Start Meinung Felix Falk: Deutschland braucht eine zukunftsorientierte Games-Förderung

Felix Falk: Deutschland braucht eine zukunftsorientierte Games-Förderung

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Gastbeitrag von BIU-Geschäftsführer Felix Falk zur Kolumne
Gastbeitrag von BIU-Geschäftsführer Felix Falk zur Kolumne "Deutscher Computerspielpreis: Eine Branche kauft sich frei"

BIU-Geschäftsführer Felix Falk antwortet auf die GamesWirtschaft-Kolumne „Deutscher Computerspielpreis: Eine Branche kauft sich frei“. Wir dokumentieren seinen Gastbeitrag im Wortlaut.

[no_toc]Hat sich „die Branche“ mit dem Deutschen Computerspielpreis von einer Abgabe auf Games freigekauft? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Kommentars von Petra Fröhlich kurz vor der Gala des Deutschen Computerspielpreises.

Damit wird eine Debatte aus ganz alten Tagen (inklusive alter Reflexe) aufgegriffen, die aus meiner Sicht damals schon fragwürdig war und die mit der heutigen Realität nichts mehr zu tun hat.

Deutscher Computerspielpreis: Gegengewicht zur Killerspieldebatte

Kurz: Die erneute Diskussion um eine Förderabgabe erweist unserer Branche, dem Deutschen Computerspielpreis und einer Entwicklungsförderung für Games einen echten Bärendienst. In ihrem Meinungsbeitrag blendet Petra Fröhlich zudem wichtige Aspekte aus oder vermischt diese seltsam miteinander.

Konkret dazu:

  1. Der Deutsche Computerspielpreis hat überhaupt gar nichts mit der Förderdebatte zu tun. Wie Petra Fröhlich richtig bemerkt, war ich damals selbst auf Seiten der Politik dabei. Wir haben mit dem Deutschen Computerspielpreis erfolgreich ein Gegengewicht zur Killerspieldebatte geschaffen und erstmals klargestellt, dass Games Kulturgut sind. Eine Verknüpfung mit einer Förderabgabe herzustellen, ist nun wirklich völlig verquer.
  2. Der Film ist die einzige Medienbranche, in der es eine Abgabe gibt und diese stammt aus den 60er Jahren. Im Gegenzug wurde damals der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Filme eingeführt plus Ausnahmen bei der Vergnügungssteuer. Am Ende war es für den Film eher ein finanzielles Nullsummenspiel. Die anderen Medienindustrien wie die Buch- oder Musik-Branche verfügen über Fördersysteme ohne Abgaben und sind schlau genug, auch nicht danach zu rufen. Und zur Erinnerung: wir reden in Deutschland derzeit von über 400 Millionen Euro in der Filmförderung, der 3 Millionen Euro Games-Förderung gegenüberstehen.
  3. Die Geschäftsmodelle unserer Branche sind extrem vielfältig, viele Vertriebsplattformen sitzen im Ausland und es ist für viele Unternehmen kein Problem, digitale Verkäufe über das Ausland abzuwickeln. Wenn man eine Abgabe bei Games überhaupt praktisch sinnvoll umsetzen könnte (ich bezweifle das), bleiben in erster Linie die Unternehmen mit Sitz in Deutschland darauf sitzen. Und dabei wissen wir auch alle, dass die alte Trennung in Entwickler und Publisher schon längst nur noch begrenzt sinnvoll ist. Die Branche schneidet sich mit so einer Forderung also ins eigene Fleisch.

Felix Falk: Abgaben-Debatte schadet den Entwicklern

Wichtig ist doch: Wir brauchen als deutsche Games-Branche eine Entwicklungsförderung, um im globalen Vergleich wirklich mitspielen zu können. Andere Länder wie Großbritannien, Kanada, Polen oder auch Italien machen vor, wie eine erfolgreiche Förderung aussehen kann – natürlich ohne Abgabe. Jetzt eine Debatte zu betreiben, in der es darum geht, wie die Unternehmen selbst die Aufgabe der öffentlichen Förderung übernehmen können, ist für mich völlig unverständlich.

Sie schadet den Entwicklern und versucht einmal mehr, einen Keil in die Branche zu treiben. Dabei ist doch völlig klar: Politisch können wir eine substanzielle Förderung nur erreichen, wenn wir gemeinsam als Branche dafür einstehen – kleine wie große Unternehmen, nationale wie internationale.

Ich selbst und viele andere, sowohl im BIU als auch im GAME, arbeiten politisch mit Hochdruck an der Games-Förderung und gewinnen immer mehr Partner und Zustimmung. Nach einer Abgabe hat mich bei meinen zahlreichen Gesprächen noch niemand gefragt. Wie absurd wäre es, wenn ich beim nächsten Mal vorschlage, dass sich die Branche über eine Abgabe ja mit eigenem Geld selbst fördern kann?

Felix Falk: Wir brauchen eine zukunftsorientierte Games-Förderung

Ja, ich bin da sehr vehement, denn die Entwicklungsförderung ist für mich eine Herzensangelegenheit. Es wäre wirklich deprimierend, wenn alte, sinnlose Debatten, die von Vielen geleistete Arbeit und unsere Chancen, endlich eine Förderung umzusetzen, gefährden.

Wir haben als BIU ein Gesamtförderkonzept vorgelegt und dabei den Ansatz der steuerlichen Förderung so konkretisiert, dass die Diskussion auf einer ganz anderen Ebene möglich geworden ist. Das zeigt auch die geschlossene Allianz mit der Film-Branche.

Bei den Erinnerungen wie es früher einmal war, kann und will ich nur begrenzt mitreden. Für mich wichtig ist, dass der BIU heute die gesamte Games-Branche vertritt und sich für eine Entwicklungsförderung einsetzt, die kleinen, mittleren wie großen Unternehmen gleichermaßen zu Gute kommt. Schließlich brauchen wir keine Debatte von Vorgestern, sondern schnellstmöglich eine zukunftsorientierte Games-Förderung in Deutschland. Für dieses gemeinsame Ziel kämpfen wir zusammen mit der großen Mehrheit der deutschen Games-Branche.

GamesWirtschaft-Kolumnen spiegeln stets die Meinungen und Einschätzungen der Autoren wider und entsprechen nicht zwingend der Meinung der Redaktion.

Über den Autor:

Felix Falk ist seit Jahresbeginn 2017 der Nachfolger von Maximilian Schenk in der Rolle des Geschäftsführers beim Berliner Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e. V. (BIU). Zuvor war Falk acht Jahre Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), zu deren Trägern der BIU gehört. Im Verband sind mit Firmen wie Sony, Nintendo, Microsoft, Electronic Arts oder Ubisoft die umsatzstärksten Games-Unternehmen vertreten. Zu den Schwerpunkten des BIU zählt die Ausrichtung der Gamescom in Köln und des Deutschen Computerspielpreises.