Start Politik Bund der Steuerzahler: Games-Branche kommt ohne Subventionen aus

Bund der Steuerzahler: Games-Branche kommt ohne Subventionen aus

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Die Preisgelder für den Deutschen Computerspielpreis 2017 steigen auf 550.000 Euro (Foto: Gisela Schober/Getty Images for Quinke Networks)
Die Preisgelder für den Deutschen Computerspielpreis 2017 steigen auf 550.000 Euro (Foto: Gisela Schober/Getty Images for Quinke Networks)

Im GamesWirtschaft-Interview begründet der Bund der Steuerzahler, warum die Gamesbranche den Computerspielpreis und die Computerspiele-Sammlung selbst finanzieren sollte.

Als schlichtweg „unnötig“ erachtet der Bund der Steuerzahler e. V. die Beteiligung des deutschen Steuerzahlers an der Finanzierung des Deutschen Computerspielpreises und der jüngst beschlossenen „Internationalen Computerspiele-Sammlung Berlin-Brandenburg„, die unter anderem die Bestände des Deutschen Computerspielemuseums und weiterer Institutionen verknüpfen soll.

Hauptargument des BdSt: Die finanzstarken Akteure könnten Preisgelder und Archiv-Aufbau mit eigenen Mitteln stemmen, ohne Subventionen von Bund und Ländern in Anspruch zu nehmen. Kurzum: Es fehlt schlicht an Bedürftigkeit.

GAME Bundesverband: „DCP hat in Auflistung des Bund der Steuerzahler nichts zu suchen“

Der Befund stammt aus der Publikation „Frühjahrsputz 2017“ und hat in der hiesigen Games-Branche für eine Mischung aus Verwunderung, Befremden und Wut gesorgt. So stellte der GAME Bundesverband in einer Stellungnahme fest, dass der DCP in der Auflistung des Bund der Steuerzahler „nichts verloren“ habe – gerade mit Blick auf die in deutlich stärkerem Umfang subventionierte Filmbranche.

Vielmehr sei die Games-Förderung „massiv unterdimensioniert“, verglichen mit den erheblichen Investitionen europäischer Nachbarländer wie Polen oder Frankreich.

Die alljährliche Aktion des Bund der Steuerzahler samt der Kritik an der Games-Förderung hat ein breites Medien-Echo gefunden und war auch der Deutschen Presse-Agentur (dpa) eine Meldung wert. Unter anderem berichteten Bild/Bild.de, das Handelsblatt, die Frankfurter Rundschau, der Bayerische Rundfunk, der Münchner Merkur, der Berliner Tagesspiel und eine lange Liste weiterer Tageszeitungen und Online-Portale.

Bund der Steuerzahler: „Bezweifeln, dass privatwirtschaftliche Finanzierungs-Alternativen ernsthaft geprüft wurden“

Auf Anfrage von GamesWirtschaft hat der Berliner Lobbyverband seine Kritik an beiden Projekten bekräftigt und konkretisiert.

GamesWirtschaft: Aus der BdSt-Anmerkung zur Computerspielesammlung geht nicht explizit hervor, wogegen sich die Kritik konkret richtet. Bund, Länder, Kommunen beteiligen sich im Rahmen der Kulturförderung flächendeckend an Maßnahmen dieser Art. Woran macht sich die Kritik in diesem Fall fest?

Bund der Steuerzahler Deutschland e.V.: Insgesamt sind die Ausgaben der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien in den vergangenen beiden Jahren um 27 Prozent gestiegen – vor diesem Hintergrund hat der Bund der Steuerzahler analysiert, welche neuen Ausgaben-Positionen hierfür verantwortlich sind.

Unter diesen zusätzlichen Posten fand sich auch der Aufbau einer staatlich finanzierten Computerspielesammlung aus den vorhandenen Beständen anderer Akteure der Branche, etwa der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle USK.

Wir kritisieren keineswegs die Bewertung eines Computerspiels als Kulturgut, sondern stellen fest, dass sich eine entsprechende Archivierung auch durch den gewinnträchtigen Wirtschaftszweig, der sich dahinter verbirgt, finanzieren ließe.

Eine Finanzierung durch den Steuerzahler halten wir daher für nicht erforderlich und müssen bezweifeln, dass privatwirtschaftliche Finanzierungs-Alternativen ernsthaft geprüft wurden, bevor der Steuerzahler zur Kasse gebeten wurde.

Deutscher Computerspielpreis: „Steuerzuschüsse sind nicht zwingend“

Im Fallbeispiel „525.000 Euro für Computerspiele“ führen Sie aus, dass die Branche „mit ihren Milliarden-Umsätzen den Computerspielpreis problemlos allein finanzieren“ könne. Tatsächlich kommen die Preisgelder nicht den erwähnten Milliarden-schweren Konzernen zugute, sondern ausschließlich kleinen und mittelständischen deutschen Unternehmen sowie Projekten von Nachwuchs-Teams. Internationale Kategorien sind undotiert. Was spricht aus Sicht des BdSt gegen eine Kulturförderung dieser Art?

Dass die Preisgelder an die Big-Player der Game-Branche gehen, steht nicht in dem entsprechenden Beitrag der „Aktion Frühjahrsputz 2017“. Vielmehr steht dort, dass die Preisgelder „vollständig für die Entwicklung weiterer qualitativ hochwertiger Spiele verwendet werden“ müssen.

Der Bund der Steuerzahler spricht sich eindeutig nicht gegen eine Kulturförderung der Game-Wirtschaft aus. Eine Kulturförderung beziehungsweise in diesem Fall eher kulturelle Wirtschaftsförderung muss nicht immer auf finanzielle Art erfolgen. Einen Rechtsanspruch hierfür gibt es nicht.

Der BdSt plädiert für eine ideelle Unterstützung des DCP im Rahmen einer Schirmherrschaft. Damit könnte die Politik die Bedeutung qualitativ hochwertiger Spiele würdigen – und sie könnte auch weiterhin in der Jury vertreten sein. Steuerzuschüsse sind hierfür aber nicht zwingend. Mit Blick auf die teils finanzstarken Mitglieder der beiden beteiligten Branchenverbände BIU und GAME – insbesondere BIU mit unter anderem  Microsoft, Sony, Nintendo, Ubisoft, Warner Bros., Electronic Arts – erübrigt sich die Frage nach einer objektiv zwingenden Beteiligung des Steuerzahlers am DCP.

Beachten Sie hier bitte den entsprechenden Fall aus der „Aktion Frühjahrsputz 2017“ inklusive des dort geschilderten Umstands, dass selbst dem Haushaltsgesetzgeber – dem Bundestag – die ursprünglich beabsichtigten Finanzierungspläne des Bundesverkehrsministeriums zu weit gegangen sind.

Bund der Steuerzahler: „Subventions-Wettlauf der Kultursparten“

Im Vergleich zum Computerspielpreis ist der Deutsche Filmpreis mit mehr als drei Millionen Euro dotiert – also dem Fünffachen der Summe. Aus welchen Gründen wird der Filmpreis von der BdSt-Kritik ausgenommen, wohingegen der Computerspielpreis zum wiederholten Male für Schwarzbuch sowie Frühjahrsputz „nominiert“ ist?

Die jährliche „Aktion Frühjahrsputz“ hinterfragt ausgewählte Ausgaben des Bundes kritisch – somit soll er zu einer öffentlichen Diskussion anregen. In Bezug auf die Kulturförderung sind im aktuellen „Frühjahrsputz“ mehrere Projekte aufgelistet – etwa die Filmförderung oder verschiedene Auslandskulturprogramme.

In den Vorjahren kritisierten wir bereits mehrfach Subventionen für die Filmförderung, für Berufswettbewerbe, Livemusikclubs, Spiele-Apps, Spielstätten-Programmpreis, Deutscher Musikinstrumentenpreis, Kinoprogrammpreis oder Steuermittel für innovatives Tanzen.

Es ist nachvollziehbar und legitim, dass jeder Subventionsempfänger beziehungsweise jede Branche seine/ihre Interessen im Blick hat. Wir wollen aber die Gesamtschau herstellen und Transparenz für die Steuerzahler schaffen, die jene Kulturförderung finanzieren müssen. Gern verweist eine subventionierte Kultursparte auf die andere, zumal wenn Förderungen angehoben werden. Seit Jahren ist ein Subventionswettlauf der einzelnen Kultursparten zu beobachten. Das schlägt sich auch deutlich im steigenden Kulturetat des Bundes nieder, der inzwischen so viele Programme, Preise und Einzelsparten fördert wie noch nie.

Ein Ende der Subventionsflut zeichnet sich bisher nicht ab. Daher ist es ebenfalls legitim, dass der BdSt hierzu regelmäßig Beispiele veröffentlicht und kommentiert.