Start Politik Koalitionsverträge: Kiel und Düsseldorf wollen Games-Branche stärken

Koalitionsverträge: Kiel und Düsseldorf wollen Games-Branche stärken

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Im nordrhein-westfälischen Landtag regiert ab 2017 eine Koalition aus CDU und FDP (Foto: Landtag NRW/Bernd Schälte)
Im nordrhein-westfälischen Landtag regiert ab 2017 eine Koalition aus CDU und FDP (Foto: Landtag NRW/Bernd Schälte)

eSport, Startups, Förderung: Die druckfrischen Koalitionsverträge für Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein enthalten positive Signale für die Games-Branche.

In den Landtagen von Kiel und Düsseldorf regieren künftig CDU-Ministerpräsidenten: Wenn alles nach Plan läuft, werden Daniel Günther und Armin Laschet in rund zwei Wochen vereidigt. Zuvor mussten noch Koalitionsverträge ausverhandelt werden: Die Ergebnisse für Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein liegen seit heute vor.

Den Games-Unternehmen vor Ort sowie Lobby-Verbänden wie dem BIU ist es gelungen, wesentliche Forderungen in den Dokumenten zu verankern.

Nordrhein-Westfalen: Koalition will Games-Branche fördern

Die einstige Vormachtstellung im Games-Segment hat Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren eingebüßt, gerade im Vergleich zu Boom-Standorten wie Hamburg, Berlin, Frankfurt und München. Zu den verbliebenen Eckpfeilern zählen die Niederlassungen von Electronic Arts (Köln) und Ubisoft (Düsseldorf) – und natürlich die Gamescom, die alljährlich eine halbe Million Spielefans in die Domstadt lockt.

Dabei habe die Games-Entwicklung neben dem Film und dem Kunsthandel „hohe Bedeutung für das Land, die wir nach Kräften fördern wollen.“ So steht es zumindest im heute vorgestellten Koalitionsvertrag.

CDU und FDP wollen die Film- und Medienstiftung NRW um- und ausbauen, insbesondere mit Blick auf die „wachsende kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Games-Branche“. Die Mittel für die Film- und Medienförderung sollen daher erhöht werden, unter ausdrücklicher Berücksichtigung von Computer- und Videospielen.

Vorgesehen ist zudem die Gründung eines „Exzellenz-Startup-Centers“ mit Schwerpunkt Unterhaltungssoftware/Games vor, das Startups, Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Verbände vernetzen will. Games-Unternehmen sollen von der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Medienbranche profitieren.

Ein ganz besonderes Schmankerl ist auf Seite 97 in der Rubrik „Privater und öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ versteckt: Die schwarz-gelbe Koalition will die Lizenzpflicht für Live-Streaming-Angebote wie Twitch abschaffen. Wörtlich heißt es: „Die Regeln für Streaming-Dienste passen wir an das digitale und konvergente Zeitalter an (keine Lizenzpflicht)“ – weitere Hintergründe zu dieser überraschenden Entwicklung finden Sie in diesem Beitrag.

Zum Thema eSports enthält der NRW-Koalitionsvertrag keine Einträge.

Games-Republik Deutschland: Die 50 größten Studios und Publisher (Stand: Mai 2017)
Games-Republik Deutschland: Die 50 größten Studios und Publisher (Stand: Mai 2017)

Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein: „Feste gesellschaftliche Integration des eSports.“

Gerne würde man behaupten, in Schleswig-Holstein gäbe es Games-Studios wie Sand an Nord- und Ostsee. Doch auf der Games-Landkarte findet das nördlichste Bundesland faktisch nicht statt.

Das soll sich ab diesem Jahr ändern: Das sogenannte Jamaika-Bündnis aus CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP hat einen Koalitionsvertrag ausgehandelt, der sich unter anderem den „zunehmend digitalisierten Branchen der Kreativwirtschaft“ widmet, inklusive der Games-Industrie. Wie genau dies gelingen soll, darüber schweigt sich das Dokument aus. Immerhin soll Schleswig-Holstein „zu einer digitalen Vorzeigeregion“ werden, unter anderem durch den obligatorischen Breitbandausbau und Gratis-WLAN in öffentlichen Gebäuden.

Im Abschnitt „Sport“ ist die Absicht verankert, das Image Schleswig-Holsteins durch Sportveranstaltungen national wie international zu heben. Dazu zählen laut Koalition auch „moderne Veranstaltungsformate, wie zum Beispiel eSport-Events“. Der elektronische Sport sei für Millionen überwiegend junger Menschen Hobby und Freizeitbeschäftigung, „bei der es um Geschicklichkeit, Konzentration, Mannschaftsgeist, Fairness und erlernte Fähigkeiten geht.“

Philosophische „Sport oder nicht Sport“-Fragen will die künftige Regierung ausblenden: Vielmehr soll das Engagement positiv aufgenommen werden, um eine „effektive Jugendarbeit, eine Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit und eine feste gesellschaftliche Integration des eSports in das Gemeinwesen zu gewährleisten.“