Start Politik Drogenbeauftragte: Suchtpotenzial bei USK-Einstufung berücksichtigen

Drogenbeauftragte: Suchtpotenzial bei USK-Einstufung berücksichtigen

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Marlene Mortler (CSU) ist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (Foto: BPA/Denzel)
Marlene Mortler (CSU) ist die Drogenbeauftragte der Bundesregierung (Foto: BPA/Denzel)

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung plädiert für Nachbesserungen bei der Einstufung und Kennzeichnung von Computerspielen.

Schon Zweijährige wischen instinktiv durch Fotoalben auf dem Tablet und suchen Bilderpaare beim interaktiven Memory. Spätestens im Vorschulalter haben viele Kinder bereits einschlägige Erfahrungen mit tragbaren Spielkonsolen und Smartphones gesammelt – eine Entwicklung, die bei der Drogenbeauftragten der Bundesregierung sämtliche Alarmglocken schrillen lassen.

Drogenbeauftragte Mortler: „Kein Kleinkind braucht ein Tablet oder Smartphone.“

In einem Interview mit der Funke Mediengruppe lässt CSU-Politikerin Marlene Mortler durchblicken, dass sie den frühkindlichen Medienkonsum für schädlich erachtet. „Kein Kleinkind braucht ein Tablet, Smartphone oder einen Computer. In diesem Alter geht es darum, die reale und nicht die virtuelle Welt zu erobern.“ Und sie fügt hinzu: „Ruhigstellen per Computerspiel, das geht gar nicht.“

Insbesondere die USK-Altersfreigabe „ab 0 Jahren“ vermittle den falschen Eindruck, dass die Spiele für Kleinkinder geeignet seien. „Da müssen wir ran“, lässt sich Mortler zitieren.

Die Drogenbeauftragte will sich außerdem dafür einsetzen, dass das Suchtpotenzial bei der USK-Alterseinstufung Berücksichtigung finde. Suchtexperten wie der Lübecker Psychologe Dr. Hans-Jürgen Rumpf plädieren beispielsweise dafür, Online-Rollenspiele wie World of Warcraft (USK 12) aufgrund des Suchtpotenzials erst ab 18 Jahren freizugeben.

Jahrestagung der Drogenbeauftragten am 9. November: Fachleute diskutieren über Computerspielsucht

Der Zeitpunkt des Interviews ist nicht zufällig gewählt. Die Jahrestagung der Drogenbeauftragten findet am 9. November in Berlin statt und steht ganz im Zeichen der „pathologischen Computerspiel- und Internetnutzung“ – das zeigt bereits das Motto „Webholic sucht Hilfe“. Bei der Tagung sprechen unter anderem Alexander Müller (eSport-Clan SK Gaming), Dr. Florian Rehbein (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen), Felix Falk (USK) und Carolin Wendt (Stiftung Digitale Spielekultur).

Schon bei der Vorstellung des Drogen- und Suchtberichts 2016 im Juni bildete das Thema Computerspiel-Sucht einen Schwerpunkt. Mehr als eine halbe Million Deutsche seien internetabhängig – insbesondere jüngere Menschen gelten als gefährdet. 18- bis 25järhige seien im Schnitt mehr als vier Stunden online.

Immerhin 16 % der Neuntklässler verbrächten mehr als 4,5 Stunden mit Computer- und Videospielen – pro Tag. Die Folge: Schlechtere Schulnoten, zu wenig Schlaf, gesundheitliche Belastungen. Als besonders „kritisch“ gelten Online-Rollenspiele, Online-Shooter und Strategiespiele – also Genres, die als klassische Zeitfresser gelten.

Update vom 10. November 2016: Die Drogenbeauftragte hat im Rahmen der Jahrestagung die Forderung wiederholt, nachdem das Suchtpotenzial Berücksichtigung bei der Alterskennzeichnung eines Spiels finden müsse.

Zudem benannte Mortler konkrete Maßnahmen, um Online-Spiele „suchtmindernder“ zu gestalten. Dazu gehören nach ihrer Auffassung „Informationen über die erforderliche Spielzeit und den Geldeinsatz, den Verzicht auf 1-Klick-Käufe und den Verzicht von negativen Konsequenzen für den Spieler bei längerer Abwesenheit.“