Gegenüber 2009 hat sich die Zahl der USK-geprüften PC- und Konsolenspiele fast halbiert – immens gewachsen ist der Anteil der IARC-Einstufungen in den Appstores.

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle e. V. (USK) mit Sitz in Berlin ist für die Alterskennzeichnungen von Computer- und Videospielen zuständig – und damit das Pendant zur FSK beim Film.

Jetzt liegt die Jahresstatistik für 2016 vor. In der abgelaufenen Saision wurden insgesamt 1.646 Spiele geprüft. Das ist ein neuer Tiefststand: Nie zuvor wurden so wenige klassische PC- und Konsolenspiele von der USK geprüft und freigegeben – im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Vorgänge um rund zehn Prozent.

Die seit sieben Jahren rückläufige Zahl an Prüfvorgängen ist umso bemerkenswerter, weil die USK neben PC- und Konsolenspielen auch Zeitschriften-DVDs, Demo-Versionen und Gamescom-Trailer freigibt.

USK Jahresstatistik 2016: Zahl der klassischen Prüfvorgänge sinkt

Wie kann das sein, wo doch die Zahl der Veröffentlichungen via Appstore und Steam zuletzt neue Rekord-Pegelstände erreicht hat?

Zum einen kommt im Google Play Store, im Xbox-Store oder im Nintendo eShop nicht die USK-Einstufung zum Einsatz. Stattdessen verwenden diese Plattformen das international einheitliche IARC-Rating, an dem auch die USK federführend mitwirkt. Zuletzt hat sich auch der Oculus Store dem System angeschlossen, über den die Facebook-Tochter Virtual-Reality-Games und -Anwendungen Spiele vertreibt. Die im IARC (International Age Rating Coalition) zusammengeschlossenen Institutionen – darunter PEGI, ESRB und eben die USK – haben im abgelaufenen Jahr 1,5 Millionen Spiele geprüft; die Kosten tragen die Vertriebsplattformen, also Google, Microsoft oder Nintendo. Nicht Mitglied der IARC sind zum Beispiel der PlayStation Store oder iTunes.

Zum zweiten ist die absolute Zahl der klassischen PC- und Konsolen-Spiele seit Jahren rückläufig: Publisher wie Electronic Arts oder Activision Blizzard konzentrieren sich auf Blockbuster-Marken und veröffentlichen pro Jahr nur eine Handvoll wirklich neuer Spiele. Erscheint ein- und dasselbe Spiel auf mehreren Plattformen, wird jeder Prüfvorgang separat gezählt. FIFA 17 für PC, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und Xbox One entspricht also fünf von 1.646 USK-Prüfvorgängen.

Und zum dritten würde die Zahl natürlich drastisch höher ausfallen, wenn relevante Anbieter wie Valve oder Apple einem der Alterskennzeichnungs-Systeme angeschlossen wären. Wer sein PC-Spiel nur als Download-Version via Steam und nicht im stationären Handel veröffentlicht, kann sich die USK-Gebühren von mindestens 1.200 Euro pro Titel sparen. Laut USK laufen derzeit Verhandlungen mit weiteren Plattform-Betreibern über den IARC-Anschluss.

Die prozentuale Verteilung der Alterskennzeichen ist gegenüber 2015 fast unverändert.
Die prozentuale Verteilung der Alterskennzeichen ist gegenüber 2015 fast unverändert.

USK Jahresstatistik 2016: Berufungsverfahren und Appelationen nehmen zu

Die prozentuale Verteilung der ausgestellten Alterskennzeichnungen (ab 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren) veränderte sich nur in Nuancen. Das Gros der Kennzeichnungen entfällt auf die Einstufungen bis maximal USK 12. Der Anteil der 18er-Spiele verharrt auf gewohnt niedrigen 7 Prozent.

Allerdings darf man aus dieser Zahl nicht den Schluss ziehen, die Bedeutung von Action- und Rollenspielen würde abnehmen – im Gegenteil. Mehr als zwei Drittel der 20 meistverkauften Computerspiele des Jahres 2016 weisen entweder ein USK-16- oder USK-18-Logo auf. Neun Spiele und damit gut die Hälfte der 2016-Bestseller sind ausschließlich für ein erwachsenes Publikum freigegeben.

Die meistverkauften PC- und Konsolenspiele des Jahres 2016 im Überblick.
Die meistverkauften PC- und Konsolenspiele des Jahres 2016 im Überblick.

Gestiegen ist die Zahl der Berufungsverfahren und der sogenannten Appellationen, bei denen ein Bundesland Einspruch gegen eine USK-Entscheidung einlegt. Dies war bei den Spielen „Killing Floor 2“ und „Dead Rising 4“ der Fall, was bei beiden Spielen zu einer USK-18-Einstufung führte (weitere Hintergründe finden Sie in diesem Gastbeitrag von Rechtsanwalt Dr. Andreas Lober). Die USK führt diesen Trend unter anderem darauf zurück, dass die Gremien und Institutionen das veränderte Medienkonsum-Verhalten von Kindern und Jugendlichen registrieren und berücksichtigen.