Start Marketing & PR B3 Biennale-Leiter Bernd Kracke: „“Wollen Technik nicht kritiklos abfeiern.“

B3 Biennale-Leiter Bernd Kracke: „“Wollen Technik nicht kritiklos abfeiern.“

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Professor Bernd Kracke, künstlerischer Leiter der B3 Biennale 2017 (Foto: von Lutzau)
Professor Bernd Kracke, künstlerischer Leiter der B3 Biennale 2017 (Foto: von Lutzau)

Im Interview verrät Professor Bernd Kracke, was er sich als künstlerischer Leiter von der B3 Biennale des bewegten Bildes (ab 29.11. in Frankfurt) verspricht.

Ausstellungen, Installationen, Panel-Diskussionen und Vorträge bestimmen das umfangreiche Programm der B3 Biennale des bewegten Bildes, das vom 29. November bis zum 20. Dezember 2017 in Frankfurt/Main stattfindet. Namhafte Sprecher der deutschen Games-Branche aus Wirtschaft, Medien und Kultur haben bereits ihre Teilnahme am Festival zugesagt.

Bernd Kracke ist bereits seit 1999 Professor für Elektronische Medien und Präsident der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach/Main und außerdem einer der Mitgründer der Hessischen Film- und Medienakademie. Im GamesWirtschaft-Gespräch erklärt der Initiator und künstlerische Leiter der B3, welche Rolle das Thema Games bei der diesjährigen Auflage spielen wird.

Bernd Kracke über B3-Programm: „Games-Branche war immer Trendsetter“

GamesWirtschaft: Was macht aus Ihrer Sicht die Faszination von Games aus – auch und gerade im Vergleich mit anderem Kulturgut?

Kracke: Die Gamesbranche als vergleichsweise junge Branche war immer Trendsetter und technologischer Treiber. Videospiele sind im Kern transmedial und stehen exemplarisch für Erzählen und Bewegtbild in jeglicher Form. Computerspiele sind in den vergangenen 25 Jahren für Millionen Menschen zu DEM Medium für das Geschichten-Erzählen avanciert. Bereits seit Beginn der B3 gehören Games zu unserem Programm dazu.

Aber: Aus der Gamesbranche kommen nicht nur die Techniktrends, sondern auch wesentliche konzeptionelle Ansätze, wie die Zukunft der Entertainmentindustrie aussehen kann. Man denkt medienübergreifend und nutzerorientiert. Ich verspreche mir hier viele Impulse.

Wie nehmen Sie die Anerkennung von Games als eigenständige Kunstform von Seiten des traditionellen Kulturbetriebs war? Sind Games „angekommen“? Überwiegen Aufgeschlossenheit, Skepsis, Ablehnung oder Begeisterung?

Games sind ein sehr wichtiger Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft, wahrscheinlich sogar DER innovativste Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft und damit Leitmedium der digitalen Kultur. Die Branche trägt maßgeblich zur Zukunft des Bewegtbildes bei. Computerspiele und Entwicklungen wie Virtual- und Augmented Reality bestimmen die Zukunft des bewegten Bildes ja maßgeblich mit.

Games sind längst angekommen und anerkannt, aber das Thema Förderung ist und bleibt ein Dauer-Aufreger. Ich bin auch der Überzeugung, dass das deutsche Fördersystem dringend optimiert werden muss. Mit diesem Thema werden wir uns natürlich auch auf der B3 beschäftigen. Bei uns debattieren Vertreter aus Film-, Games- und Finanzbranche über zukünftige gerechtere Finanzierungsmodelle in den Kreativbranchen.

B3 Biennale des bewegten Bildes: „Wollen Technik nicht kritiklos abfeiern.“

Welchen Beitrag kann und will die B3 leisten, um ein besseres Verständnis für Games als Ausdrucksform zu schaffen?

In diesem Jahr führt erst recht kein Weg an der Computerspiele-Branche vorbei. Unser Leitthema lautet „ON DESIRE. Über das Begehren“ – das schreit doch nach Games. Lust, Leidenschaft, Sehnsucht, auch Sucht, all das, was Games ausmacht, manifestiert hier.

Das Bewegtbild steht angesichts technologischer Entwicklungen vor revolutionären Veränderungen. Wir sind an dem Punkt, an dem beispielsweise Filme und Spiele zu einem neuen Erlebnis verschmelzen können. Wir wollen aber nicht die Technik kritiklos abfeiern, sondern uns auch mit den „Risiken und Nebenwirkungen“ beschäftigen. Zum Beispiel lautet ein Panel-Thema mit Michael Liebe von Booster: „VR und Games – Top oder Flop?“.

Wir wollen die Debatte – und dass sich die Akteure vernetzen.

Auf welche B3-Veranstaltung und welches Format mit Games-Bezug freuen Sie sich persönlich am meisten? Gibt es einen „Geheimtipp“, den sich B3-Besucher nicht entgehen lassen sollten?

Ich freue mich ganz besonders auf die Weltpremiere von Federico Solmi „The Great Farce“ am 28. November um 19.30 Uhr am Schauspiel Frankfurt. Das ist eine 110 Meter lange Videoinstallation an der Fassade des Schauspiels, in der Solmi ganz selbstverständlich neben anderen Medien auch Games-Techniken einsetzt.

Diese Arbeit zeigt in herausragender Weise, wie eng verwoben Medien wie Games, Kunst und Film schon sind.

Tickets für die B3 Biennale des bewegten Bildes 2017 sind auf der offiziellen Website erhältlich. Dort ist auch das vorläufige Festival-Programm einsehbar.