Start Karriere Tschö Germany – Folge 6: Kristina Rothe, Redmond, USA

Tschö Germany – Folge 6: Kristina Rothe, Redmond, USA

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Sprung über den großen Teich: Kristina Rothe ist Producerin beim
Sprung über den großen Teich: Kristina Rothe ist Producerin beim "Forza"-Studio Turn 10 in Redmond.

Wird demnächst „Forza Horizon 4“ angekündigt? Eine, die das ganz sicher wüsste, aber natürlich kein Sterbenswörtchen verrät, arbeitet seit über einem Jahr bei der Microsoft-Rennspiel-Tochter Turn 10 Studios in Redmond als Producerin: Kristina Rothe.

Ihre Games-Karriere startete Rothe 2008 als Projekt-Koordinator in der Londoner Zentrale von Square Enix Europe. Dort überwachte sie unter anderem die Lokalisierung – also die Übersetzung und Synchronisation – von Rollenspielen wie „Final Fantasy 14“ oder „Kingdom Hearts 358/2 Days“.

2010 wechselte Rothe nach München zu Bayerns größtem Spiele-Entwickler Travian Games, wiederum als Projektleiterin. Zwei Jahre später dann der Umzug nach Berlin: Als „Game Development Evangelist“ war sie erste Microsoft-Ansprechpartnerin und -Netzwerkerin für die Videospiele-Branche, vom Hobby-Entwickler über Indie-Studios bis zum Großkonzern. In dieser Rolle organisierte Rothe unter anderem Workshops und hielt Vorträge auf Konferenzen.

Seit Februar 2017, also seit über einem Jahr, ist sie nun Producerin bei der Microsoft-Tochter Turn 10 Studios in Redmond im US-Bundesstaat Washington, nahe Seattle, gleichzeitig Firmenzentrale von Microsoft mit weit über 40.000 Angestellten.

Kernkompetenz von Turn 10: Rennspiele. Mit den Xbox-One-/PC-Titeln „Forza Motorsport 7“ und „Forza Horizon 3“ stellt das Studio quasi den Industrie-Standard: Beide Serien gehören genre- und plattformübergreifend zu den bestbewerteten und erfolgreichsten Spielen der vergangenen Jahre.

An was Kristina Rothe derzeit arbeitet, ist natürlich streng geheim. Branchenbeobachter rechnen mit einer demnächst erfolgenden Ankündigung von „Forza Horizon 4“, spätestens im Rahmen der E3-Pressekonferenz von Microsoft. Der Vorgänger „Forza Horizon 3“ ist im September 2016 erschienen.

Tschö Germany: Turn-10-Producerin Kristina Rothe über Kaffee-Läden, Seattle und Papierkram

Immer wieder schmunzeln muss ich über diese amerikanische Redewendung:

„I’m working on a project“ bringt mich immer wieder zum schmunzeln, wenn auch eher wegen deren Anwendungsmöglichkeiten. Es gibt eine Menge Dinge, die man hier vor allem im häuslichen Umfeld mit „Ich habe ein Projekt“ oder „Ich arbeite gerade an einem Projekt“ umschreiben kann. Dazu gehören komplette Neugestaltungen von Wohnräumen (klar, ist ne größere Sache) als auch das Anbringen von Gardinen. Oder das Verteilen und Anbringen von Bildern. Größtenteils sind es aber Tätigkeiten, bei denen ich nicht sofort an „Projekt“ als Bezeichnung denke.

Das am wenigsten zutreffende Klischee über den Großraum Seattle lautet:

Dass es hier ausschließlich regnet. Das stimmt im Winter und Frühling, dafür strahlt die Sonne im Sommer und Herbst, was das Zeug hält.

Hingegen trifft folgendes Klischee über Stadt und Region definitiv zu:

Kaffee. Kaffee überall. So viel Kaffee. Vor allem in der Innenstadt von Seattle gibt’s an jeder Ecke mindestens einen Laden, der Kaffee in verschiedensten Formen und Ausführungen anbietet.

Noch immer nicht daran gewöhnt habe ich mich daran, dass in Redmond …

… sehr viel vom Auto abhängt. Auch wenn in den Städten wie Seattle Busnetz und Bahnen existieren, ist es deutlich einfacher und schneller, mit dem Auto zu fahren – einige Verbindungen fehlen sehr und andere sind umständlich und brauchen mal eben eine Stunde länger mit dem Bus als mit dem Auto. Nicht falsch verstehen – ich habe auch in Europa sehr gern Ausflüge mit dem Auto unternommen, aber im Alltag bevorzuge ich den öffentlichen Nahverkehr dann doch.

Nicht genug bekommen kann ich von der amerikanischen Spezialität namens…

Barbecue! Allerdings ist die Küche in Seattle und Umgebung sehr weitgefächert und wirklich international. Zu meinen absoluten Favoriten gehören momentan Dim Sum, Sushi und Pho.

Die wenigsten dürften wissen, dass in Seattle …

… eine zweite Stadtebene existiert! Als die Stadt gegründet wurde, gab es immer mal wieder Probleme mit der Nähe zum Meer und den Gezeiten. Wegen eines tragischen Zwischenfalls, brannte ein Großteil der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts nieder – dies wurde zum Anlass genommen, den Wiederaufbau ungefähr sechs Meter nach oben zu verlagern. Einige Teile der ursprünglichen Stadt können noch heute im Rahmen von geführten Touren besucht werden.

Von den USA könnte das Games-Entwicklerland Deutschland lernen:

Einerseits ist der Vergleich schwierig – die USA sind schließlich viel größer als Deutschland. Die Vielfalt, die sich dort findet, lässt sich – glaube ich – eher auf europäischem Niveau vergleichen. Andererseits würde es mich freuen, wenn mehr AAA-Studios (Entwickler von Multimillionen-Dollar-Großproduktionen, Anm. d. Red.) den Weg nach Deutschland finden würden. Auch wenn wir bereits einen ganz guten Mix an Entwicklern haben – mehr AAA-Entwickler in unterschiedlichen Genres wären klasse.

Umgekehrt könnte sich US-Studios von deutschen Spiele-Machern abgucken:

Da jedes Studio unabhängig von seiner geographischen Lage unterschiedlich ist, lässt sich das nur schwer verallgemeinernd sagen – zumal jede/r ganz eigene Prioritäten hat. Generell erlebe ich die Arbeits- und Studiokultur recht ähnlich zu der in Deutschland. Meiner Meinung nach hängen Unterschiede und Gemeinsamkeiten weniger von der Region ab als von den einzelnen Studios, Teams, Projekten und Projektzielen selbst.

Allen, die mit einem Wechsel in die US-Gamesbranche liebäugeln, möchte ich Folgendes mit auf den Weg geben:

Seid offen für alles, was euch begegnet und genießt die Zeit und alles, was ihr hier erlebt und lernt! Bereitet euch aber auch gut vor: Schaut euch nach den regional gängigen Plattformen und Tools um, die für die Wohnungssuche etc. verwendet werden, informiert euch über mögliche Konsequenzen in Sachen Finanzen, Versicherungen und so weiter – und bringt euren Papierkram in Ordnung, den werdet ihr nämlich brauchen. Der Schritt nach Amerika hat es etwas mehr in sich als ein Umzug innerhalb der EU und benötigt daher ein wenig mehr Vorbereitung, damit ihr eure Zeit hier in vollen Zügen genießen könnt.

Über Tschö Germany

In der Serie „Tschö Germany“ stellt GamesWirtschaft in loser Folge spannende Persönlichkeiten der Games-Branche vor, die ihre Karriere in Deutschland gestartet haben und mittlerweile im Ausland leben und arbeiten – manchmal temporär, oft aber auch mit langfristigen Plänen.