Start Marketing & PR GamesWirtschaft-Studiotour Episode 5: Sandbox Interactive – Berlin

GamesWirtschaft-Studiotour Episode 5: Sandbox Interactive – Berlin

0
GamesWirtschaft Studiotour Episode 5: Sandbox Interactive, Berlin
GamesWirtschaft Studiotour Episode 5: Sandbox Interactive, Berlin

Kein Free2play, keine Kompromisse: Dank „Albion Online“ hat sich Sandbox Interactive in fünf Jahren zu einem 50-Mitarbeiter-Studio entwickelt.

[no_toc]Vegane Bio-Burger, Latte-Macchiato-Cafés, Designer-Läden, frisch rausgeputzte Altbauwohnungen und eine der meistfrequentiertesten Currywurst-Buden des Landes: An wenigen anderen Orten lassen sich mehr Klischees über das Berliner In-Viertel Prenzlauer Berg besichtigen als rund um die U-Bahn-Station Eberswalder Straße. Wer dort aussteigt, gelangt binnen weniger Minuten zu Sandbox Interactive.

Das Studio war zunächst in Berlin-Friedrichshain zu Hause, ist dann aber nach „Prenzlberg“ und schließlich vor kurzem in die langjährige Zentrale des Suhrkamp-Verlags eingezogen. Parkettböden, unverputzte Backsteinwände, Sofas, hohe Decken, gerahmte Artworks: Nicht nur das historische Gebäude, sondern auch das Interieur atmet Startup-Flair. Überall sind Monitore angebracht, auf denen das Spiel läuft – live.

Sandbox Interactive: Berliner Studio plant mit einem 2017-Umsatz jenseits von 10 Millionen Euro

Innerhalb Deutschlands sei Berlin der beste Standort für Spiele-Startups, sagt Geschäftsführer Stefan Wiezorek. Nicht nur wegen der günstigeren Büromieten, sondern auch, weil die Stadt Fachleute aus aller Welt anzieht und es zudem vor Ort gleich mehrere Institutionen gibt, die Nachwuchskräfte ausbilden.

Aus dem vierköpfigen Gründerteam ist in den vergangenen fünf Jahren ein Mittelständler mit 52 Mitarbeitern entstanden. 2016 hat das Studio einen Umsatz von 4 Millionen Euro eingefahren; im ersten Quartal 2017 waren es bereits 2 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr planen die Berliner mit Einnahmen jenseits von 10 Millionen Euro. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Sandbox Interactive im Gegensatz zu den meisten anderen Games-Durchstartern weder Browsergames noch Free2play-Mobilegames entwickelt. „Für jemanden, der richtig gut ist, sind diese Spiele technologisch eher uninteressant“, meint Wiezorek. In der Belegschaft finden sich daher auch eine Reihe von Entwicklern, die zuvor an PC- und Konsolen-Großprojekten wie „Spec Ops: The Line“ gearbeitet haben.

Albion Online: Offizieller Start am 17. Juli

Wichtigstes, weil einziges Produkt von Sandbox Interactive: das Massive-Multiplayer-Online-Rollenspiel „Albion Online“, das bislang im Beta-Stadium läuft und am 17. Juli offiziell veröffentlicht wird. Dann sollen neben PC, Max und Linux auch iOS- und Android-Tablets unterstützt werden.

Wie bereits der Firmenname zart andeutet, ist „Albion Online“ ein sogenanntes Sandbox-Spiel, das eine eigene Welt simuliert – inklusive Landwirtschaft, Rohstoffen, Handel, Handwerkern und Marktplätzen, die auf Angebot und Nachfrage basieren. Die Geschichten in diesem Fantasy-Universum werden von Spielern und Gilden geschrieben: Vorgegebene Rollenspiel-Klassen wie Magier und Paladin gibt es nicht.

Während die meisten Free2play-Spiele auf Einsteiger und Gelegenheitsspieler zielen und ihr Publikum mit Belohnungen förmlich zuschmeißen, hat der Spieler in „Albion Online“ etwas zu verlieren – nicht nur die Ausrüstung seiner Figur, sondern auch deren „Leben“. Er hängt emotional viel stärker an seinen Errungenschaften und Schätzen. Die Botschaft: Wer Risiken eingeht, kann verlieren – umso größer sind aber auch die Belohnungen. Oder wie es Sandbox-Gründer Stefan Wiezorek vor einigen Monaten gegenüber dem Branchenblatt Berlin Valley formulierte: „Den Trend zur Casualisierung halten wir für falsch.“

Sandbox Interactive: 40 Prozent des Umsatzes mit US-Spielern

Das Geschäftsmodell ist mindestens so außergewöhnlich wie das Spiel selbst: Wer „Albion Online“ spielen will, muss von Anfang an zahlen – und zwar in Form sogenannter „Founder Packs“. Diese Pakete gibt es weiterhin in drei Ausführungen à 30, 50 oder 100 Euro, mit unterschiedlichen Extras wie Transport-Einheiten, Startkapital und Premium-Spielzeit, die zum Beispiel schnellere Fortschritte erlaubt.

Über eine Viertelmillion Exemplare dieser Gründerpakete hat Sandbox Interactive bereits verkauft – hauptsächlich an Spieler in den USA, die mit 40 Prozent den größten Anteil stellen. Weitere wichtige Absatzgebiete: Russland, Brasilien, Deutschland und Frankreich. Die bestehenden Nutzer pflegt Sandbox durch hauseigene Twitch-Kanäle und intensive Community-Betreuung via Foren und Reddit – neue Spieler gewinnt das Studio unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Influencern in aller Welt.

Wenn sich am 17. Juli die Pforten zu „Albion Online“ offiziell öffnen, dann wird sich das für die Spieler anfühlen wie der Besuch im kalifornischen Disneyland, das auf den Tag genau vor 62 Jahren eröffnet wurde: ein riesiger Markt der Möglichkeiten, wo jeder alles sein und werden kann – Held, Schurke, Prinzessin. Nur eben ohne die Warteschlangen.

Bisherige Stationen der GamesWirtschaft Studiotour: