Start Karriere Tschö Germany – Folge 4: Frank Fay, Riot Games, Los Angeles

Tschö Germany – Folge 4: Frank Fay, Riot Games, Los Angeles

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Frank Fay ist Senior Development Manager bei Riot Games in Los Angeles.
Frank Fay ist Senior Development Manager bei Riot Games in Los Angeles.

Auf halber Strecke zwischen Santa Monica Pier und Beverly Hills liegt der Arbeitsplatz von Frank Fay: In der Zentrale von Riot Games in Los Angeles arbeitet der Senior Development Manager an einem der meistgespielten Online-Games der Welt – „League of Legends“.

Begonnen hat Frank Fay seine Laufbahn bereits 1995 bei Bomico, wo er in der Qualitätssicherung arbeitete. Das einst in Kelsterbach bei Frankfurt ansässige Unternehmen gehörte über viele Jahre hinweg zu den bedeutendsten Distributoren von Spiele-Software: Studios wie Interplay, Virgin, Maxis, Blizzard oder Sierra ließen ihre Neuheiten von Bomico an den Handel ausliefern. Im Anschluss war Fay als Producer und Produkt-Manager für einige der bekanntesten nationalen und internationalen Spielehersteller tätig, darunter Ubisoft Blue Byte, Sunflowers, Gameforge, Atari, MicroProse und Psygnosis.

Im April 2014 wechselte er nach Irland als Senior Development Manager zur dortigen Niederlassung von „League of Legends“-Hersteller Riot Games – im Februar 2017 folgte dann der Umzug in die Riot-Zentrale nach Los Angeles. Mit seinem Team aus Software-, Netzwerk-und Infrastruktur-Experten kümmert sich Frank Fay darum, dass die Verbindung der Spieler über Kontinente hinweg und rund um die Uhr möglichst nie abreißt. Dort trägt er große Verantwortung: „League of Legends“ gehört zu den Top 3 der weltweit meistgespielten und meistgestreamten eSport-Titel.

Tschö Germany: Riot Games-Manager Frank Fay über Rush Hour, die Berliner Mauer und das kalifornische Wetter

Immer wieder schmunzeln muss ich über folgende amerikanische Redewendung:

Wenn irgendjemand zu mir “to be frank…” (bedeutet so viel wie: „Um ehrlich zu sein…”) sagt, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Woran ich mich nach Irland auch wieder gewöhnen musste, war, dass man auf “How are you?” eine Antwort bekommt.

Das am wenigsten zutreffende Klischee über den Großraum Los Angeles lautet:

“It is always sunny in California” stimmt definitiv nicht. Gerade der Januar und der Februar waren dieses und letztes Jahr recht regenreich.

Hingegen trifft folgendes Klischee über Stadt und Region definitiv zu:

In Los Angeles liegen Reichtum und Armut wirklich nah beieinander. An einer Ecke steht eine Multimillionen-Dollar-Villa – und einen Block weiter hausen Obdachlose unter menschenunwürdigen Bedingungen am Straßenrand. Das geht mir und meiner Frau jedes Mal unter die Haut.

Noch immer nicht daran gewöhnt habe ich mich daran, dass in Los Angeles …

… 24 Stunden am Tag Rush-Hour ist, egal wann und wo. Zudem ist Los Angeles so groß, dass man einfach ein Auto benötigt. Das führt leider dazu, dass man sich mit seinen Kollegen eigentlich nie außerhalb der Arbeit spontan treffen kann. Man wohnt einfach zu weit auseinander und der Verkehr tut sein Übriges. Man muss sein Wochenende oder den Einkauf gut planen.

Nicht genug bekommen kann ich von der amerikanischen Spezialität namens…

Blueberry Pancakes und Breakfast Burritos.

Die wenigsten dürften wissen, dass in Los Angeles …

… der größte zusammenhängende Mauerstreifen außerhalb Berlins steht. Die Original-Mauersegmente wurden am Wilshire Boulevard vor dem Los Angeles County Museum of Art aufgestellt. Ein weiteres Mauersegment steht vor dem Eingang des Wende-Museums in Culver City.

Der aus meiner Sicht größte Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Studios besteht darin:

Das ist schwer zu beantworten, da ich bisher nur bei Riot Games in den USA gearbeitet habe. Daher kann ich nur diese Erfahrung als Referenz nehmen und das, was mir befreundete US-Entwickler erzählen. Einer der größten Unterschiede besteht meiner Meinung nach darin, dass viele deutsche Studios immer alles perfekt machen wollen und zu lange an ihren Spielen herumschrauben, bevor sie es Spielern in Form einer Beta zugänglich machen. Und für Produktentscheidungen werden zu viele harte Fakten herangezogen, meist in Form von KPIs (Key Performance Indicator = Leistungskennzahl, Anm. d. Red.) oder Metriken – und weniger weiche Faktoren wie Vision, Gefühle oder Spieler-Feedback. Und es wird manchmal zu viel und zu lange diskutiert.

Von den USA könnte das Games-Entwicklerland Deutschland lernen…

Deutsche Studios rauschen viel zu schnell durch Discovery und Pre-Production. Es wird sich zu wenig Zeit für die Definition des Kern-Gameplays, des gewünschten Qualitätsmaßstabs oder für die Reduktion von Produktionsrisiken genommen. Amerikanische Studios nehmen sich hier viel mehr Zeit, testen viel aus und verwerfen auch viel wieder. Der gesamte Entwicklungsprozess ist wesentlich iterativer, sprich: kurze Zyklen und in Stufen. In Deutschland wird hingegen zu rekursiv entwickelt, also lange Zyklen und vertikal.

Umgekehrt könnten sich US-Studios von deutschen Spiele-Machern abgucken …

Deutsche Entwickler sind exzellente Techniker und wesentlich spezialisierter als ihre amerikanischen Kollegen. Deutsche Studios scheinen außerdem besser in der Lage zu sein, mit wesentlich geringeren Mitteln bessere Ergebnisse zu erzielen.

Allen, die mit einem Wechsel in die US-Gamesbranche liebäugeln, möchte ich Folgendes mit auf den Weg geben:

Um in den USA arbeiten zu können, benötigt man ein vom Arbeitgeber gesponsertes Arbeitsvisum, das einer strikten Regulierung unterliegt. Außerdem sollte man sich vorher überlegen, warum man ins Ausland wechseln möchte. Das Gras erscheint einem immer grüner auf der anderen Seite. Ein Sozialsystem, wie man es aus Europa gewohnt ist, existiert in den USA nicht – und die Rechte für Arbeitnehmer in Kalifornien, die zu den sozialsten in den USA gehören, sind relativ lasch. Verliert man seine Arbeitsstelle, so verliert auch das Arbeitsvisum seine Gültigkeit und man muss die USA verlassen.

Über Tschö Germany

In der Serie „Tschö Germany“ stellt GamesWirtschaft in loser Folge spannende Persönlichkeiten der Games-Branche vor, die ihre Karriere in Deutschland gestartet haben und mittlerweile im Ausland leben und arbeiten – manchmal temporär, oft aber auch mit langfristigen Plänen.