch Spieler teilnehmen können, die keine Profis sind.

Weiterhin möchten wir mehr Geschichten von den unentdeckten Talenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz erzählen, da gibt es viel Spannendes zu berichten. Daher wollen wir die Premier Tour nutzen, um die Teams und auch einzelne Spieler bei ihrem Weg durch die Matches redaktionell zu begleiten.

Darüber hinaus möchten wir mit regelmäßigen Live-Events dauerhaft einen direkteren Draht zu den Spielern herstellen. Diese Events werden im gesamten deutschsprachigen Bereich stattfinden, damit wir auch Spieler in Österreich und der Schweiz erreichen und uns nicht nur auf Deutschland beschränken.

Bei der Einrichtung eigener Ligen-Systeme geht es vielfach darum, den beteiligten Profi-Teams eine mittelfristige Planungssicherheit zu geben. Gleichzeitig steigen die ausgeschütteten Preisgelder in einigen Disziplinen geradezu exponentiell. Wie will Riot Games die Profis binden und gleichzeitig ambitionierte Amateure motivieren?

Systeme wie die EU LCS bieten mit Langzeitpartnerschaften ein Modell, um mittel- bis langfristige Planungssicherheit im League of Legends-Profisport sicherzustellen und somit Profis zu binden. Für den Bereich unterhalb der EU LCS sind Turniere wie die Premier Tour eine entsprechende Plattform, auf der Spieler ihr Können unter Beweis stellen werden.

Wir erhoffen uns, dass herausragende Talente bereits in den regionalen Ligen entdeckt werden, um somit den Sprung in den Profisport schaffen zu können, auch wenn es keine direkte Qualifikation zwischen der EU LCS und den darunter liegenden Ligen, wie der ehemaligen Challenger Series, mehr gibt.

Preisgelder bieten einen gewissen Anreiz, wir verfolgen jedoch nicht das Ziel, riesige Preisgeld-Pools als Alleinstellungsmerkmal anzuführen.

Mit welchen Partnern arbeitet Riot Games bei Organisation, Technik und Event-Durchführung zusammen?

Wir arbeiten zur Zeit mit Freaks 4U Gaming sowie der Reed Messe Wien zusammen, um einige Stops zu realisieren. Es laufen bereits Gespräche mit weiteren Partnern, die sind aber noch nicht abgeschlossen.

Unser Ziel ist es, feste Partner zu finden, mit denen wir solche Events regelmäßig durchführen. Bevor hier eine Entscheidung getroffen werden kann, müssen wir uns vorher ein Bild von möglichen Partnern machen, die mit uns zusammen die Premier Tour in allen drei Ländern umsetzen können. Idealerweise finden wir Partner, die den Spieler in den Fokus stellen und die gleichen Werte wie wir vertreten. Partner, die nicht wie wir für das Thema brennen und nur ihre Leistung erbringen, ohne nach links und rechts zu schauen, sind für uns nicht interessant.

Wir denken momentan über ein entsprechendes Bewerbungsverfahren nach, um Interessenten die Möglichkeit zu geben, eine langfristige Partnerschaft mit uns zu evaluieren.

Welche Städte stehen voraussichtlich auf dem Tourplan?

Wir werden ganz sicher je einen Stop in Berlin und Wien durchführen. Darüber hinaus sprechen wir über mögliche Stationen in der Schweiz und in Norddeutschland. Wenn alles gut läuft, deckt die Tour im Laufe eines Jahres alle wichtigen Regionen in Deutschland sowie Österreich und die Schweiz ab.

In welcher Größenordnung bewegt sich das Preisgeld? In welcher Form werden Sponsoren und Kooperationspartner eingebunden?

Wir werden für das erste Jahr einen Preispool in Höhe von 25.000 Euro pro Stop bereitstellen, der unter den vier besten Teams aufgeteilt wird, sodass wir in Summe 200.000 Euro im ersten Jahr ausschütten können. Wir möchten Leistungsträger fair vergüten, sehen aber den Preispool nicht als den entscheidenden Faktor.

Was geschieht mit den bestehenden Kooperationen und Ligen im deutschsprachigen Raum, hier insbesondere die ESL Meisterschaft?

Wir möchten Turniere außerhalb der Premier Tour unterhalb des Profibereiches (EU LCS) nicht per se unterbinden, da auch sie das Ökosystem unterstützen und Spielern eine breitere Auswahl an Turnieren bietet. Wir erlauben anderen Organisatoren daher auch weiterhin, unsere IP (Marke und Lizenzen, Anm. d. Red.) in einem gewissen Rahmen zu nutzen – die Premier Tour wird jedoch die einzige Möglichkeit in DACH sein, sich für die European Masters zu qualifizieren.

Zudem möchten wir uns im Universitätssektor stärker engagieren. Wir sind mit dem Riot Student Ambassador Programm einen wichtigen Schritt in diese Richtung gegangen und sprechen darüber hinaus mit Partnern, von denen wir glauben, dass sie einen Mehrwert für eSports-affine Studenten bieten können.

Wie sieht Ihre eigene Vision für den eSport-Betrieb bei Riot aus?

Das Schöne ist, dass ich mich schon sehr früh bei Riot mit meinen Ideen für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz, Anm. d. Red.) einbringen konnte und sich meine eigene Vorstellung nicht von der Riots unterscheidet. Ich kann hier meine Vision mit Hilfe von äußerst fähigen Kollegen umsetzen.

Persönlich wünsche ich mir, das Folgende in den kommenden Jahren zu erreichen:

  1. Ich möchte die DACH-Region für Esports-begeisterte Spieler und Zuschauer interessant machen und zeigen, wie sehr uns die Spieler dieser Region am Herzen liegen. Hier hätten wir in der Vergangenheit sicherlich mehr tun können, das musste ich als begeisterter League-Spieler selber feststellen.
  2. Ich möchte, dass wir es schaffen, eine größere Teamdichte in DACH durch unsere Turniere aufzubauen. Wir werden die Premier Tour stetig überdenken und auf das Feedback der Spieler und Teilnehmer hören, um das bestmögliche System für League of Legends-Esports in DACH zu schaffen. Wir laden außerdem Profiteams ein, sich mit ihren Nachwuchsteams innerhalb der Region zu positionieren, um ihren Talenten über unsere Turnierplattform eine Wettkampfmöglichkeit zu geben.
  3. Ich bin mir sicher, dass irgendwo dort draußen noch Caster-Talente für den deutschsprachigen Raum schlummern, die es zu entdecken gilt, um das bisherige Caster-Portfolio, das außerhalb von Riot existiert, abzurunden. Diese Talente würde ich gerne ausfindig machen, um ihnen professionelles Training innerhalb von Riot anzubieten.
  4. Ich möchte Teams und Spieler aus unserer Region gerne stärker in den Fokus rücken und ihre Geschichten teilen.
  5. Ich bin überzeugt, dass wir lokale Marken näher an Esports heranführen und gleichzeitig einen Mehrwert für Spieler liefern können und möchte dies in den kommenden Jahren beweisen.
  6. Ich möchte natürlich ebenfalls, dass ein deutsches, österreichisches oder Schweizer Team die European Masters gewinnt!

Vielen Dank für das Gespräch.