Start Marketing & PR Wie Onlinegame-Marketinggeld illegale Download-Portale finanziert

Wie Onlinegame-Marketinggeld illegale Download-Portale finanziert

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File-Defense-Geschäftsführer Volker Rieck hat untersucht, in welchem Umfang Games-Marketinggeld in Download-Portale fließt.
File-Defense-Geschäftsführer Volker Rieck hat untersucht, in welchem Umfang Games-Marketinggeld in Download-Portale fließt.

Deutsche Onlinegames-Anbieter versorgen illegale Download-Portale mit Werbegeld – und schaden der eigenen Branche, kritisiert Piraterie-Experte Volker Rieck.

[no_toc]In einem Blogbeitrag für das Portal Webschauder.de (auch erschienen in Blickpunkt Film 12/17) erhebt File Defense Service-Geschäftsführer Volker Rieck Vorwürfe gegen führende deutsche Spielehersteller. Entwickler und Verbände würden sich ebenso wie Markenhersteller in offiziellen Verlautbarungen von anrüchigen Branchen wie dem Glücksspielgewerbe distanzieren, gleichzeitig aber parallel mit diesen Anbietern Werbung auf Downloadportalen schalten.

Der Branchenkenner kritisiert, dass Werber und Werbende mit zweierlei Maß messen.

Volker Rieck: Illegale Download-Portale mit Werbung deutscher Onlinegames-Publisher

Sein Befund: „Kaum ein illegales Filmportal, auf denen einem Betrachter nicht nur Spielcasinos, Wettanbieter oder auch Browsergames deutscher Anbieter wie Innogames, Upjers, Gameforge und Goodgame Studios (allesamt Mitglieder des Verbandes BIU) entgegenlachen, sondern auch Markenwerbung.“

Deutschen Browsergames- und Online-Spiele-Anbietern sei nach Riecks Darstellung durchaus bekannt, dass ihre Spiele auf rechtsverletzenden und dubiosen Seiten beworben werden – allerdings würden keine Maßnahmen ergriffen.

Sowohl während ihrer Mitgliedschaft im GAME Bundesverband als auch im Branchenverband BIU hätten relevante Games-Anbieter nichts dagegen unternommen, dass die Werbung ausgerechnet dort ausgespielt wird, wo gleichzeitig die Produkte anderer Branchenmitglieder zum „kostenlosen“ (= illegalen) Download bereitstehen.

Volker Rieck: „Immenser Druck, Klickvolk möglichst billig auf Websites zu locken.“

Seit Ende 2016 säße zudem der bisherige Gameforge-Vorstandssprecher und BIU-Vorstandsmitglied Tobias Haar zusätzlich im Vorstand der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU).

Auf Betreiben des Karlsruher Spieleherstellers seien 2016 mehrere illegale Server vom Netz gegangen. Gleichzeitig würde Gameforge weiterhin auf Download-Portalen Werbung schalten – und das Angebot somit am Leben halten: So sei der Filehoster Mediafire einer der Top-Publisher für Gameforge-Werbung im Zeitraum November 2016 bis Januar 2017 gewesen.

Fast 90 Prozent des Display-Traffics von Gameforge würden allein über fünf Werbenetzwerke kommen, wovon mindestens drei „massenhaft auf illegalen Filmportalseiten“ auftauchten.

Riecks Analyse: „Der Druck, Klickvolk möglichst billig von illegalen oder dubiosen Plattformen zur eigenen Webseiten zu locken, muss immens sein. So groß, dass man dafür auch mal Vorstandsitzungen erträgt, wo die Geschädigten der eigenen Geschäftspolitik am gleichen Tisch sitzen.“

Volker Rieck: Technische Lösungen längst vorhanden

Nicht ganz uneigennützig weist Rieck – immerhin Geschäftsführer eines Content-Protection-Dienstleisters – darauf hin, dass es längst technische Lösungen gäbe, derartige Banner auf dubiosen Seiten zu verhindern.

Dazu bräuchte es nach seiner Ansicht aber „die Bereitschaft der Werbenden, nicht mehr auf schäbigen Seiten zu werben.“ Doch die deutschen Online-Games-Anbieter würden mit den Schultern zucken.

„Wer allerdings auf Verantwortungsdiffusion setzt, der kann weiterhin auf dem Klavier der Bigotterie wunderbar musizieren“, so der Piraterie-Experte.

GamesWirtschaft hat die erwähnten Unternehmen um eine Stellungnahme gebeten.