Start Sport Landessportbund NRW: „eSport ist kein Sport“ – Update

Landessportbund NRW: „eSport ist kein Sport“ – Update

0
eSport (hier die ESL-Meisterschaft 2018 in Düsseldorf) ist aus Sicht des Landessportbunds NRW kein Sport (Foto: ESL/Stefanie Lieske)
eSport (hier die ESL-Meisterschaft 2018 in Düsseldorf) ist aus Sicht des Landessportbunds NRW kein Sport (Foto: ESL/Stefanie Lieske)

Der einflussreiche Landessportbund Nordrhein-Westfalen sendet via Positionspapier eine ungewöhnlich deutliche Botschaft an Mitglieder, Politik, Verbände und Games-Branche: eSport ist kein Sport. Der ESBD reagiert enttäuscht.

Update vom 25. Mai 2018, 15:30 Uhr:

Nach dem eSport-Bund Deutschland (ESBD) hat auch der Industrieverband Game eine Stellungnahme veröffentlicht. Für Game-Geschäftsführer Felix Falk ist die Positionierung des Landessportbunds Nordrhein-Westfalen unverständlich: „Bei eSports-Titeln wie dem genannten Counter-Strike ist ebenso wenig die ‚Vernichtung des Gegners‘ für den Spielerfolg entscheidend wie beim Fechten oder Boxen. In allen Fällen ist der Kampf nur ein Stilmittel. Stattdessen geht es immer um die Beherrschung des Spiels, Taktik und Teamwork“, so Falk. „Darum ist für uns wie für viele Nationen weltweit und Sportwissenschaftler eSports auch Sport. Daneben sollte auch beim LSB im Heimatland der Gamescom gelten, dass der vorurteilsfreie, sportlich faire Dialog bei solchen Themen hochgehalten wird.“

Ursprüngliche Meldung vom 25. Mai 2018:

„Unbestritten vorhandene Bewegungsabläufe“ will der Landessportbund Nordrhein-Westfalen in der wettkampfmäßigen Ausübung von Videospielen erkannt haben – das reicht dem Verband aber bei weitem nicht.

Das Positionspapier enthält vier zentrale Botschaften:

  1. eSport ist kein Sport
  2. eSport ist Teil einer modernen Jugendkultur
  3. First-Person-Shooter sind mit den Werten des Sports unvereinbar
  4. eSport ist überwiegend kommerziell ausgerichtet

Zur Begründung führen die Gremien an, dass die feinmotorischen Bewegungsabläufe und Belastungsprofile von eSportlern zwar Ähnlichkeiten mit den Anforderungen an traditionelle Sportler aufweisen. Dem eSport mangele es aber an der vom DOSB geforderten „spezifischen, sportartenbestimmenden, körperlichen Aktivität“, so LSB-Vorstand Ilja Waßenhoven.

Eine rote Linie wird aus Sicht des Landessportbunds im Falle der First-Person-Shooter überschritten: Unstrittig ist, dass dieses Genre im eSport besonders populär ist – Neuheiten wie „Call of Duty: Black Ops 4“ dürften die Nachfrage weiter befeuern. In diesen Spielen sei „die Vernichtung des Gegners entscheidend, um das strategische Spielziel zu erreichen.“ Die „brutale und explizite Darstellung von Tötungsgewalt gegenüber Menschen oder menschenähnlichen Figuren“ widerspreche grundlegenden ethischen Werten im organisierten Sport.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Industrieverband Game in einem offenen Brief auf ähnlich gelagerte Aussagen von IOC-Präsident Thomas Bach reagiert.

„eSport ist kein Sport“: ESBD reagiert enttäuscht auf Festlegung des Landessportbund NRW

Mit „Unverständnis“ nimmt ESBD-Präsident Hans Jagnow die ungewöhnlich deutliche und frühzeitige Festlegung des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen zur Kenntnis. Durch das Positionspapier werde „unnötig Druck“ im organisierten Sport aufgebaut und gleichzeitig eine konstruktive Debatte verbaut. „Jetzt mit einer absoluten Haltung aufzutreten und gleichzeitig weiter am Gesprächstisch sitzen zu wollen, lässt mich die Ernsthaftigkeit des Dialogwunsches bezweifeln“, erklärt Jagnow.

Die Positionierung des LSB NRW ist deshalb von Belang, weil er zu den größten Verbänden im bevölkerungsreichsten Bundesland zählt: 125 Mitgliedsorganisationen, über 18.000 Sportvereine, mehr als 5 Millionen Mitglieder – sein Wort hat Gewicht.

Gleichzeitig gilt Nordrhein-Westfalen neben Berlin als eines der eSport-Epizentren in der Bundesrepublik: Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski hat erst im März die neuen Kölner Büros des Turnier-Veranstalter Turtle Entertainment (u. a. ESL One) eingeweiht und bei dieser Gelegenheit seine Unterstützung mit Blick auf eine olympische Perspektive des eSport bekräftigt. Darüber hinaus gehört Schalke 04 zu den ersten Bundesligisten mit eigener eSport-Abteilung. Auch an der Sporthochschule in Köln wird zum Thema eSport geforscht – Wissenschaftler Ingo Froböse wird regelmäßig als Kronzeuge für die mentale und körperliche Ertüchtigung im digitalen Sport zitiert.

Ungeachtet der Positionierung will sich der Landessportbund weiterhin am Dialog des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) beteiligen, der eine eigene Arbeitsgruppe eSports eingerichtet hat. Bis zum Herbst soll die Kommission Empfehlungen ausarbeiten.